7. Juli 2014

Lo-Fi Sci-Fi

William Eubanks minimalistische Utopie „The Signal“

Lesezeit: 3 min.

Während für einen durchschnittlichen Hollywood-Blockbuster inzwischen Budgets von 150 oder gar 200 Millionen Dollar die Norm geworden sind, entwickelt sich gleichzeitig eine Gegenbewegung: Filme, in denen Science-Fiction-Elemente, utopische oder dystopische Zukunftsvisionen, extraterrestrische Begegnungen der ein oder anderen Art nicht durch Schauwerte versinnbildlicht werden, sondern durch einen einfallsreichen Einsatz filmischer Mittel.

Man könnte Andrej Tarkowskis „Solaris“ und „Stalker“ als Prototypen dieser Richtung betrachten, Science-Fiction-Filme, die weitestgehend in ganz „normalen“ Settings spielten und dennoch die Themen behandelten, für die andere Filme Riesenbudgets benötigen. In den letzten Jahren entstanden in diesem Stil Filme wie „Monsters“, „Another Earth“ oder „Take Shelter“, die nur sehr sparsam aufwändige Spezialeffekte einsetzten und statt dessen in einer scheinbar unveränderten Gegenwart von Alieninvasionen oder dem Ende der Welt erzählten.

In diese Kerbe schlägt nun auch William Eubanks „The Signal“, ein Film, der für nur rund zwei Millionen Dollar gedreht wurde. Dabei ist die Tatsache, dass Eubank sich seine Meriten vor allem als Kameramann von Werbeclips erworben hat gleichermaßen Segen und Fluch. Denn so überzeugend „The Signal“ auf visueller Ebene ist, so sehr hapert es mit einer über 90 Minuten tragenden Handlung.

Diese beginnt mit den beiden Computerfreaks Nic (Brenton Thwaites) und Jonah (Beau Knapp), die gemeinsam Nics Freundin Haley (Olivia Cooke) zu ihrem neuen College bringen. Lose wird angedeutet, dass ein rivalisierender Hacker Namens Nomad ihnen Ärger bereitet, weswegen sie alle ihre durch die typischen Mittel angedeuteten Computerfähigkeiten (angestrengtes Starren auf Bildschirme, hektisches Klappern auf Tastaturen, Monitore, die sich in Brillen spiegeln) dransetzen, ihn zu finden. Und schließlich empfangen sie irgendwo aus der Wüste Nevadas ein Signal, dass sie zu einer einsamen Hütte lockt.

Als Nic wieder aufwacht befindet er sich in Gefangenschaft, umgeben von sterilen Räumen, bewacht von merkwürdigen Männern in Schutzanzügen und immer wieder befragt von Dr. Damon (Laurence Fishburne). Dieser stellt Nic in bester manierierter Laurence-Fishburne-Manier komische Fragen, bietet ihm aber nicht die Wahl zwischen roter und blauer Pille.

Allzu viel darf nun nicht mehr über den Plot verraten werden, der stark von seinen Wendungen lebt, die erst im letzten Moment ganz klar werden lassen, worum es hier geht. Doch allein das Casting des damals auch nicht gerade subtil benannten Morpheus deutet die Richtung an, in die sich Eubanks bewegt, allerdings ohne den (populär)-philosopischen Unterbau so manches Vorbilds. Stattdessen entwickelt sich „The Signal“ zu einer gut gefilmten Stilübung in Paranoia, bei der Nic und Jonah in einem Netz gefangen sind, dass sie nicht durchschauen.

Clever ist nun, wie Eubanks ganz normale Settings mit kleinen Elementen aufpeppt und so aus unserer Welt eine mögliche Zukunft zaubert. Erst ganz zum Ende bedient er sich einiger sehr gelungener Spezialeffekte, doch bis dahin reichen ihm lange, weißglänzende Gänge, bedrohlich wirkende Figuren in Schutzanzügen und viele falsche Fährten zur Evozierung einer bedrohlichen Atmosphäre.

So clever wie andere Vertreter des Lo-Fi Science-Fiction ist „The Signal“ zwar nicht. Weder die Dimensionen von „Moon“ oder „Pi“ erreicht William Eubanks mit seinem zweiten Film, doch als Fingerübung, als Beweis, wie viel man mit geringen Mitteln erreichen kann, ist „The Signal“ unbedingt sehenswert.

„The Signal“ startet am 10. Juli in den Kinos.

The Signal • USA 2013 • Regie: William Eubanks • Darsteller: Laurence Fishburne, Brenton Thwaites, Olivia Cooke, Lin Shaye

Bilder: Cape Light

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