18. März 2024

Universal-Horror, Zukunftsentwürfe und Barbaren-Eintopf

Phantastik-Comic-Neuheiten im März

Lesezeit: 3 min.

Scott Snyder erweist Hollywoods goldenem (Horror-)Zeitalter die Ehre, eine Kurzgeschichten-Anthologie blickt in die Zukunft, und Conan gibt einfach keine Ruhe.
 

Scott Snyder, Francesco Francavilla: Night of the Ghoul

Für Comixology hat US-Autor Scott Snyder eine Comic-Kollektion mit Werken, die größtenteils dem Phantastik-Bereich zuzuordnen sind, entwickelt, die bei Splitter seit Jahresende sukzessive auch gedruckt erscheinen. In „Night of the Ghoul“ setzt Snyder auf altmodischen Horror und nutzt die Erzählung als Hommage an die alten Filmklassiker der Universal- und RKO-Studios. Eine urban legend nach Hollywood-Maßgaben: Der Titel bezieht sich auf einen gleichnamigen verschollenen Film aus dem Jahr 1936, der seinem vergessenen Regisseur T. F. Merrit die Karriere kostete, nachdem die Premiere in einer Feuerkatastrophe endete. Ein obsessiver Studiomitarbeiter mit journalistischen Ambitionen macht sich in der Gegenwart daran, diese alte Geschichte erneut aufzurollen, überzeugt davon, dass es sich beim „Ghoul“ um ein Meisterwerk handelt, das auch den Kanon der Universal-Monster in den Schatten stellt. Bei seinen Recherchen macht er den greisen Regisseur in einem abgelegen kalifornischen Altersheim ausfindig. Dieser versucht den Aficiondao davon zu überzeugen, dass die Ghoul-Figur keineswegs fiktiv ist.

Für Zeichner Francesco Francavilla bietet dieser Plot das Fundament für eine klassische Retro-Horror-Ästhetik, die sich am Golden Age der US-Filmgeschichte abarbeitet.

Scott Snyder, Francesco Francavilla: Night of the Ghoul • Splitter Verlag, Bielefeld 2024 • 176 Seiten • Hardcover • € 28,00

 

Lilian Pithan (Hrsg.): The Future is…

Diese Anthologie ist eine Eigenproduktion des Carlsen Verlags. Herausgegeben von Lilian Pithan, liefern 14 Comiczeichnerinnen ihre Zukunftsentwürfe und -visionen. Stilistisch reicht die Bandbreite vom klassisch seriellen Erzählprinzip des Comics bis zur freien Illustration, inhaltlich spielen, wen wundert’s ?, die Themenblöcke Technik und Klimawandel die größte Rolle. Maren Amini, Whitney Bursch, Bea Davies, Sheree Domingo, Katia Fouquet, Aisha Franz, Melanie Garanin, Peer Jongeling, Kathrin Klingner, Mia Oberländer, Elizabeth „Fungirl“ Pich, Marijpol, Maki Shimizu und Malwine Strauss sind mit Beiträgen vertreten. Und so rekurriert die Kurzgeschichtensammlung ihrer Form nach auf die erste Hochphase des Genres in den Pulp-Magazinen (auch wenn in nahezu jeder Story die Kunst der Unterhaltung die Leviten liest), verabschiedet sich von der seinerzeit omnipräsenten männlichen Perspektive und bietet sowohl etablierten als auch aufstrebenden Zeichnerinnen eine Bühne.

Lilian Pithan (Hrsg.): The Future is… 14 Comics über die Zukunft • Carlsen, Hamburg 2024 • 128 Seiten • Hardcover • € 25,00

 

Jean-Luc Masbou: Conan der Cimmerier: Der dunkle Fremde

Auf den ersten Blick mag es unpassend erscheinen, dass man den 14. Band der französischen Comic-Konzept-Reihe um Conan den Cimmerier Jean-Luc Masbou anvertraut, den man hauptsächlich mit den anthropomorphisierten Figuren seiner Seeräuber-Geschichte „Mit Mantel und Degen“ verbindet. Tatsächlich ist aber auch Robert E. Howards Kurzgeschichte im Kern eine Piraten-Story mit allerlei Intrigen-Nebenspuren und einem Schatz im Fokus, bei der Conan im ersten Drittel eine untergeordnete Rolle spielt. Darum fällt nicht ins Gewicht, dass Masbou menschliche Proportionen eher wie grobe Richtlinien handhabt: Der Plot ist derart character driven und bar der gewohnten dunklen Opulenz, dass er sich ohnehin mehr als üblich in den Dialogen abspielt – und wie man im gewohnten Nachwort des Howard-Experten Patrice Louinet erfährt, hat sich der Autor hierin ganz besonders autobiographisch ausgetobt, sodass sich „Der dunkle Fremde“ im Conan-Kosmos gar als Schlüsselwerk eignet. Dafür muss es nicht Überwältigungsästhetik sein. Dass keine Abnabelung vom Original stattfindet, von Kürzungen mal abgesehen, ist allenfalls ein Vorwurf, den sich die ganze Reihe gefallen lassen muss, vor allem dann, wenn die mutmaßliche Ehrfurcht bei manchen Versuchen in Nibelungentreue umschlägt.

Jean-Luc Masbou: Conan der Cimmerier: Der dunkle Fremde • Splitter Verlag, Bielefeld 2024 • 64 Seiten • Hardcover • € 17,00

 

Cozmic #8

Das einzige deutschsprachige Comic-SF-Magazin wurde fortgesetzt. Für die aktuelle Ausgabe haben Michael Vogt, Vesa Vitikainen und Tuomas Koivurinne, Noak Eikermann, Detlef Klewer, Marek J. Sulewski, Kaydee Artistry und Jan Hoffmann Kurzgeschichten beigesteuert, die wie immer im überformatigen DIN A4-Hardcover-Format präsentiert werden.

Cozmic #8 • Atlantis Verlag, Stolberg 2024 • 100 Seiten • Hardcover • € 22,90

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