22. Juni 2014 1

Aus dem Silo aufs nächste Level

Die SF-Bestseller „Silo“ und „Level“ von Hugh Howey

Lesezeit: 2 min.

Im Juli 2011 veröffentlichte der 1975 geborene Hugh Howey seine Novelle „Silo“ als englischsprachiges E-Book im Eigenverlag. Da immer mehr Leser nach einer Fortsetzung verlangten, brachte der Amerikaner die nächsten Teile seiner Science-Fiction-Geschichte im selben Format, bis er einen richtig dicken Roman zusammen hatte und diesen am Stück erneut in digitaler Eigenregie herausbrachte. Spätestens im Sammelband wurde „Silo“ – „Wool“ im Original – der Durchbruch von Howey, der zuvor bereits als Skipper, Bootsbauer, Dachdecker und Buchhändler gearbeitet hat und am Ende seines ganz persönlichen eSelfpublishing-Märchens dann gleich einen richtig fetten Print-Buchdeal an der Angel hatte. Rasch hat es sein Schmöker bis in die Top 10 der New-York-Times-Bestsellerliste geschafft und begeistert heute Leser in mehr als 20 Sprachen. Und als wäre das nicht Erfolgsstory genug, hat Ridley Scott zudem noch die Filmrechte an der bereits als Comic adaptierten SF-Saga gekauft, während Howey längst auch abseits der „Silo“-Serie SF-Geschichten schreibt und publiziert.

Auch auf Deutsch erschien „Silo“ zunächst in digitalisierter und serialisierter Form. Im März 2013 folgte das gedruckte, gebundene Buch – gerade ist die deutschsprachige Taschenbuchausgabe erschienen.

Ob digital, gebunden oder broschiert: In seinem literarischen Debüt „Silo“ erzählt Hugh Howey auf insgesamt über 500 Seiten von einer Zukunft, in der die Menschheit unter der Erde lebt, da die Oberfläche seit einem ominösen Schlüsselereignis in der Vergangenheit verpestet ist. Zumindest wird das den Bewohnern der künstlichen Unterwelt mit Werkstätten, Hydrogärten und der mächtigen IT-Abteilung seit Generationen weisgemacht. Aber ist das auch die Wahrheit, die Realität? Oder steht zwischen den Menschen in der Welt da unten und der Welt da oben nur eine gewaltige Verschwörung, zu der nicht bloß Bildschirme anstelle von Sichtfenstern nach draußen gehören?

Gute Ideen und Denkanstöße prägen Howeys passabel erzählten SF-Verschwörungsthriller im Habitat, der dem boomenden postapokalyptischen Trend durchaus einen interessanten Dreh abgewinnt, derweil Howey im Grunde beide system-kritischen Extreme anprangert: Angeblich perfekte Systeme, die nicht hinterfragt werden genauso wie das blindwütige Niederbrennen von nicht perfekten Systemen. Und trotz dieses Versuchs, Gehalt hinein zu interpretieren: Wäre das E-Book im Selbstverlag kein Teil der erstaunlichen Erfolgsgeschichte des sympathischen Mr. Howey, könnte man sich – noch mehr als ohnehin schon – doch recht heftig an der gnadenlosen Mainstream-Ausrichtung des Ganzen stören.

Das „Silo“-Prequel „Level“ mit der Vorgeschichte zum internationalen SF-Top-Seller erscheint am 11. August als Hardcover und als E-Book auf Deutsch.

Hugh Howey: Silo • Piper, München 2014  • 560 Seiten • € 10,99

Kommentare

Bild des Benutzers Adrian2708

Jetzt muss ich doch mal Anstoß an dieser Review nehmen: Zwar unterscheiden sich die Kapitel in Qualität und Erzählstil teilweise, doch sind sie weitaus besser als ein schnödes "passabel".
Ich habe diesen Roman gelesen, ohne etwas über Hugh Howeys Werdegang zu wissen und doch habe ich ihn für großartig befunden.
Herr Endres kritisiert die Ausrichtung zum SF-Mainstream, welcher ironischerweise u. a. in Deutschland von Random House gebildet wird - und sollte man einen Roman nicht für sich nehmen, losgelöst vom Kontext des Mainstreams?

Ich werde nicht richtig warm mit dieser Review, aber das mag nur meine Meinung sein.

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