14. Dezember 2020 1 Likes

Alice in Borderland: „Cube“ meets „Battle Royale“

Und heraus kommt Langeweile im Quadrat!

Lesezeit: 2 min.

So kann’s gehen: Die drei Freunde Arisu, Karube und Chota verstecken sich in Tokio auf der Flucht vor den Gesetzhütern in einer Toilette. Als sie wieder aus dem WC schleichen, hat sich die Welt verändert. Tokio ist zwar noch da, aber menschenleer und still. Die nächste merkwürdige Erfahrung kommt prompt: Das Trio wird gezwungen an einem Spiel teilzunehmen, bei dem sie den Ausgang aus einem Gebäude finden müssen. Für den nötigen Adrenalinkick sorgt die Tatsache, dass die Wahl der falschen Tür mit dem Tod bestraft wird – das ist aber nur der Beginn eines bizarren Rätsel-Marathons, der vor allem Arisu alles abverlangen wird.

Wer angesichts des Titels „Alice in Borderland“ eine schön abseitige Neuverfilmung von Lewis Carrols’ unsterblichen Klassiker „Alice im Wunderland“ erwartet, wird sich bei dieser japanischen Manga-Adaption schnell umorientieren müssen, denn obwohl es Referenzen an Carroll gibt (so haben Spielkarten eine große Bedeutung und die Charaktere tragen Namen wie zum Beispiel Hutmacher), haben wir es hier in erster Linie mit einem weiteren Vertreter der in den letzten Jahren so beliebten Dystopien zu tun, in denen Jugendliche um ihr Überleben kämpfen. Dabei kommen natürlich Titel wie „Die Tribute von Panem“ (2012) und dessen zig Nachfolger in den Sinn, allerdings dürfte angesichts des Herkunftslandes die unvergessliche Blutoperette „Battle Royale“ einen wesentlich größeren Einfluss ausgeübt haben (eine Szene wirkt tatsächlich ein wenig wie eine sachte Verbeugung). Angereichert wurde das Ganze noch mit einem guten Schuss „Cube“ (1997), mit dem „Saw“-Franchise (2004 – 2017) als Vergleich liegt man aber ebenso wenig verkehrt, gefoltert werden hier allerdings vor allem die Zuschauer.

Regisseur und Co-Drehbuchautor Shinsuke Sato, der eigentlich eher zu den Guten gehört und in der Vergangenheit besonders mit der liebevollen Zombie-Action „I Am A Hero“ (2016) begeistern konnte, hat seinen Stoff dieses Mal nämlich überhaupt nicht im Griff. Die anfänglich durchaus einnehmende Endzeit-/Mystery-Atmosphäre weicht schnell einer immer hysterischer werdenden und-dann-passiert-das-und-dann-passiert-das-und-dann-passiert-das-Dramaturgie à la „Guns Akimbo“, was zur Folge hat, dass schnell egal ist, was passiert. Die uninteressanten und teilweise schlecht gespielten Papp-Charaktere, die Sätze wie „Unser Leben ist begrenzt. Das hab ich bisher nicht bedacht“ oder „Wenn wir keine Hoffnung haben, dann müssen wir sie erschaffen. Dies wird das Land der Hoffnung sein“ von sich geben, sorgen dann endgültig dafür, dass sich die Zehnägel Richtung Sonne biegen. Stellenweise hübsche Bildkompositionen und brauchbare, brutale Action, lindern den Schmerz da leider auch nicht mehr.

„Alice in Borderland“ ist seit dem 10.12.2020 auf Netflix abrufbar.

„Alice in Borderland“ (Japan 2020) • Regie: Shinsuke Sato • Darsteller: Kento Yamazaki, Tao Tsuchiya, Nijirô Murakami, Yûki Morinaga, Keita Machida, Ayame Misaki, Ayaka Miyoshi

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