13. September 2022

Jean-Luc Godard (1930–2022)

Der Erneuerer des französischen Kinos ist tot

Lesezeit: 2 min.

Jean-Luc Godard ist einer jener Künstler, bei dem sich nun angesichts dieses kurzen Nachrufs sicher einige fragen: „Wie, der lebte noch?“ Das ist insofern nicht verwunderlich, weil es um den französischen Ausnahmefilmemacher seit den frühen 1980ern sehr leise geworden war, obwohl er bis ins hohe Alter filmisch aktiv gewesen ist. Die Sichtbarkeit war jedoch völlig verschwunden.

Godard wurde am 3. Dezember 1930 in Paris als Sohn einer gut betuchten französisch-schweizerischen Familie geboren. Den 2. Weltkrieg verbrachte er in der Schweiz, ab 1949 studierte er an der Sorbonne Ethnologie, aber zu dieser Zeit lernte er auch François Truffaut, Jacques Rivette und Éric Rohmer kennen – und der Rest ist, wie man so schön sagt, Geschichte.

Die Filmbegeisterung war so groß, dass Godards Familie ihm die finanziellen Mittel strich, was dazu führte, dass er auch mal Essen klaute, wenn nichts mehr ging. Ab 1952 schrieb er Filmkritiken für „Les cahiers du cinéma“, gleichzeitig unternahm er aber auch Schritte, selbst Filme zu produzieren. Sein ästhetischer Ansatz – zunächst nur in der Theorie – wurde schließlich das Rückgrat der „nouvelle vague“, einer Reihe von Filmen, die das französische Kino in den 1960ern auf den Kopf stellte.


„Alphaville“


„Weekend“

Gleich sein erster abendfüllender Film ist bis heute ein Eckpfeiler der Kulturgeschichte: „À bout de souffle“ (Außer Atem) mit Jean-Paul Belmondo und Jean Seberg machten ihn und seine Darsteller 1960 schlagartig bekannt.

In den folgenden Jahren schrieb und drehte Godard dann in kurzen Abständen viele Klassiker und wurde dabei immer experimenteller. Sehr klar erkennbar wird das an seinen beiden großen Beiträgen zum dystopischen Kino, „Alphaville, une étrange aventure de Lemmy Caution“ (1965) und „Weekend“ (1967). Beide sind alles andere als konventionell, aber in „Alphaville“ schickt er Eddie Constantine immerhin in eine Geschichte, die noch den Anstrich von Kohärenz suggeriert – ein Geheimagent muss eine totalitäre Zukunftsstadt befreien –, aber in „Weekend“ ist jede Form von Story schon in Auflösung begriffen. Am Anfang steht ein Stau, dann bricht allmählich alles zusammen. Man kann sich gut vorstellen, dass J.G. Ballard großer Fan dieses Films war.

Am 13. September ist Godard im Alter von 91 Jahren in der Schweiz gestorben. Einen wie ihn könnte das Kino mal wieder gebrauchen.

Foto ganz oben: SWR2

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