27. Juli 2021 2 Likes

„Blood World“ von Chris Mooney

Ein starker SF-Krimi über eine Zukunft, die in Blut geschrieben ist

Lesezeit: 3 min.

Eine Geschichte über eine Welt, in der Blut zum neuen Hauptprodukt der Unterwelt wird und die gesamte amerikanische Gesellschaft verändert? Klingt nach einem modernen urbanen Vampirroman. Doch bei Blood World – Die Zukunft ist in Blut geschrieben“ (im Shop) handelt es sich um das erste Science-Fiction-Werk von US-Bestsellerautor Chris Mooney, der sich mit Krimis bzw. Thrillern einen Namen machte und dafür die Wertschätzung von Lee „Reacher“ Child (im Shop) und Michael „Bosch“ Connelly (im Shop) genießt. Vampire tummeln sich in „Blood World“ keine, dafür ist Mooneys Roman ein gut geschriebener, spannender Krimi mit SF-Einschlag.

Als Setting dient ihm nämlich eine nahe Zukunft, in der entdeckt wurde, dass das Blut bestimmter Menschen – so genannter Träger – regenerative Wirkung auf andere hat. Die verbotenen Infusionen machen die Empfänger gesünder, jünger, schneller, besser, leidenschaftlicher. Die Unterwelt hat auf den Bedarf an Trägerblut reagiert und ein Geschäftsmodell daraus gemacht. Träger, zumeist jüngere Menschen, werden aus Autos, aus ihren Schulen oder aus Nachtclubs entführt und teils jahrelang ausgebeutet. Mit Blutzuckermessgeräten suchen Späher der Kriminellen im Alltag ständig nach neuen Opfern für die Blutfarmen. Sebastian Kane, der sich hinter einer Maklerfirma für die Reichen und Schönen LAs versteckt, ist einer der größten Player im Blut-Business, allerdings bemüht er sich, seine Träger besser zu behandeln, als die armenische Mafia oder die mexikanischen Kartelle das tun. Dennoch ist er natürlich ein Verbrecher, der auch nicht vor Mord zurückschreckt. Doch schon andere Autoren haben die vermeintlich Bösen, die auf der falschen Seite des Gesetzes stehen, zu den alles andere denn unsympathischen Protagonisten ihrer Krimis gemacht, man denke nur an die Lieblingsbücher „Zeit des Zorns“ und „Kings of Cool“ von Don Winslow (im Shop).


Chris Mooney. Foto © Vin Catania

Außerdem gibt es in „Blood World“ ja noch Ellie Batista, eine junge Polizistin, die aufgrund ihrer Familiengeschichte ein sehr persönliches Interesse an der blutigen Unterwelt hat, deren ruchlose Methoden Sondereinheiten des FBI und des LAPD, riskante Undercover-Ermittlungen sowie scher bewaffneten privaten Personenschutz für die Träger notwendig machen. Nachdem Ellie und ihr Partner in eine heftige Schießerei geraten, ergibt sich für Ellie die Chance, ermittlungstechnisch näher denn je an die Blutfarmer heranzukommen. Allerdings betritt sie deren Welt just in dem Moment, da Sebastian und seine Unterstützer in einen brutalen Machtkampf um das „Blutgeld“ der etwas anderen Art gezogen werden, der sogar eine Schneise der Verwüstung durch Los Angeles zieht, das obendrein von schweren Buschbränden außerhalb der Stadt bedroht wird …

„Blood World“ ist ein gefälliger, gekonnt inszenierter Krimi, der seine Perspektive effektiv zwischen Cops und Verbrechern aufteilt, die früh miteinander interagieren. Chris Mooneys Erfahrung mit Crime-Plots dieser Art kann man beim gebannten Lesen jederzeit spüren, doch auch sein Science-Fiction-Setting funktioniert und dient der Story, obwohl es eigentlich nur eine kleine Zukunfts-Transfusion für seinen Krimi ist. „Blood World“ bietet überzeugende Krimi-Unterhaltung, an der SF-Fans auf keinen Fall vorbeigehen sollten, wenn der Roman ihnen aufgrund von Mooneys Backlist vielleicht eher in der Abteilung für Spannungsliteratur angeboten wird. Und Krimi-Lesende müssen sich wegen des SF-Twists ebenfalls keine Sorgen machen.

Chris Mooney: Blood World - Die Zukunft ist in Blut geschrieben • Roman • Aus dem Amerikanischen von Urban Hofstetter • Wilhelm Heyne Verlag, München 2021 • 512 Seiten • als Paperback und E-Book erhältlich • Preis des E-Books: € 11,99 • im Shop

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