25. März 2022

„Operation Schwarze Krabbe“ - Auf Kufen zum Sieg

Ein Netflix-Film zeigt Noomi Rapace einmal mehr als leidende Mutter

Lesezeit: 3 min.

Auf Schlittschuhen in den Krieg. Ein wenig fühlt man sich bei diesem Bild an seelige 80er Jahre Zeiten erinnert, als Arnold Schwarzenegger als „Running Man“ auch eine tödliche Runde Eishockey bestritt oder an dystopische Klassiker wie „The Warriors“ oder „Escape from New York“, in denen allerlei versprengte Gruppen von Antagonisten auftauchten, die sich diese oder jene Waffe zu Eigen machten.

In Skandinavien dürfte das Bild von auf Schlittschuhen fahrenden Soldaten jedoch weit weniger Überraschung auslösen, schließlich ist der hohe Norden auch schon unter normalen Umständen lange Monate des Jahres von Eis und Schnee bedeckt. In der irgendwie apokalyptischen, angedeutet dystopischen Welt von „Operation Schwarze Krabbe“ ist es nun noch kälter, verschneiter und eisiger als gewöhnlich und so beginnt die Mission von Edh (Noomi Rapace) ihren Lauf zu nehmen.

In einem Prolog wurde gezeigt, wie Edh und ihre Tochter im Auto saßen, als plötzlich das Chaos ausbrach. Mutter und Tochter wurden getrennt, warum genau bleibt ebenso offen wie so ziemlich alles andere in der Welt, die Regisseur Adam Berg in seiner Romanadaption entwirft. Zwei Seiten kämpfen gegeneinander, so viel kann man erahnen, Edh steht auf der guten, das darf man vermuten.

Zusammen mit einigen anderen Soldaten wird sie auf eine halsbrecherische Mission geschickt: Auf Schlittschuhen sollen sie eine zugefrorene Bucht überqueren, es gibt keinen anderen Weg auf die andere Seite. Ein Objekt sollen sie dort abliefern, ein Objekt, das den Unterschied in diesem Krieg ausmachen kann. Was genau sie da transportieren, wissen Edh und ihre Kameraden nicht, anfangs verhalten sie sich noch wie gute Soldaten und stellen ihre Mission nicht in Frage. Doch nach und nach, als sie Angriffe überstehen, einige von ihnen unter oder auf dem Eis das Zeitliche segnen, fangen sie an, Sinn und Zweck ihrer Mission zu hinterfragen.

Edh hatte den Auftrag nur übernommen, weil ihr gesagt wurde, dass ihre Tochter in einem Flüchtlingslager gefunden wurde, was sich wie so vieles andere als Lüge herausstellt. Denn dass man auch den eigenen Anführern nicht trauen kann, ist der Kern der Erzählung, die auf dem in Schweden sehr erfolgreichen Roman „Eis“ von Jerker Virdborg basiert. Gerade dass der Gegner in diesem Krieg praktisch unsichtbar bleibt, dass auch die Ursachen des Konflikts im Unklaren bleiben, macht eine moralische Verortung schwierig. Zwischen einer „guten“ und einer „bösen“ Seite lässt sich nicht unterscheiden, in Grauzonen bewegen sich alle Figuren, abgesehen natürlich von Edh.

Seit sie durch die Verfilmung der Millennium-Trilogie von Stieg Larsson (im Shop) auch international bekannt wurde, spielt Noomi Rapace immer wieder Variationen verletzter Weiblichkeit, spielt immer wieder Figuren, die sich mit stoischer Mine gegen Bedrohungen zur Wehr setzen – um irgendwann unter dem Druck zusammenzubrechen und Schwäche zu zeigen. Eine Variation dieses Typus spielt sie auch in „Operation Schwarze Krabbe“, bei dem sie zum ersten Mal seit längerer Zeit wieder in einem Film in ihrer schwedischen Heimat auftritt. Der allerdings vor allem ein Netflix-Film ist, der zwar auf schwedisch gedreht wurde, aber unzweideutig auf einen internationalen Markt zielt.

Da passt es, dass die dystopische Welt der Geschichte anonym und gesichtslos wirkt, auf kulturelle schwedische Eigenschaften nicht weiter eingegangen wird, die vereiste Bucht ebenso austauschbar wirkt wie die Soldaten. Universell mag das gedacht gewesen sein, doch so ganz ohne spezifische Anhaltspunkte wirkt die Welt von „Operation Schwarze Krabbe“ auf Dauer auch ein wenig beliebig.

Operation Schwarze Krabbe • Schweden 2022 • Regie: Adam Berg • Darsteller: Noomi Rapace, Aliette Opheim, David Dencik, Jakob Oftebro, Susan Taslimi • jetzt bei Netflix

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