25. Juli 2021

Mehr als nur ein Filmfestival

20. Naturvision Filmfestival: Ein Rückblick

Lesezeit: 3 min.

Es ist angesichts der Entwicklungen der letzten eineinhalb Jahre sicherlich durch offene Türen gerannt, auf die Relevanz des NaturVision Filmfestivals hinzuweisen, der Versuchung zu widerstehen fällt allerdings viel zu schwer, deswegen: Die Ludwigsburger hatten für ihr 20. Jubiläum, das coronabedingt ins Netz verlagert werden musste, wieder ein großes und sehr vielfältiges Programm zusammengestellt, das einem erneut eindrucksvoll die Welt, in der wir leben, greifbar machte, aber ebenso eindringlich drauf hinwies, dass wir mit ihr leider alles andere als pfleglich umgehen und dass Ereignisse wie die Covid-19-Pandemie oder – ganz frisch – die Hochwasserkatastrophe in NRW nicht einfach so aus heiterem Himmel passieren. Das mag sich jetzt angesichts der Tatsache, dass momentan das Thema Klimaschutz allgegenwärtig ist, reichlich banal anhören, man kann allerdings davon ausgehen, dass auch dieses Thema blitzschnell im immer kurzatmiger und hysterischer werdenden Medienzirkus versumpft, Meteorologen sich in irgendwelchen dümmlichen Geschwätzshows „Duelle“ liefern werden und ein Teil der Politik-Prominenz weiterhin denkt, dass es sich um eins dieser komischen Jugendhypes à la TikTok handelt und das entsprechend propagiert.

Festivals wie NaturVision bilden hier einen unaufgeregten, aufklärenden Gegenpool, es wird maßgeblich dazu beigetragen, das Bewusstsein für unsere Welt zu schärfen oder überhaupt erst ein Bewusstsein zu schaffen (klugerweise werden bei der Gestaltung des Programms Kinder und Jugendliche berücksichtigt).


„Fast Fashion: The Real Price of Low-Cost“

Was gab’s zwischen dem 14. und dem 18. Juli zu sehen? Eine Menge! Eigentlich viel zuviel für gerade mal fünf Tage. Es wurden über 120 Filme, zum Jubiläum auch ältere, die bereits in den vorherigen Jahren liefen, angeboten. Die thematische Bandbreite war groß. Außer um Corona („Corona – Das Virus und das Pangolin“) und Klimaschutz („Aufschrei der Jugend“ über Fridays for Future), ging’s unter anderem um die dunkle Seite der Modeindustrie („Fast Fashion: The Real Price of Low-Cost“, „Aus den Augen aus den Sinn“), darum, wie Umweltfreundlichkeit vorgeschoben wird, um weiterhin ungestört Kasse zu machen („Grüne Lügen – Die Tricks mit dem Greenwashing“), um den Irrsinn des Kapitalismus („Oeconomia“) oder um wunderbar leidenschaftliche Nationalparkgründer („Die Nationalparkidee – vom bayrischen Wald nach Siebenbürgen“). Wem der Sinn eher nach kurz und knackig stand, konnte sich Kurzfilme wie die Dystopie „Im Grünen“ oder super-süße „Die Sendung mit der Maus“-Kurzdokus, zum Beispiel über Seepferdchen, zu Gemüte führen oder einen Abstecher zum „Raum zum Umdenken“ machen. Ein Bereich des großen Rahmenprogramms, in dem sich Unternehmer, Umweltaktivisten oder diezukunft.de-Autoren (ja, genau, ich, allerdings nur als unwürdiges Beiwerk meiner zauberhaften besten Freundin) mit Beiträgen zum Thema „Umdenken“ verewigt hatten.


„Grüne Lügen – Die Tricks mit dem Greenwashing“

Das bei dem immensen Programm, das hier aufgefahren wurde, nicht immer alles rundum gelungen ist, der ein oder andere Film zu lang, zu platt oder sonst was ist, liegt in der Natur der Sache, allerdings mussten für das wirklich extrem üppige Programm gerade mal 18€ (25€, wer supporten wollte) gelöhnt werden und da lassen sich Durchhänger federleicht verschmerzen, zumal die Veranstaltung in ihrer Gesamtheit ja durchaus weitaus mehr ist, als „nur“ ein Filmfestival – man entdeckt auch immer die Welt ein wenig mehr und Entdeckungsreisen verlaufen bekanntermaßen nie ganz glatt.

Die NaturVision bleibt jedenfalls nach wie vor eine wichtige und nicht genug zu preisende Bereicherung und es freut zu hören, dass das nächste Festival (21. – 24. Juli) vor Ort und online stattfinden wird – also jetzt gibt’s nun wirklich keine Ausrede mehr!

Nach wie vor frei zugänglich sind folgende Bereiche:

Raum zum Umdenken

Film und Themengespräche

Bildung für nachhaltige Entwicklung

NaturVision Jubiläumsschrift und weitere Jubiläumsspecials

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