7. Mai 2016 1 Likes

Übernatürlicher Horror für Eltern

„Wytches“ von Scott Snyder („The Wake“) und Jock („The Losers“)

Lesezeit: 2 min.

Wer nach „Batman v Superman“ im Kino aktuelle Comics der beiden Helden auscheckte, wird zwangsläufig bei Scott Snyder gelandet sein, dem dominantesten „Batman“-Autor der letzten Jahre und darüber hinaus Verfasser von „Superman: Unchained“, dessen wuchtiger Sammelband mit Artwork von Jim Lee einfach ins Auge sticht. Snyder ist überdies der Schreiber, dessen Karriere dadurch angekurbelt wurde, dass Stephen King (im Shop) seine Prosa-Kurzgeschichten adelte – und mit seinem jungen Kollegen zusammen den ersten Band von dessen Comic-Saga „American Vampire“ schrieb. Zudem geht der mit dem Eisner Award prämierte Science-Fiction-Comic „The Wake“ auf Mr. Snyders Konto. Für die neue Creator-Owned-Serie „Wytches“, deren erster Band soeben auf Deutsch erschienen ist, hat sich Snyder mit dem britischen Zeichner Jock zusammengetan. Der wiederum ist Mitschöpfer des verfilmten Vertigo-Comics „The Losers“, visualisierte auf seine kantige Art ansonsten Titel wie „Judge Dredd“, „Hellblazer“ oder „Green Arrow: Das Erste Jahr“ und wirkte als Concept Artist an Filmen wie „Hancock“, „Dredd“ und „X-Men: Zukunft ist Vergangenheit“ mit.

In Snyders und Jocks „Wytches“ stehen die Witches nicht so sehr für Hexen als viel mehr für ein uraltes Grauen, das einem in der Form auch in „Akte X“ hätte begegnen können – an einer Stelle im Comic wird sogar suggeriert, die Wytches könnten mit einem falschen Evolutionszweig und Tausenden von Jahren zurückliegenden Mutationen zu tun haben. Spielt am Ende keine Rolle, denn letztlich geht es in „Wytches“ vor allem um die Ängste von Kindern und Eltern. Davor, nicht zu genügen, etwas falsch zu machen und nicht für jene da zu sein, die man liebt. Das ist von Snyders Kindheit ebenso inspiriert wie von seinen eigenen Erfahrungen als Vater. Jock, der mit Snyder bereits ein paar Batman-Storys umsetzte, fängt das in einerseits erstaunlich bunten, andererseits absolut drastischen und beeindruckenden Bildern ein. Besser sah sein Artwork nie aus.

Am Stück und obendrein im großformatigen deutschsprachigen Splitter-Hardcover genossen, das den kleineren US-Sammelband müde belächelt, ist „Wytches“ eine starke, fesselnde Mystery/Horror-Lektüre um übernatürliches Grauen und doch absolut realistischen, familiären Horror. Die Filmrechte hat Brad Pitts Produktionsfirma Plan B erworben – und wir warten jetzt darauf, dass im Original die nächsten Kapitel erscheinen, die den zweiten Band bilden werden.

Scott Snyder & Jock: Wytches Buch 1 • Splitter, Bielefeld 2016 • 192 Seiten • Hardcover: 24,80 Euro

Kommentare

Zum Verfassen von Kommentaren bitte Anmelden oder Registrieren.
Sie benötigen einen Webbrowser mit aktiviertem JavaScript um alle Features dieser Seite nutzen zu können.