26. März 2023

„Hi-Fi Rush“: Bleib im Beat!

Tango Gameworks Actiontitel ist eine echte Überraschung

Lesezeit: 3 min.

Manche mögen bei den Begriffen Shadow Drop und Rhythmus Game vielleicht erstmal mit der Schulter zucken oder, speziell bei letzterem Begriff, ein kaltes Grausen verspüren. Schließlich werden Spiele mit Fokus auf Rhythmus eher mit seichter Singstar-Kost assoziiert anstatt mit Hits, die man auch ohne Alkohol und Fremdschämfaktor zocken kann. Das sollte sich aber für Unbedarfte spätestens mit Hi-Fi Rush ändern, denn hier gehen Action und Rhythmus so gekonnt Hand in Hand, dass es auch für „echte“ Gamer eine Freude ist.

Dazu wertet der von Tango Gameworks hervorgebrachte Titel die als Shadow Drop bekannte VÖ-Politik einiger Publisher weiter auf. Damit ist gemeint, dass Games ohne jegliche Vorankündigung einfach direkt mit der ersten Ankündigung herausgebracht werden, um out of the Box einen zusätzlichen Aufmerksamkeitsbonus einzusacken. So steht Hi-Fi Rush nun seit Ende Januar für Xbox Series X und PC zum Preis von ca. 30 Euro in den (digitalen) Läden und darf sich eines insgesamt zufriedenen Fanfeedbacks erfreuen.

Dass Hi-Fi Rush so gut ankommt, liegt u.a. daran, dass die eigentlich für düstere Games wie The Evil Within bekannten Macher rabiate Kämpfe wie aus Capcoms Dämonenrittersaga Devil May Cry mit einem markant bunten Comicpop-Look, einprägsamen Charakteren und einer dystopischen Zukunftsversion mischen, die als Einzelkampagne über eine Spielzeit von gut 12 Stunden sehr süffig amüsiert. Dazu trägt auch die Story bei, die zwar beileibe keinen Originalitätspreis gewinnt, jedoch genug Plot und vor allem schrullige Figuren serviert, um SpielerInnen ohne Längen zu fesseln.

Im Mittelpunkt steht der junge Möchtegern-Rockstar Chai, der sich mangels großer Perspektive für das Testprojekt eines (natürlich dubiosen) Megakonzerns meldet. Was zunächst nach etwas Gutem im Sinne der Menschheit aussehen soll, entpuppt sich als genau das Gegenteil und Chai gerät als Testfehler ins Visier der hauseigenen (Roboter-)Armee des Konzerns. Glücklicherweise verfügt Chai nun aber dank des Konzerns über eine Armprothese, die es dem Naivling erlaubt, sich gegen seine Verfolger adäquat zur Wehr zu setzen. Zusätzlich wurde Chai aber ebenso (Achtung, es wird kurios) ein Musikplayer integriert, dessen Beat die Kampfmechanik des Spiels maßgeblich beeinflusst.

So richten sich alle Arten von leichten oder harten Attacken nach dem Beat der Songs, was gerade bei diesem auf knackige Kombos ausgerichteten Kampfsystem zu einem angenehm motivierenden Spielgefühl führt. Während wir mit Chai aus der Third-Person-Sicht durch vorwiegend linear angelegte (Fabrik-)Areale huschen, treffen wir nicht nur in abgesteckten Gebieten auf jede Menge abwechslungsreicher Gegner (Bosse inklusive), sondern müssen dann und wann kleinere Rätsel lösen und Plattformen überwinden. Um das Ganze aufzulockern, gesellen sich verschiedene Sidekicks stellenweise an unsere Seite, was wiederum bezüglich der Kombo- und Spezialattacken zu weiterer Vielfalt führt.

Was besonders auffällt, ist die Liebe zum rhythmischen Detail, welches sich eben nicht nur auf die Kämpfe beschränkt. Nahezu jedes Element in der Welt von Hi-Fi Rush folgt einem Takt, sodass auch die Sprungeinlagen oder die normalen Bewegungen der Charaktere eingeschlossen werden. Dazu passen Songs von Größen wie Nine Inch Nails oder The Prodigy, die den Spielfluss vorantreiben und immer wieder Highlights setzen. Wer allerdings kein Rhythmusgefühl mitbringt, wird u. a. dank einstellbarer optischer Hilfen nicht im Regen stehen gelassen. Außerdem besticht der Titel nicht durch einen allzu heftigen Schwierigkeitsgrad und richtet sich trotz der rabiaten Action auch an jüngere Semester.

Technisch kommt Hi-Fi Rush im Übrigen auch auf einen grünen Zweig und besticht mit seinem knalligen, flüssig laufenden Look, guter Spielbarkeit und ordentlicher Synchronisation (wir spielten auf PC). Kritisch könnte man vielleicht die recht formelhafte Unterteilung in Kampfarenen und Rest des Spiels sowie das vielleicht zu simple Drumherum um die Gefechte sehen, doch vor allem die wirklich motivierend Kampfmechanik gepaart mit den witzig-charmanten Charakteren (etwa die dussligen Wachroboter des Konzerns) versorgen SpielerInnen mit genug Stoff, um bis zum Finale sicher nicht zu bereuen, Hi-Fi Rush eine Chance gegeben zu haben.

Fazit

Grandioser Mix aus Musik, Action und ein bisschen Rätseln, der im Stile einer guten Zeichentrickserie motiviert und unterhält.

Hi-Fi Rush • Tango Gameworks • (Rhythmus-)Action • Xbox Series X/PC

Abb. © Bethesda

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