4. August 2014 2 Likes

Intergalactic Superheroes

Unsere Review zu den „Guardians Of The Galaxy“

Lesezeit: 3 min.

Jetzt also ist es amtlich: Wie mehrfach von uns prognostiziert und hier bereits verifiziert, schwingt sich mit den Guardians Of The Galaxy ein nahezu unbekanntes Superheldenteam dazu auf, den Geist längst gelebter 70er- und 80er-Jahre-Jugend in massentaugliches Popcornformat zu gießen: Als gelungener Versuch, die Pulp-Abenteuer eines Indiana Jones mit dem Charme des zurückschlagenden Imperiums zu paaren, als der Film, der ein John Carter wohl hätte sein wollen und als echte Benchmark für das, was J. J. Abrams mit dem siebten Star Wars für die gleiche Produktionsfirma zu realisieren versucht. Kurz: Regisseur James Gunn, der mit Super bereits pechschwarzen Humor im Umgang mit seinen selbsterklärten Superhelden beweisen durfte, entpuppt sich als echter Glücksfall für die überwiegend extraterrestrischen Misfits, die in dieser Konstellation erst seit 2008 (wieder) für Marvel in deren Comicuniversen unterwegs sind. Weil hier ein echter Geek auf das vielleicht nerdigste Team im Marvel-Universum losgelassen wird und jenes eben nicht im Sinne einer Disneyfizierung von seinen Ecken, Kanten und Albernheiten befreit, sondern es umarmt. Mitsamt einer ganzen Welt, gegen das selbst der „out of this world“-Look von Asgard höchst irdisch wirkt.

Wie alle großen Geschichten beginnt auch diese hier mit einem Verlust. Und es ist die große Ironie hinter den Guardians, dass uns in seiner Folge die verlorene Unschuld des Blockbusterkinos der 80er zurückgegeben wird. Der junge Peter Quill (Chris Pratt) verliert seine Mutter an den Krebs. Und wird nur einen Atemzug später zum Findling im Weltraum. Entführt vom Weltraumschmuggler Yondu Udonta (Michael Rooker), dessen Geschichte noch auf die ersten Guardians von 1969 zurückgeht. Was in den folgenden knapp 30 Jahren passiert, lässt Gunn offen. Nicht jedoch die Intention, die er für die nun kommenden zwei Stunden mit seinem Film verfolgt: uns filmisch all das vorzuhalten, was wir im Zuge der letzten 30 Jahre an unseren Intellekt, unsere größere Vernunft und nicht zuletzt an die Erfordernisse eines stetig wachsenden Marktes verloren haben: Das Staunen über Welten, wie sie nie ein Mensch zuvor gesehen hat.

Der längst erwachsene Quill gibt hier auf einem verwüsteten Planeten den interplanetaren Wiedergänger von Indiana Jones, der auf der Suche nach einem mysteriösen Artefakt – einem der berüchtigten Infinity Stones – und mit dem Walkman (plus Soundtrack) seiner Kindheit auf den Ohren die Eingangssequenz des Jägers des verlorenen Schatzes nachstellen darf. Statt böser Nazis sind es Abgesandte der Kree – namentlich des hier als Oberbösewicht agierenden Ronan The Accuser (Lee Pace) –, die ihm den Stein zunächst erfolglos wieder abjagen wollen. Ein intergalaktisches Kopfgeld und einige Kopfgeldjäger später findet sich Qill dann trotzdem im Gefängnis wieder. In Gesellschaft seiner verhinderten Häscher, des genetisch zur sarkastischen Killermaschine umprogrammierten Waschbären Rocket (Bradley Cooper), seines Baumwesen-Sidekicks Groot (Vin Diesel), der Kampfamazone Gamora (Zoe Saldana) sowie des einfach gestrickten Kolosses Drax the Destroyer (Dave Bautista). Eine Bande von Reservoir Dogs, die durch die gemeinsame Flucht zu dem zusammengeschweißt werden, was später als Guardians Of The Galaxy das Universum retten soll. Was folgt, das ist nicht nur die geniale Abfolge anachronistisch anmutender (und die Handlung erdender) 70er-Jahre-Pophits, sondern auch eine ganze Reihe aberwitziger Wortgefechte, die als humoristischer Unterbau ein ganzes Arsenal herausragend choreografierter Weltraumschlachten (u. a. eine Art Real-Life-Space-Invaders) konterkarieren darf.

Das kann man kindisch finden, wenn man seine Kindheit nicht in den 70er oder 80er Jahren verbracht hat, als nur einen von vielen Bausteinen im Marvel Cinematic Universe vielleicht sogar verwirrend. Aber das ginge vollkommen am vielleicht entscheidenden Punkt vorbei. Denn trotz der unzähligen existierenden Anknüpfungspunkte könnten diese Guardians selbst dann weiterexistieren, wenn das Universum der sehr viel irdischeren Avengers längst hinüber ist. Als das, was in 30 Jahren als Star Wars einer neuen Generation gefeiert werden dürfte: Pure unadulterated Sci-Fi-Fun, der aus jeder Pore die Liebe zum Popcornkino der 80er Jahre atmet.

Die Guardians of The Galaxy starten in Deutschland am 28.08.2014

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