11. Mai 2014

Eastern Showdown

Geof Darrow beendet – gelobt sei Buddha – in exzessivem Minimalismus seinen „Shaolin Cowboy“

Lesezeit: 2 min.

Im Dezember 2004 erschien im Verlag Burlyman Entertainment das erste Heft von Geof Darrows Shaolin Cowboy, einer Serie, die man ohne Übertreibung und entgegen ihrer bemerkenswerten Randexistenz abseits der breiten Comic-Öffentlichkeit als ein Hauptwerk der gegenwärtigen Weirdest Fiction bezeichnen kann. In einer Nirgend-Welt („someplace in the middle of nowhere, the day before yesterday and a week before tomorrow…“) muss sich ein wortkarger und namenloser, dafür umso kampfkunstvirtuoserer Ex-Mönch zusammen mit seinem sprechenden Esel Lord Evelyn Dunkirk Winniferd Esq. III. einer unendlichen Flut von in immer bizarrerer Gestalt auftretenden Kopfgeldjägern erwehren, um sich vorerst final im Bauch der größten Riesenechse der Comicgeschichte einer unendlichen Flut von Zombies gegenüberzusehen. Vorerst, da im Mai 2007 mit dem siebten Heft an genau dieser Stelle fürs Erste Schluss war.

Wie setzt man eine solche Geschichte fort bzw. führt sie zu einem würdigen Ende? Man legt nach sechs Jahren Pause vier Hefte (diesmal bei Dark Horse) nach, beginnt das erste mit einer lachhaft ausführlichen, in augenkrebsfördernder Winzigkeit gesetzten Was-bisher-geschah-Einleitung sowie einem Splash-Panel, auf dem nichts als ein dumpf glotzender Frosch und der Kästchen-Text „Sechs Jahre später…“ zu finden sind und zeigt dann gute 120 Seiten lang nichts anderes als den Shaolin Cowboy, der sich – nun wieder im Freien – tretend und schlagend und springend und tänzelnd und eine Kettensäge am Stiel schwingend im Breitwand-Format durch die Untoten-Horde metzelt, um sich am Ende eine Gewehrkugel einzufangen und reglos in der Wüste herumzuliegen, während die NSA aus dem Weltraum heraus alles beobachtet. The End.

Natürlich muss man sich diesen absolut schlüssig (und anfänglich mit der Ko-Autorschaft der Wachowski-Geschwister) zurechtdelirierten Splatter-Irrsinn alternativlos an die Grafik seines Schöpfers Geof Darrow, größter Maniker in der Welt des populären amerikanischen Comics, gebunden vorstellen. Nicht nur, dass hier wirklich jedes Fitzelchen, jeder spritzende Blutstropfen, jede Hautunreinheit und jeder Kieselstein feste Konturen bekommen – eine einzige (wenn auch körperlich detailreich-drastische) Bewegung auf vier Comichefte zu strecken, macht endgültig sprachlos und den Minimalismus exzessiv.

Geof Darrow/Dave Stewart: Shaolin Cowboy · Dark Horse Comics, Milwaukie 2013-2014 · je ca. 34 Seiten · still 399 Cents

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