Richard Pepin (1948 – 2025)
Der B-Movie-Sci-Fi-Action-Papst ist tot
Millionen haben seine Filme gesehen, aber vermutlich wird bei den allermeisten bei der Erwähnung seines Namens nichts klingeln und bis dato gibt es selbst bei genreaffinen Seiten fast nirgends eine Meldung, dass der großartige Regisseur, Kameramann, Produzent, Editor und Mitbegründer der kultigen B-Movie-Schmiede PM Entertainment Richard Pepin am 14. August 2025 gestorben ist. Das wird aber weniger dran liegen, dass er „nur“ B-Movies im Köchelverzeichnis hat, sondern eher daran, dass Pepin medial erstaunlich wenig, eigentlich gar nicht präsent war – es gibt im Internet fast nichts zu dem Mann!
Ich weiß leider auch fast nichts, dafür aber umso mehr zu PM Entertainment: 1986 gründeten Joseph Toufik Merhi, ein syrischer Einwanderer, der mit einer Handvoll Dollar und einem großen Traum in die USA kam und schnell den Sprung vom Tellerwäscher zum Betreiber von fünf Pizza-Buden schaffte, Pepin, ein Kanadier, der im Pornobusiness unter dem Namen Rick Christopher eine Karriere als Kameramann gestartet hatte und ein Mann namens Ronald L. Gilchrist die Produktionsfirma City Lights Entertainment. Die Firma hatte schnell mit äußerst billig, nahezu auf Amateurlevel heruntergekurbelten Filmen verschiedener Genres Erfolg, doch da die Zusammenarbeit mit Gilchrist unglücklich verlief, gründeten Merhi und Pepin 1989 PM Entertainment – der 2024 verstorbene Produzent George Shamieh stieß kurze Zeit später dazu.
Das Trio knüpfte an City Lights an, hatte aber – trotz „Ausreißer“ wie der Komödie „Malibu Moon“ (1990) – einen klaren Fokus und der lag auf Thrillern wie „L.A. Vice“ (1989), „Midnight Warrior“ (1989), „Living To Die“ (1990) oder „Coldfire“ (1990).

Als dank des Jean-Claude-Van-Damme-Hits „Bloodsport“ Anfang der 1990er-Jahren die Videotheken mit Martial-Arts-Filmen überflutet wurden, sprang PM mit Filmen wie „Ring of Fire“ (1991), „Final Impact“ (1991), „Deadly Bet“ (1991), „To Be The Best“ (1992), „Tödliche Wette“ (1992) oder „Firepower“ (1993) auf den Zug auf. Wobei auffällig war, dass die formale Ebene stetig weiterentwickelt wurde, die Filme immer besser aussahen und die Budgets sichtbar stiegen. Die Entwicklung kulminierte Mitte der 1990er in einer Reihe von Actionfilmen, die immer noch mit verhältnismäßig geringen Budgets gedreht wurden, sich aber in Sachen Spektakel, wuchtigen Explosionen und vor allem visuell äußerst aufregenden Autoverfolgungsjagden, die zum Markenzeichen der Firma werden sollten, kaum hinter den Großproduktionen aus Hollywood verstecken brauchten. Es ist kein Wunder, dass Stunt-Koordinator Spiro Razatos, der für einige der knalligsten Szenen verantwortlich war, in den Jahren danach bei großen Hollywood-Produktionen eingesetzt wurde.
Mehri und Pepin produzierten aber nicht nur, sondern drehten einen Teil der Filme gleich selbst, und Pepin spezialisierte sich auf Sci-Fi-Action und veröffentlichte Highlights wie unter anderem „Cybertracker“ (1994), „T-Force“ (1994), „Hologram Man“ (1995) oder „Dark Force – Lautlos kommt der Tod“ (1995). Natürlich, große Kunst ist das nicht und ja, es wird munter bei allem geklaut, was zum jeweiligen Zeitpunkt gerade aktuell war, aber die hemdsärmelige Art, der eigenwillige Humor (in „T-Force“ lernen Cyborgs durch ein Pornoheft zu kopulieren!) und die oft wirklich spektakulären Actionszenen (vor allem die Autostunts!) machen viele der Filme sehenswert. Ich find auch, dass – ja, wirklich – die Drehbücher oft besser sind, als man angesichts dieser Art Film meinen möchte.
Ich kann jedenfalls nur empfehlen sich mal ein paar Titel zu besorgen und sich dem Ganzen ohne irgendwelche Erwartungshaltungen zu nähern …
Wie gut, dass Fokus Media seit einiger Zeit den PM-Katalog restauriert und die Filme in verschiedenen Varianten veröffentlicht!
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