12. Dezember 2022

Heimkino-Highlights im Dezember 2022

Neues und Altes jenseits des großen Saals

Lesezeit: 6 min.

Jeden Monat die gleiche quälende Frage angesichts eines Bergs von Neu-Veröffentlichungen: „Was lohnt sich?“ – regelmäßige Hinweise der Redaktion sollen das Leben zumindestens ein wenig leichter machen!

 

1. Gefangene des Universums (1983)

Bei wem? HanseSound Musik und Film GmbH Als was? Mediabook (Blu-ray & DVD) Wann? 02.12.2022

Worum geht’s? Durch einen Unfall werden Dr. Hartman, Carrie und Dan mittels eines von Hartman entwickelten Teleporters in eine prähistorisch anmutende Welt versetzt. Carrie und Dan werden dabei jedoch vom Doktor getrennt und müssen fortan allein den Widrigkeiten dieser Welt trotzen. Neben Horden von wilden Höhlenmenschen bekommen sie es unter Anderem mit dem Barbarenführer Kleel zu tun, der über beachtliche Mengen an Erdentechnologie verfügt …

Prognose: Ich hab ein nicht totzukriegendes Faible für diese ganzen billigen Sci-Fi-Filme, die Ende der 1970er-/Anfang der 1980er-Jahre durch die Lichtspielhäuser geschickt wurden. Wobei, die britische Produktion „Gefangene des Universums“ war nicht überall im Kino zu sehen, sondern wurde in den USA im Kabelfernsehen ausgewertet, was durchaus folgerichtig war, denn der Film wurde ursprünglich eigentlich auch tatsächlich fürs Fernsehen gedreht. In diesem Fall heißt das große Vorbild, von dem gekl … äh, von dem man sich inspirieren ließ, „Flash Gordon“ (1980). Allerdings stand nicht ganz so viel Geld zur Verfügung, weswegen Richard Hatch („Kampfstern Galactica“, 1978-1979) die ganze Zeit in Röhrenjeans und einem stets knitterfreien Holzfällerhemd durch die Gegend rennt und Südafrika als „Alternativdimension“ herhalten muss. Mir fehlt ein bisschen der Wahnsinn vergleichbarer Produktionen aus dieser Zeit (nach Italien schiel), aber dass in diesem schon sehr auf Familienfreundlichkeit gebürsteten Film Bösewicht John Saxon Verräter hinrichten und Frauen schlagen darf, wirkt schön irritierend. Ein Mediabook braucht’s nun wirklich nicht, aber wer eine der alten DVD-Versionen irgendwo für eine Handvoll Euro schießen kann und für derlei Unfug was übrig hat, wird ganz zufrieden sein.

Gefangene des Universums • USA 1983 • Regie: Terry Marcel • Darsteller: Richard Hatch, Kay Lenz, John Saxon, Peter O’Ferrell, Ray Charleson, Kenneth Hendel, Philip Van der Byl

 


„Versus“

2.Versus (2000)

Bei wem? Xcess Entertainment Als was? Mediabook (2 Blu-rays, 2 DVDs) Wann? 02.12.2022

Worum geht’s? Auf der Welt gibt es 666 Tore, die auf die dunkle Seite führen. Diese sind vor allen Menschen verborgen. Das 444. davon ist der so genannte „Wald der Wiederauferstehung“ in Japan. Dort treffen eines Tages ein geflohener Häftling mit der Nummer KSC2-303 und sein Mitinsasse auf ihre Fluchthelfer – eine Gruppe von Gangstern mit einem offensichtlich entführten Mädchen im Schlepptau. Noch während die Gangster auf ihren Anführer warten, kommt es zu einem Schusswechsel. Alle Toten erwachen aber kurz darauf schon wieder zu neuem Leben. In der allgemeinen Verwirrung gelingt es KSC2-303, dessen Name und Identität nicht bekannt sind, zusammen mit dem unbekannten Mädchen in den Wald zu entkommen. Es scheint ihm aber so, als habe er sie schon einmal irgendwo gesehen. Als der Anführer schließlich eintrifft und sich mit seinem Gefolge auf die Suche nach den Flüchtigen macht, entbrennt ein scheinbar nicht enden wollender Kampf zwischen Gut und Böse.

Prognose: Ich wird nie vergessen, wie so ziemlich jeder Fan des besonderen und in dem Fall vor allem besonders blutigen Films „Versus“ monatelang entgegensabberte. Was war da nicht alles im Vorfeld zu lesen. Super gory. Nonstop-Zombie-Action. Auch ich war heiß wie Frittenfett. Der japanische Film stand bei mir schon damals extrem hoch im Kurs und wenn’s dann noch schön krass wird – why not? Doch die Enttäuschung war groß: Regisseur Ryūhei Kitamura entpuppte sich in Hinblick auf Action-Inszenierung durchaus nicht untalentiert, aber die beste, noch so blutige Action nutzt nichts, wenn der Rest nicht so wirklich überzeugt und gerade bei einem 120 Minuten langen Film empfiehlt sich dann doch etwas mehr als nur den Hauch eines Drehbuchs, das zudem mit einem „Humor“ aufwartet, der doch – formulieren wir es mal lieb – arg Geschmackssache ist. Interessanterweise sollte die inhaltliche Seite in den nächsten Jahren – bis auf eine Ausnahme („Midnight Meat Train“, 2015) – Kitamuras große Schwachstelle bleiben. Wie auch immer: „Versus“ hat bis heute viele Fans und die werden sich sicherlich sehr, sehr über dieses Mediabook freuen, das mit Extras voll gestopft wurde und zudem die noch längere „Ultimate Edition“ des Films am Start hat.

