20. August 2022

„Rollerdrome“: Retrofuturistische Rollschuhaction

Ein stylisches Potpourri aus Sport und Shooter

Lesezeit: 3 min.

Zunächst gleich mit der wichtigste Hinweis: Schauen Sie sich Rollerdrome unbedingt in Bewegung an, also Clip, denn die Screenshots geben hier nur höchst unzureichend Auskunft über den für Videospiele atemberaubend unkonventionellen Animelook, der auch die Gameplayaction umfasst und eben nicht nur die Sequenzen zwischendurch. Doch nicht nur Animefans dürfte bei Rollerdrome das Wasser im Munde zusammenlaufen, sondern ebenso allen 80er-Nerds. Denn die Macher von Roll7 haben sich offenbar neben dem gängigen Retrotrend ganz genau Filmreferenzen von Mad Max bis Running Man angesehen, um sich thematisch inspirieren zu lassen.

Die Rahmung ist schnell erzählt. In einer natürlich wieder einmal äußerst düsteren Zukunft wird die darbende Bevölkerung von tödlichen Gladiatorenkämpfen von den wahren Problemen abgelenkt. Die Teilnehmer sind dabei in der Regel arme Würstchen, die hoffen, so ihre Schulden bei den übermächtigen Konzernen abzubauen – was selbstredend meist bis immer schiefgeht. In dieser Liga mischt nun auch Protagonistin Kara mit, die wir in dieser reinen Singleplayerkampagne übernehmen. Entsprechend des Ligasystems kämpfen wir uns mit Kara in verschiedenen Arenen bis zum Finale, wobei Skigebiete, Indoorparks oder auch Einkaufszentren als Kulisse für die halsbrecherische Third-Person-Action herhalten.

Wie schon der Name andeutet, sind wir dabei stets auf Rollschuhen unterwegs, was den Kampfstil Karas maßgeblich prägt. Skaten, schießen und geschickt feindlichen Attacken ausweichen sind die Zutaten dieses Arenaprinzips, in dem wir uns den jeweiligen Gegebenheiten unserer Umgebung anpassen bzw. ausnützen müssen, um unsere teils überdimensionierten Kontrahenten zwischen Brecher und Scharfschütze final auf die Matte zu schicken. Das Waffenarsenal umfasst dabei klassisches Wummenrepertoire von der Shotgun über Doppelpistole bis zum Granatwerfer; allerdings ist deren Einsatz weniger taktisch, als es vielleicht auf den ersten Blick scheint, da eine halbautomatische Zielerfassung den Einsatz der Geschosse angenehm unterstützt.

Der Erfolg bei Rollerdrome hängt, soweit sich das nach einigen Stunden Spielzeit sagen lässt, eher von der eigenen Ausweichakrobatik ab. Hier zeigen die Entwickler, die bereits mit dem ausgezeichneten Skateboardspiel OlliOlli World einschlägige Erfahrung im Sportbereich vorzuweisen haben, dass ihr neuester Titel eben auch diesem Genre zuzuordnen ist. Kara kann zahlreiche Moves und Tricks ausführen, die in Kombination mit dem Animestil nicht nur extrem stylisch aussehen und unseren Highscore nach oben treiben, sondern ebenso unsere Munition auffüllen oder die Komboanzeige aufladen. Wer also nicht zunehmend Karas Fähigkeiten ausreizt, sieht gegen schwerere Gegner, die übrigens oft in großer Mehrzahl auf uns einballern, kaum noch Land. Hat man den Dreh aber dank Übung und Experimentierfreude raus, legt man beeindruckende Wow-Manöver hin, bei der selbst Max Payne – Stichwort Bullet Time – neidisch werden könnte.

Die Steuerung auf Gamepad fühlt sich bis auf wenige Momente (etwa in der Luft) schön griffig an und es war eine weise Entscheidung von Roll7, dass Kara selbst nach den krassesten Jumps nicht stürzen kann. Der Soundtrack treibt das erstaunlich kurzweilige Geschehen zusätzlich an und fügt sich nahtlos in das geniale 80er-Feeling mit ein. Technisch gab es auf PS4 während unserer Sessions keine gravierenden Probleme, obgleich es dennoch Kritikpunkte gibt.

So fällt der Storyansatz etwas lahm aus, da wir zwischen den Fights etwa nur in der Egosicht durch die Arenaumgebung flanieren dürfen, ohne dass dies wirklich viel Mehrwert brächte. Zusätzlich fühlten sich manche Gefechte trotz ordentlich gesetzter Respawnpunkte nicht ganz fair an, obwohl Rollerdrome in Sachen Schwierigkeitsgrad nicht auf Hardcore-Modus switcht und so selbst für Einsteiger einen Blick wert sein sollte.

Rollerdrome ist vor einigen Tagen digital zum Preis von rund 30 Euro für Sonykonsolen und PC erschienen.

Fazit

Ein Mix aus Sport und Shooter, dessen Style man gesehen und dessen Flow man erlebt haben sollte – kleinere Macken bei Story und Balance mal abgesehen.

Rollerdrome • Roll7 • Shooter/Sport • PS4/PS5/PC

Abb. © Private Division

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