24. April 2014

Knoten im Hirn

„FBP: Federal Bureau of Physics“ – Vertigo zum Zweiten

Lesezeit: 3 min.

Nach „Trillium“ stellen wir nun mit „FBP: Federal Bureau of Physics“ eine weitere neue Serie aus dem Hause Vertigo (DC Comics) vor, das etliche bahnbrechende Comic-Klassiker der letzten zwanzig Jahre hervorgebracht hat, u.a. Sandman, Preacher, Constantine: Hellblazer, Transmetropolitan, Fables, Y: The Last Man und DMZ.

Im Science-Fiction-Genre hat die Erde schon so manche Katastrophe erlebt, überlebt oder ging daran zu Grunde. Die Katastrophe in der neuen Vertigo-Comicserie FBP: Federal Bureau of Physics ist zumindest mal originell: Das Gefüge der Realität wie wir sie kennen hat Löcher bekommen, denn das Universum ist durch seine ständige Ausdehnung so dünn geworden, dass örtlich und zeitlich begrenzt die Gesetze der Physik ausgehebelt werden. Das hat Folgen, die dank der Geschichten, die das Genre schreibt, gar nicht so unvorstellbar sind: Bubble-Universen, Quantenstürme, Gravitationsstrudel, Zeitschleifen, Wurmlöcher und was das Herz begehrt – alles ist im Köcher von Simon Oliver, dem Autor, der schon mal die Kakerlaken-Apokalypse verursacht hat (in Exterminators; sehr zu empfehlen!)

Nun, das allein reicht natürlich noch nicht, um eine Geschichte zu erzählen. Also setzt Oliver in dieser neuen Reihe eine staatliche Eingreiftruppe auf die bizarren Phänomene an, die hemdsärmlig retten, was zu retten ist. Einer von diesem Federal Bureau of Physics ist Agent Adam Hardy, dessen Vater als Erster die Katastrophe erkannte, zum Dank für seine „Thesen“ aber in die Wüste geschickt wurde. Klar nagt das an Adam, der nun mit seinen Kollegen versucht, das Beste aus der verkorksten Situation zu machen.

Das Paperback enthält die ersten sieben Hefte der in den USA monatliche erscheinenden Serie, die etwa ab der Hälfte der hier gesammelten Strecke ihren Ton und ihren Stil findet. Denn der Auftakt-Vierteiler irrt leider noch etwas in der Gegend herum, weil sich Oliver keine Sekunde gönnt, um die Figuren vorzustellen. Die mitunter ziemlich unübersichtliche Action der Rettungsmission steht im Vordergrund – und das ist viel zu atemlos und hirnverdrehend, um Interesse wecken zu können. Zeichner Robbi Rodriguez gibt dem Affen ordentlich Zucker, aber letztlich ist das alles nur reine Überwältigung, dicke Hose, mehr nicht.

Dann aber geht die erste Mission gründlich schief und der Held nimmt eine Auszeit. In der Sekunde lebt FBP auf. Plötzlich ist Oliver bei den Menschen seiner Story und die Sache beginnt richtig Spaß zu machen. Er stellt seinem Helden noch eine Heldin – Rosa Reyes – zur Seite, der er zudem eine wunderbar mysteriöse Vergangenheit verpasst, und schon haben wir ein nettes Team, das sich vielleicht einmal mit Mulder und Scully messen kann. Und die zweite, viel kürzere Mission („There’s something about Rosa“), in der es um ein Gangster-Duo geht, das eine Art – hm – Wurmlochgenerator für seine finsteren Zwecke baut und missbrauchen will, ist dann auch gleich richtig spannend und von Rodriguez wunderbar inszeniert. So darf es gern weitergehen.

Und bei Warner – dem Konzern, zu dem Vertigo gehört – schaltete man schnell, als man das Potenzial in der Idee erkannte. FDP soll ins Kino und zwar pronto. David Goyer (Batman Begins, Dark Knight) ist bereits fleißig dabei, die Sache anzuschieben. Fehlt eigentlich nur noch, dass sich auch ein deutscher Verlag findet, der die Comicserie übersetzt…

Simon Oliver & Robbi Rodriguez: FBP - Federal Bureau of Physics 1: The Paradigm Shift • Vertigo/DC Comics, New York 2014 • $9,99

Kommentare

Zum Verfassen von Kommentaren bitte Anmelden oder Registrieren.
Sie benötigen einen Webbrowser mit aktiviertem JavaScript um alle Features dieser Seite nutzen zu können.