7. August 2014

Die Evolution frisst ihre Kinder

„Planet der Affen: Revolution“ – jetzt im Kino

Lesezeit: 3 min.

Der Anfang ist in gewisser Weise das Ende. Das war bei den Originalverfilmungen zu Pierre Boulles epochalem Roman so. Und das ist jetzt – im Falle der Fortsetzung zum Prequel-Remake – nicht viel anders. Die nämlich beginnt genau so, wie Planet der Affen: PRevolution geendet hatte: Mit Bildern der sich rasend ausbreitenden sogenannten „simian flu“, grafisch hübsch aufbereitet und verknüpft mit täuschend realistischem News-Footage zum fast vollkommenen Aussterben der Menschheit, das ja bereits in drei viralen Kurzfilmen näher beleuchtet wurde. Und auch was dann folgt, ist der Anfang vom Ende: Ein Close-Up vom Gesicht des intelligentesten der Affenbande, Caesar (Andy Serkis) – eine Einstellung, die sich im Übrigen genau so am Ende von Planet der Affen: Revolution wiederholen wird. Die knapp 130 Minuten dazwischen lösen das Versprechen ein, das der gelungene Vorgänger von Rupert Wyatt  vor drei Jahren abgegeben hatte.

Denn auch die Revolution bleibt überwiegend bei der Perspektive der Affen im Allgemeinen und jener von Caesar im Besonderen, gibt sich darüber hinaus aber auch dem Gedanken der Evolution verpflichtet, die hier quasi noch einmal von Neuem beginnen darf. Nicht von Ungefähr lassen die ersten Minuten an Kubricks 2001-Ouvertüre denken, indem sie den Menschenaffen in seinem Urzustand zeigen, in diesem Fall bei der Jagd und bei der praktisch nonverbalen Kommunikation miteinander. Zu zivilisatorischen Fortschritten, zum Waffenbau, Reiten und der Vermittlung von rudimentären Sprachkenntnissen, hat es in den zehn Jahren seit Caesars „Nein“ trotzdem gereicht. Und zum Bau einer Tausende von Affen fassender Siedlung, die sich unerwarteterweise bald doch noch Eindringlingen gegenübersieht.

Unter Führung von Ex-Architekt Malcom (Jason Clarke) bahnt sich nämlich ein kleines Grüppchen Menschen einen Weg durch den unwirtlichen Dschungel und hat ein tödlich verlaufendes Zusammentreffen mit einigen der Affen. Die Aufregung auf beiden Seiten ist anschließend entsprechend groß: Bei den von einer Basis in San Francisco aus operierenden Überlebenden deshalb, weil sprechende und reitende Affen den Weg zum Staudamm blockieren, der als Energielieferant einen zivilisatorischen Neuanfang garantieren soll. Bei den Affen, weil nicht alle von ihnen Caesars positive Erfahrungen mit der Menschheit teilen und vor allem deren prall gefülltes Waffenarsenale fürchten. Trotz kritischer Stimmen auf beiden Seiten kommt es dank Malcom und Caesar trotzdem zur vorsichtigen Annäherung. Wie aber die Vorgeschichte des Planet der Affen schon vor über 40 Jahren gelehrt hat, ist dieser  Friede nur von kurzer Dauer: Weder Mensch noch Affe können aus seiner Haut heraus, Angst war immer schon ein schlechter Ratgeber und die Schlacht um den Planet der Affen ist möglicherweise näher als wir denken.

Während auf inhaltlich-dramaturgischer Ebene die Fortschritte unter Regisseur Matt Reeves (Cloverfield, Let The Right One In) allenfalls marginal sind – Gut und Böse sind schnell etabliert, der Fortschritt der Handlung ist höchst absehbar – gelingt den Machern in technischer und atmosphärischer Hinsicht ein weiterer Evolutionssprung. Denn die Verwendung von 3D-Technologie bereits während des Drehs erweist sich als vorteilhaft für die immersive Atmosphäre eines Films, dessen Postapokalypse vor allem grün über die Leinwand wuchert. Und die Belebung der Affen durch Schauspieler wie Andy Serkis und Toby Kebbell sowie ihre Implementierung in eine naturalistische Umwelt sind als digitale Effektkunst kaum mehr zu erkennen. Wenn es neben der dramaturgischen Simplizität deshalb überhaupt irgendeinen Wermutstropfen gibt, dann diesen: Wie bei so vielen zweiten Teilen zuvor lässt einen auch Planet der Affen: Revolution am Ende ziemlich in der Luft hängen. Denn offenbar haben Reeves und sein Team noch Großes vor. Ab 2016 dann im Kino…

Evolutionssprung mit Schusswaffen: Caesar (Andy Serkis)

Auch das Glück von Affen liegt auf dem Rücken der Pferde…

Kommentare

Zum Verfassen von Kommentaren bitte Anmelden oder Registrieren.
Sie benötigen einen Webbrowser mit aktiviertem JavaScript um alle Features dieser Seite nutzen zu können.