Kein Oscar für Mark Watney
„The Martian“ geht leer aus bei den Academy Awards
Die richtig großen Überraschungen blieben in der Nacht von Sonntag auf Montag aus, als in Los Angeles die 88. Verleihung der Oscars stattfand. Leonardo DiCaprio hat ihn also endlich (Beste Hauptrolle; The Revenant), Brie Larson gönnt man ihn (Beste Hauptrolle; Room), Alejandro González Iñárritu ist ambitioniert und versiert genug (Beste Regie; The Revenant) und mit dem Missbrauchs-Enthüllungs-Drama „Spotlight“ als Besten Film hat man ganz bequem eine Punktlandung auf sicherem Terrain gemacht. Kein Stress also auf dem rotesten Teppich der Welt.
Man möchte gar nicht wissen, was die „weißen alten Männer“, die vor der Verleihung wegen vermuteter mindestens latent rassistischer Gesinnung ins Zentrum gerückt waren, angesichts von George Millers „Mad Max: Fury Road“ gedacht haben. Der aber trotzdem einen Haufen Nominierungen bekam – und sogar sechs Statuen (aber natürlich nur in den Kategorien, die die Öffentlichkeit eh nicht interessieren, nämlich Ton-Mischung, Ton-Schnitt, Schnitt, Makeup & Hairstyling, Production Design und Costume Design).
Alex Garlands bemerkenswertes Regie-Debut „Ex Machina“ musste sich mit einem Oscar für die visuellen Effekte zufrieden geben, aber der Preis für das beste Drehbuch, für den Garland selbst nominiert war, ging an Josh Singer und Tom McCarthy für „Spotlight“.
Pixar (Alles steht Kopf) schickt demnächst wahrscheinlich nur noch den Hausmeister vorbei, um mal wieder den goldenen Heini abzuholen, denn spannend ist die Kategorie Bester Animationsfilm schon lange nicht mehr. Was die Tatsache, dass in diesem Jahr „Anomalisa“ von Duke Johnson und Charlie Kaufman auch zur Wahl stand, beeindruckend unterstreicht.
Und Ridley Scotts „The Martian“, der siebenmal nominiert war (Bester Film, Bester Hauptdarsteller, Visuelle Effekte, Ton-Mischung, Ton-Schnitt, Production Design, Beste Drehbuchadaption einer Vorlage) ging gleich ganz leer aus. Tja, lieber Mark, man kann nicht immer mehr Glück als Verstand haben. Wärst du mal auf dem Mars geblieben.
Ebenfalls ignoriert wurde J.J. Abrams komischer kleiner Film mit dem langen Titel, der fünfmal zur Wahl stand (Beste Musik, visuelle Effekte, Ton-Mischung, Ton-Schnitt, Schnitt), aber das dürfte wohl keine große Erschütterung der Macht zur Folge haben. Spätestens Episode IX kriegt dann bestimmt 15 Oscars – und wenn Disney dafür die ganze Veranstaltung kaufen muss.
Die Liste mit allen Nominierten und Gewinnern gibt es hier.
Abb. The Martian © 2015 Twentieth Century Fox
Kommentare