6. November 2023

„Universal Soldier“ – Kino-Comeback für einen Tag (7.11.)

Van Damme und Lundgren lassen’s noch mal auf der Leinwand krachen

Lesezeit: 3 min.

Es ist ausgesprochen schade, dass die Klassiker der monatlichen „Best of Cinema“-Reihe von Studiocanal immer nur für einen Tag und nicht für mindestens zwei Wochen ins Kino kommen – gerade die Sci-Fi-Actiongranate „Universal Soldier“ hätte eine etwas größere Neuauswertung mehr als verdient. Das ursprünglich 1992 veröffentlichte Zusammentreffen der beiden damaligen Stars der Golden Age of Action mutet trotz 30 Jahre vergangener Jahre verblüffend frisch und irre spektakulär an. Und nein, das liegt nicht am Nostalgie-Pipi in den Augen, sondern ist ganz einfach damit erklärbar, dass es damals halt noch Standard war, dass direkt vor Ort gedreht, echte Sets aufgebaut, allerhand mit Sprengstoff in die Luft gejagt und Kunstblut vergossen wurde. Davon ist kaum noch was geblieben – ein aktuelles Beispiel ist der gerade im Kino laufende, angeblich 100 Millionen Dollar teure, vierte Teil der unsäglichen „Expendables“-Reihe. Einer Reihe, die eigentlich ja die glorreiche Zeit des Actionkinos zurückbringen wollte, aber unter anderem mit Pixel-Blut und -Explosionen sowie Rückprojektionen aufwartet, welche an die frühen Tage der Tricktechnik erinnern.

„Universal Soldier“ wirkt allein schon in den ersten Minuten, in denen die titelgebenden Killermaschinen den von Terroristen gekaperten Hoover-Staudamm stürmen, wie aus einer anderen Welt: Das war wirklich mal möglich? Auch im Folgenden lassen sich die Macher nicht lumpen, so werden während der Schießereien eine Menge Blutbeutel zum Platzen gebrachte (so banal das klingt: mittlerweile ein Luxus, Pixelblut ist einfach billiger), ein Hotel zerdeppert und eine Tankstelle mit einer wirklich gewaltigen Explosion in die Luft gesprengt. Des Weiteren gibt’s eine eindrucksvolle Verfolgungsjagd zwischen einem Gefängnistransporter und einem LKW.

Es ist unfassbar, dass hier ausgerechnet Roland Emmerich auf den Regiestuhl saß – der Roland Emmerich, der in den Jahren darauf eine Reihe an mit schnell gealterten Digi-Effekten zugepackten Megahits (u.a. „Independence Day“, „2012“) haben sollte, die kaum jemand wirklich mochte!

Der gesund brutale Actionfilm funktioniert allein schon als pures Spektakel prima, hat aber auch ein Herz. Sicher, die Handlung (zwei Vietnamsoldaten erschießen sich bei einer Auseinandersetzung gegenseitig und werden 23 Jahre später im Rahmen eines strenggeheimen Regierungsprojekts gentechnisch regeneriert und zu willenlosen Befehlsempfängern programmiert, was gehörig schief geht, denn alte Erinnerungen kommen hoch) passt auf einen Bierdeckel und erinnert zudem an „Terminator“ und „Robocop“. „Universal Soldier“ ist aber um einiges humorvoller als seine offensichtlichen Inspirationsquellen: Zwischen Jean Claude Van Damme und der weiblichen Hauptdarstellerin Ally Walker entfaltet sich eine charmante Pärchen-Dynamik, die ihren Höhepunkt in einer wunderbaren Szene in einer Scheune entfaltet, in der Walker den splitterfasernackten Van Damme nach einem Peilsender absuchen soll. Fantastisch auch Dolph Lundgren, der mit maximaler Hingabe einen auf Vollmeise macht und einen bizarren, aber sehr lustigen schauspielerischen Höhepunkt in einem Supermarkt hat.

„Universal Soldier“ will einfach nur ein rasanter Spaß sein – kompakte 100 Minuten lang Unterhaltung ohne wenn und aber. Man muss nicht – wie bei den allgegenwärtigen Comicverfilmungen – erst ein Proseminar besuchen, um zu erfahren, wer weshalb wen bekämpft, die Fronten sind hier nach fünf Minuten klar und ab geht’s!

Randnotiz zum Schluss: Emmerichs Hollywood-Debüt war der Startpunkt eines der wohl merkwürdigsten Franchises überhaupt. So folgte trotz beachtlichem Einspielergebnis mit „Universal Soldier 2: Brüder unter Waffen“ erst 1998 eine Fortsetzung, aber das nur in Form eines Fernsehfilms (und ohne die beiden Stars), der im gleichen Jahr mit „Universal Soldier 3: Blutiges Geschäft“ fortgesetzt wurde. Beide Filme sind schlichtweg für die Tonne – was ebenso für die 1999 veröffentlichte Kinofortsetzung „Universal Soldier: Die Rückkehr“ gilt, bei der Van Damme wieder mitwirkte. Der Film, der die Fernsehfortsetzungen ignoriert, floppte zudem dermaßen katastrophal, dass Van Dammes Leinwandkarriere danach beendet war und das belgische Martial-Arts-Ass seine Karriere fortan als Videothekenstar fortführen musste.

Die Reihe war praktisch mausetot … doch schwang sich überraschenderweise – und das hatte wirklich niemand auf dem Zettel – 2009 mit „Universal Soldier: Regeneration“, einem weiteren zweiten Teil, der wiederum die Fersehfilme und die Kinofortsetzung ignoriert, zu ganz neuen Höhen auf, was 2013 mit „Universal Soldier: Day of Reckoning“ noch getoppt wurde (zu den Kurzreviews!).

„Universal Soldier“ läuft am 07.11.2023 im Kino

Universal Soldier“ (USA 1992) • Regie: Roland Emmerich • Darsteller: Jean-Claude Van Damme, Dolph Lundgren, Ally Walker, Michael Jai White, Ed O’Ross, Jerry Orbach, Leon Rippy

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