15. Dezember 2015 2 Likes 1

Die Macht der Sprache

In „Die Frequenz“ führt uns Jennifer Foehner Wells durch das kommunikative Spektrum eines Erstkontakts

Lesezeit: 2 min.

Einen ersten Kontakt gibt es kein zweites Mal. Um das Phänomen der ersten Begegnung mit einer außerirdischen Intelligenz ranken sich zahlreiche Mythen und Sagen, und wie auch immer diese Außerirdischen dargestellt werden und die Geschichten über sie aufgebaut sein mögen – von Gilgameschs Reise zu den Göttern über die aus dem Himmel herabgestiegenen Göttersöhne der jüdischen Überlieferung und die irrtümlich als solche aufgefasste Begegnung der südamerikanischen Inkas mit den spanischen Konquistadoren bis hin zu H.G. Wells’ „Krieg der Welten“ und seinen Science-Fiction-Epigonen seither –, sie alle teilen ein verbindendes Element: die Sprache.

Jennifer Foehner Wells greift das in ihrem Debütroman „Die Frequenz“ (im Shop) auf und geht mit ihrer Protagonistin, der Sprachwissenschaftlerin Dr. Jane Holloway, gleich in medias res. Denn die Linguistin wird zu einem Team von Astronauten hinzugezogen, das zu einem äußerst mysteriösen Ziel ins Weltall aufbrechen soll. Seit Jahrzehnten hält die NASA nämlich ein Geheimnis unter Verschluss: Im Asteroidengürtel jenseits der Marsumlaufbahn schwebt ein außerirdisches Raumschiff – regungslos und offenbar verlassen. Nach langer Vorbereitung wurde nun eine Forschungsmission zusammengestellt, die dieses Phänomen genauer untersuchen soll. Aber schon beim Andocken an das fremde Raumschiff passiert Jane Holloway etwas, womit sie im Leben nicht gerechnet hätte – eine Stimme erklingt in ihrem Kopf und heißt sie auf dem Schiff willkommen. Direkt, ohne mühsame Hieroglyphen-Entzifferungsarbeit und xenolinguistische Analyse …

Das ist das wirklich Spannende und Überraschende an Wells’ Buch – dass es sich der Frage widmet, wie wir Menschen damit umgehen würden, wenn die Sprachbarriere nicht nur überwunden, sondern einfach unterlaufen wird. Denn solch eine Instant-Kommunikation hat etwas zutiefst Verstörendes (wie der Umgang mit Mystikern und Verrückten im Laufe der Menschheitsgeschichte immer wieder bewiesen hat). Wenn Sprache das ist, was zwischen zwei Personen stattfindet (und in „Person“ klingt das lateinische „persona“ für Maske aus dem antiken Theater noch mit an), dann ist eine Kommunikation, die unsere Masken durchschauen kann, eine Gefahr für unsere Persönlichkeit. Die zarte Liebesgeschichte, die sich zwischen Holloway und ihren Astronautenkollegen Alan anbahnt, zeugt von genau diesen Schwierigkeiten.

Jennifer Foehner Wells’ „Die Frequenz“ kann ich allen empfehlen, die nicht nur einen gut gemachten Erstkontakt-Roman lesen wollen, sondern auch wissen wollen, wer wir Menschen eigentlich sind, wenn selbst unsere Sprache nackt und bloß daliegt.

Jennifer Foehner Wells: Die Frequenz ∙ Roman ∙ Aus dem Amerikanischen von Alfons Winkelmann ∙ Heyne Verlag ∙ E-Book, € 8,99 (im Shop)

Jennifer Foehner Wells landete mit ihrem Debütroman Die Frequenz in nur kurzer Zeit einen großen Erfolg in den USA. Sie studierte Biologie, und begeistert sich seitdem für Wissenschaft und Technologie. Ihre Leidenschaft für die Science-Fiction wurde schon früh geweckt. Jennifer Foehner Wells lebt mit ihrem Ehemann, ihren gemeinsamen zwei Söhnen und einem leicht verstörten Labrador in Indiana auf dem Land.

Kommentare

Bild des Benutzers Johann Seidl

Hab mich jetzt verbissen durch den Roman gearbeitet ... da hat auch gar nix die Lust am Lesen oder den Sense of Wonder gezündet. Das ist alles sehr bemüht und teilweise an den Haaren herbei gezogen. Am Schlimmsten ist aber die völlig unglaubwürdige und unnötige Liebesgeschichte. Da zieht's einem die Schuh aus.

Zum Verfassen von Kommentaren bitte Anmelden oder Registrieren.
Sie benötigen einen Webbrowser mit aktiviertem JavaScript um alle Features dieser Seite nutzen zu können.