Versus Japan 2000 • Regie: Ryūhei Kitamura • Darsteller: Tak Sakaguchi, Yuichiro Arai, Hoshimi Asai, Toshiro Kamiaka, Takehiro Katayama, Mononari Komiya, Kenji Masuda

 


„Wolfszeit“

3. Wolfzeit (2003)

Bei wem? Camero Obscura Als was? Mediabook (DVD & Blu-ray) Wann? 10.12.2022

Worum geht’s? Aufgrund einer Katastrophe ist das gesamte öffentliche Leben zum Erliegen gekommen und es gibt erhebliche Versorgungsengpässe. Anna, ihr Mann und ihre zwei Kinder Ben und Eva fahren deshalb aufs Land, um sich mit ihren Vorräten in ihr Ferienhaus zurückzuziehen. Als sie dort ankommen, erwartet sie allerdings eine böse Überraschung, denn Fremde haben sich in dem Landhaus eingenistet und bedrohen sie mit einer Waffe. Die Eindringlinge erschießen den Familienvater und jagen Anna und die Kinder kurzerhand davon. Fortan ziehen die drei durch das menschenleere Land und stoßen immer wieder auf Tierkadaver und tote Menschen. Als sie auf einen einsamen Jungen treffen, erzählt er ihnen von einem Bahnhof in der Nähe, an dem sich weitere Überlebende in der Hoffnung auf einen haltenden Zug zusammengefunden haben …

Prognose: Ein nicht ganz so bekannter Film des österreichischen Feuilleton-Lieblings Michael Haneke, der auch hier auf einem Podest steht und mit steil gen Himmel gerecktem Zeigefinger seine Zuschauer unterrichtet. Der wahrscheinlich schon von Geburt an grauhaarige Grummel fächert in dokumentarischer Nüchternheit, mit langen Einstellungen, ohne jegliches Effektbrimborium und in aller Ruhe (was wörtlich gemeint ist, denn es wird auf einen Soundtrack verzichtet) eine Dystopie auf und widmet sich innerhalb dieser seinen Lieblingsthema, nämlich dysfunktionale menschliche Beziehungen. Das Problem dabei ist, das Haneke wie immer bemüht ist, nicht auch nur einen Gedanken an klassisches Hollywood-Weltuntergangskino beziehungsweise überhaupt an konventionelles Unterhaltungskino aufkommen zu lassen (Unterhaltung bööööse!), also alles ganz, ganz, ganz anders zu machen und dabei so wichtig wie nur irgend möglich zu erscheinen, aber eigentlich nicht mehr zu sagen hat, als zum Beispiel „Dawn of the Dead“ bereits 1978 gesagt hatte – allerdings auf wesentlich unterhaltsamere Art und Weise. Natürlich werden jetzt alle Haneke-Fans zu den Herztropfen greifen, das Mediabook von Camera Obscura taugt aber mit Sicherheit gut zum Runterkommen, denn das Label ist qualitativ sehr zuverlässig.

Wolfzeit • Deutschland/Frankreich/Österreich 2003 • Regie: Michael Haneke • Darsteller: Isabelle Huppert, Béatrice Dalle, Patrice Chéreau, Rona Hartner, Maurice Bénichou, Olivier Gourmet

 


„Hot Skull“

und was gibt’s im TV & Internet?

Hot Skull, Staffel 1 – ab 02.12.2022, Netflix: Türkische Produktion, die in einer dystopischen Welt spielt, in der eine Epidemie des Wahnsinns durch verbale Kommunikation verbreitet wird. Bisschen beschleicht einem das Gefühl, dass das Szenario näher am Puls der Zeit ist, als uns lieb sein kann: Wir sind gespannt!

From, Staffel 1 – ab 08.09.2022, Paramount+: Science-Fiction-Horror-Serie über eine Stadt, aus der es kein Entkommen gibt und das ist genau so gemeint: Jeder, der versucht aus der Stadt rauszukommen, landet wieder in der Stadt. Noch blöder: Im umliegenden Waldgebiet hausen Monster, die jagt auf die Bewohner machen, sobald die Sonne untergeht … nettes Konzept, die bisherige Resonanz ist gut.

Star Trek - Strange New Worlds, Staffel 1 – ab 08.12.2022, Paramount+: Wird geguckt, klar.

The Man Who Fell To Earth, Staffel 1 – ab 14.12.2022, Paramount+: Serieversion eines Science-Fiction-Klassikers: Michael Meyns hatte sich vor einiger Zeit die ersten Folgen angesehen und war nicht allzu angetan.

Avenue 5, Staffel 2 – ab 20.12.2022, Sky Comedy: Science-Fiction-Comedy mit Hugh Laurie („Dr. House“). Als Showrunner fungiert der schottische Satiriker Amando Iannucci, der bereits in der Vergangenheit („The Death of Stalin“) durch galligen Witz zu begeistern wusste und auch hier wieder überzeugt.

Alice in Borderland, Staffel 2 – ab 22.12.2022, Netflix: Der Beginn war bereits wenig prickelnd (Hier gibt’s eine Besprechung zur ersten Staffel)

O Cangaceiro do Futuro, Staffel 1 – ab 25.12.2022, Netflix: Brasilianische Serie über einen Taugenichts aus São Paulo, der durch einen Schlag auf den Kopf zurück ins Jahr 1927 katapultiert wird. Dort hält man ihn für den berüchtigten Banditen Lampião, was er zu seinen Gunsten nutzt …

Abb. ganz oben: „Gefangene des Universums“, HanseSound Musik und Film GmbH

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