2. Oktober 2022 1 Likes

Kass Morgans „Light Years“

Die neue Space Opera der „Die 100“-Autorin

Lesezeit: 3 min.

Sie ist der Stolz des Sonnensystems: die Quatra-Flottenakademie. Zum ersten Mal in ihrer Geschichte sind nicht mehr nur Studenten von Tri zugelassen, sondern auch von den besiedelten Nachbarplaneten. Die nächste Generation soll gemeinsam gegen die mysteriösen „Geister“ kämpfen, die seit Jahren über die Föderation herfallen. Woher kommen sie und was wollen sie? Es liegt an vier jungen Rekruten, das Geheimnis zu lüften und die Wahrheit ans Licht zu bringen.

Eigentlich muss man Kass Morgan nicht mehr vorstellen. Die US-Amerikanerin hat sich mit ihrer Die 100“-Reihe (im Shop) in die Herzen vieler junger Science-Fiction-Fans geschrieben. Erwachsene feiern eher die Verfilmung. Denn die löst sich schon recht früh von den Young Adult-Wurzeln ihrer Vorlage und erzählt die Geschichte um Clarke, Bellamy, Raven und Co. in einem deutlich düsteren und raueren Ton.

Light Years“ (im Shop) ist anders als „Die 100“ keine Dystopie. Mit ihrer neuen Dilogie begibt sich die Autorin zwar erneut ins All. In diesem Fall geht es aber nicht um eine dezimierte Menschheit. Allzu zimperlich gehen die Bewohner des Quatra-Systems mit ihresgleichen allerdings auch nicht um. Das erleben Cormack und Arran von Kindesbeinen an. Beide leben auf unwirtlichen Planeten, die nur wegen ihrer Rohstoffe besiedelt und ausgebeutet werden. Cormacks Heimat Deva ist ein Wüstenplanet mit tödlicher Atmosphäre, auf dem Wasser zu horrenden Preisen gehandelt wird. Chetire wiederum ist das krasse Gegenteil. Um die dortige Eiseskälte zu überleben, brauchen Arran und seine Mutter deutlich mehr als nur einen Pullover oder Wintermantel.

Während Cormack illegalerweise den Platz seines toten Bruders an der Akademie einnimmt, hat Arran beim Eignungstest Bestwerte gesammelt. Zu den beiden Außenseitern gesellen sich zwei weitere: die vermeintliche Loosianerin Orelia, der Freundschaften völlig fremd sind, und die Trianerin Vesper, die eigentlich ein privilegiertes Leben führt. Sie enttäuscht jedoch regelmäßig die hohen Erwartungen ihrer ehrgeizigen Mutter, die als Admiralin auch noch die Akademie leitet. Wie der Zufall es so will, formen die vier eine Staffel. Gemeinsam trainieren die jungen Rekruten regelmäßig verschiedene Flüge, von der Erkundung, über die Rettung bis hin zum Angriff. Die Übungen schweißen das Quartett sehr schnell zusammen.

Ihrer Freundschaft im Weg stehen jedoch zwei Geheimnisse. Nicht nur Cormack verheimlicht etwas vor seiner Staffel, die er – sehr zum Missfallen von Pilotin Vesper – als Captain anführt. Auch Orelia hütet ein Geheimnis. Sie stammt nicht aus dem Quatra-System, sondern von Sylvan, der Heimat der als „Geister“ bezeichneten Außerirdischen. Ihre Aufgabe: Die Koordinaten der Akademie verraten, damit die Zukunft des Militärs auf einem Schlag vernichtet werden kann.


Kass Morgan. Foto © Michael Bisberg

In Kass Morgans neuer Space Opera schwelt weit mehr als ein intergalaktischer Krieg. Die New Yorkerin erzählt von einer zumindest zum Teil äußerst korrupten Elite. Schnell kommt sie daher auf klassische Machtfragen zu sprechen: Wer herrscht? Wer hat welche Macht? Und wer zieht im verborgenen die Fäden? Die Trianer kommen dabei nicht gut weg. Sie sind nichts weiter als skrupellose Kolonialisten. Obwohl die Bewohner der besiedelten Planeten einst von Tri stammten, werden ihre Nachfahren schikaniert und entrechtet. Wer aufmuckt und mehr Mitbestimmung fordert, bekommt die Brutalität der Obrigkeit zu spüren. Beleidigungen, Vorurteile und offener Rassismus begleiten Cormack, Arran und Orelia durch ihren Alltag, zeigen Vesper die Schattenseiten ihrer Heimat auf. Die Freundschaft der vier ist daher der klare Gegenentwurf zum alten Machtgefüge. Und gemeinsam schaffen sie es, die Mauern aus Überheblichkeit und Xenophobie einzureißen.

„Light Years“ ist ein unterhaltsames Weltraumabenteuer mit durchaus ernster Note gewürzt übrigens mit jeder Menge Romantik für die jüngere Leserschaft. Wer „Die 100“-Romane mochte und jugendliche Protagonist:innen schätzt, wird auch die beiden Pageturner mögen. Und wer weiß, vielleicht gibt es in nicht allzu ferner Zukunft wieder eine Verfilmung, die Erwachsene begeistert. Bildgewaltig könnte die auf jeden Fall werden.

Kass Morgan: Light Years. Die Gefährten • Aus dem Amerikanischen von Urban Hofstetter • Heyne, München 2021 • 352 Seiten • 14,99 € • im Shop

Kass Morgan: Light Years. Supernova Aus dem Amerikanischen von Urban HofstetterHeyne, München 2022320 Seiten • 15,00 € • im Shop

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