12. Dezember 2021

„Echo Generation“: Mal wieder ein Hauch von „Stranger Things“

Kurztest: Ein sympathisches Indie-Game mit Retroflair

Lesezeit: 3 min.

Noch immer hält der Trend in der Gamesbranche an, uns in nostalgische Trips in die 80er und 90er Jahre zu entführen. Und das sehr gerne mit  Zutaten wie einer Gruppe jugendlicher Helden, die auf übernatürliche Wesen treffen, was gerade die Serie Stranger Things zum oft zitierten Massenphänomen der letzten Jahre gemacht hat. In diese Riege reiht sich auch Cococucumbers Indie-Mix aus Adventure und Rollenspiel Echo Generation ein (seit Ende Oktober für Microsoft-Konsolen und PC digital zum Preis von rund 25 Euro erhältlich), das u.a. mit viel Humor, einer feinen Story, rundenbasierten Kämpfen und schicker Voxelgrafik punktet.

Angesiedelt ist das Geschehen in einer kanadischen Kleinstadt namens Maple Town im Jahre 1993, in der es für die Menschen zum ansonsten recht normalen Alltag gehört, dass auch Tiere sprechen können. Mit der Kleinstadtruhe ist es allerdings vorbei, als eines Tages ein Ufo in einem Kornfeld abstürzt und sich zunehmend seltsame Dinge in dem Städtchen abspielen. Alldem gehen zwei Geschwister im Verlauf der Story nach, die doch eigentlich nur einen Amateur-Alienfilm drehen wollten. So weit, so bekannt.

Das Gameplay unterteilt sich in einen eher adventurelastigen Teil, in dem wir die Stadt und die Umgebung erkunden, Hinweise für die zuweilen gar nicht mal so leichten Point&Click-Rätsel lösen und Dialoge führen, während wir im Actionteil rundenbasierte Gefechte mit unserer (auch wachsenden) Party ausführen, die sehr an klassische JRPG-Kost früherer Tage erinnert.

Die Story unterteilt sich dabei in Haupt- und Nebenmissionen, wobei letzteres uns neue Fähigkeiten, Gegenstände oder sogar Partymitglieder bescheren kann. Kommt es zum Kampf gegen die nicht nur außerirdischen Wesen, sind neben Strategie bei Angriff oder Abwehr ebenso Reaktionen bei kleinen Tests gefragt, die darüber entscheiden, wie wirkungsvoll etwa ein Angriff ausfällt. Eine Mechanik, die sich leider recht bald abnutzt und eher nerven kann anstatt zusätzliche Spannung reinzubringen. Gerade die Duelle gegen größere Bosse fallen knackig aus und da Echo Generation hauptsächlich auf sichtbare Gegner setzt, kommt angenehmerweise nicht der Zufallskämpfefrust früherer Tage auf. Kleiner Tipp: Wer seine Partymitglieder konstant auflevelt und nicht zu sehr durchmischt, dürfte mit etwas strategischem Geschick insgesamt keine größeren Probleme bis zum Finale haben.

Die Rätsel innerhalb der gut 10-12 Stunden dauernden Kampagne fordern hingegen nochmal mehr von uns als die Kämpfe. Hier dürften sich alte LucasArts- bzw. Point&Click-Fans wohl fühlen, denn die Macher bauen bei ihren Kopfnüssen auf viel um die Ecke gedachte Aufgaben, die sich oft leider mit nur wenigen Hinweisen begnügen. Wer hier keine Geduld mitbringt oder Bock auf Rätsel hat, in denen Gegenstände in einer bestimmten Reihenfolge kombiniert und überhaupt erst einmal mit viel Hin- und Hergelaufe gefunden werden müssen, könnte an Echo Generation bald die Lust verlieren.

Sehr gut gelungen ist dagegen der Spagat aus Humor und Grusel. Während die Dialoge mit den gerne auch mal schrulligen Charakteren mit teils witzigen Pointen aufwarten, hat das Spiel manchmal sogar richtig schaurige Überraschungen in petto, ohne allerdings zum richtigen Horrorspiel zu mutieren – auch das eine Art Hommage an Stranger Things. Ebenso gelungen ist die Präsentation im Voxeldesign, die sowohl die sympathischen Helden als auch die abwechslungsreichen Umgebungen (wie einen Friedhof, Brücken oder einen Wald) in feinstem Retrolook ausstellen.

Technisch gibt es an Echo Generation nichts zu meckern (wir spielten auf PC). Die (Gamepad-)Steuerung lief insgesamt flüssig, die herrlich bunte Grafik flimmerte nicht und Bugs waren ebenfalls nicht zu verzeichnen. Der Synthiesound fügt sich dazu nahtlos in die positive Inszenierung ein und verströmt genau den zusätzlichen Schuss Retroflair, dessen Annahme wohl hauptsächlich darüber entscheidet, ob man Echo Generation ins Herz schließt oder mit einem „Ganz ok, aber nicht überragend“-Gefühl zur Seite legt.

Fazit

Sehr charmante Hommage zwischen Point&Click-Adventure und Rollenspiel, bei dem die Einzelkomponenten weniger überzeugen als die Summe aller Teile.

Echo Generation • Cococucumber • RPG • Xbox Series X/Xbox One/PC

Abb. © Cococucumber

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