10. Januar 2022

Der Film „Mother/Android“ auf Netflix

Hochschwanger durch den Aufstand der Androiden

Lesezeit: 2 min.

Georgia (groß geworden: Chloë Grace Moretz alias Hit-Girl aus „Kick-Ass“) und ihr Freund Sam (Algee Smith aus „Euphoria“) gehen noch aufs College und stehen als Paar kurz vor der Trennung. Dann erfahren sie eines abends nicht nur, dass G. schwanger ist. Lediglich ein paar Stunden später, als die beiden gerade auf einer Party bei Freunden streiten, kommt es außerdem in den ganzen USA zum brutalen Aufstand der lebensechten Androiden-Butler, die es in den meisten amerikanischen Haushalten inzwischen gibt. Nach einigen Monaten Krieg und Apokalypse flüchten Sam und die nun hochschwangere G. in die Wildnis und hoffen auf Boston und ein Schiff in Richtung Asien. Doch in den Camps der menschlichen Widerstandskämpfer geht es rau zu, und die starken, schnellen Androiden und ihre wendigen Drohnen lauern im Niemandsland um Boston überall und greifen überdies zu hinterlistigen Taktiken …

Mattson Tomlin schrieb das Drehbuch zu Netflix’ eigenem Superheldenfilm „Project Power“ mit Starbesetzung. Kürzlich erschien darüber hinaus die von Tomlin verfasste Comic-Trilogie „Batman: Die Maske im Spiegel“, die immerhin Fanliebling Jock gezeichnet hat. Passenderweise ist Tomlin seit Längerem angeblich in zwei weitere Comic-Adaptionen involviert, nämlich die angedachten Verfilmungen der SF-Comics „Fear Agent“ und „Memetic“. Dazu kommen ein geplanter Netflix-Filmreboot von Videogame-Cyborg-Held Mega Man und eine angekündigte Animationsserie zu „Terminator“. Eine Zeitlang war der hoch gehandelte Tomlin obendrein mit dem kommenden „The Batman“-Film von Regisseur Matt Reeves verstrickt, allerdings reichte es am Ende aller Revisionen wohl nicht mehr für einen Drehbuch-Credit, da gibt es ja bestimmte Regeln. Reeves ist dafür einer der Produzenten des Science-Fiction-Films „Mother/Android“, den Tomlin als Autor und Regisseur umgesetzt hat. In den Staaten ging der Streifen Ende 2021 bei Hulu online, hierzulande kann er seit 7. Januar bei Netflix gestreamt werden.

Mehr als überraschungsarmen Genre-Standard im Indie-Film-Look bietet „Mother/Android“ jedoch nicht. Deshalb hat der Film, der im „The Batman“-Fahrwasser unter Umständen womöglich etwas mehr Aufmerksamkeit erhalten hätte, bisher nicht sonderlich viel Liebe von Publikum und Kritik erfahren. Das liegt vor allem daran, dass „Mother/Android“ stets wie ein ordentlicher, über weite Strecken sicher inszenierter und glaubhaft gespielter Independent-Streifen daherkommt und sich mit diesem Handwerk und Charme fast über die Hälfte der Zeit retten kann – das aber eben alles nicht genügt, um den Film und seine früh ausrechenbaren Twists ins Ziel zu bringen, oder wenigstens auf die positive Seite der Bilanz. Zudem funktioniert die Kombination aus Indie/Hulu/Netflix irgendwie nicht, da kollidieren die Erwartungshaltungen zu sehr.

Das Fazit zu „Mother/Android“ fällt nach über anderthalb Stunden dann so standardisiert aus wie der Film: Kann man, muss man aber nicht anschauen – und wenn man es tut, blickt man dabei viel zu oft aufs Handy, und das ist nie ein gutes Zeichen. Nicht bloß wegen der Androiden-Apokalypse, an der wir bekanntlich selbst schuld sein werden …

Mother/Android • USA, 2021 • 110 Min. • Regie & Drehbuch: Mattson Tomlin • Cast: Chloë Grace Moretz, Algee Smith, Raúl Castillo, Tamara Hickey

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