21. Oktober 2014 1 Likes 1

Innovative Zombie-Sporen

Mike Careys Endzeit-SF-Roman „Die Berufene“

Lesezeit: 2 min.

Es ist schwer, aus dem Zombie- und Endzeit-Genre noch interessante Geschichten und neue Aspekte heraus zu kitzeln. Zombies sind eben nicht allzu kitzelig. Waren sie vermutlich nie.

Dem britischen Comic-Vielschreiber Mike Carey, der seit Ende der 90er-Jahre mit Erfolg für die großen amerikanischen Verlage Marvel und DC schreibt, ist es in seinem unter dem Pseudonym M. R. Carey veröffentlichten Roman „Die Berufene“ jedoch gelungen, dem Zombie-Genre tatsächlich ein paar frische Impulse und Ideen abzuringen.

„Die Berufene“, im Original als „The Girl With All The Gifts“ erschienen, spielt in einem England der nahen Zukunft, in dem eine unaufhaltsame parasitäre Pilzspore einen Großteil der Menschheit in die so genannten Hungernden verwandelt hat. Lediglich ein paar Kinder können dem ursprünglich bei Ameisen nachgewiesenen Parasiten trotz Befall widerstehen und sind zwar kleine, aber starke Unmenschen mit einem gewaltigen Appetit auf Menschenfleisch, den lediglich Chemie-Duschen abschwächen können, doch ihre Gehirne sind anscheinend intakt geblieben. Genauso gefährlich wie die Kinder oder die Hungernden sind unterdessen die Schrottwühler, hartgesottene Überlebende, die nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht sind und denen jedes Mittel Recht ist, um sich an die Spitze der neuen Ordnung und Nahrungskette zu schwingen.

Die Kinder indes werden unter grausamen Bedingungen in einer von den Hungernden eingekesselten, militärisch geschützten Forschungseinrichtung untersucht – wer am Morgen, wenn die kargen Zellen aufgesperrt werden, nicht im Klassenzimmer ankommt, landet auf dem Seziertisch der Chef-Wissenschaftlerin. Denn womöglich sind die Kinder ja der Schlüssel zu einem Heilmittel gegen die Plage, der die menschliche Zivilisation zum Opfer gefallen ist. Dann wird die Einrichtung eines Tages überrannt, und eine ideologisch extrem divergente Gruppe Überlebender muss mit dem klügsten – und gefährlichsten Kind – in dieser grausamen neuen Welt bestehen…

Mike Carey kann also nicht nur in Panels und mit dem Teufel (Lucifer) oder mit Mutanten (X-Men), sondern auch in Prosa und mit Zombies. Das beweist er mit „Die Berufene“ auf den über 500 Seiten des schön aufgemachten Paperbacks mit Klappenbroschur allemal. Allerdings: Es macht nicht sofort Klick. Vielleicht sogar überhaupt nicht. Die ersten 200 Seiten sind beispielsweise toll geschrieben und sehr interessant, doch ist Carey gerade da eben erst mal kein bissiger, reißerischer Pageturner gelungen. Und auch danach fehlt ab und an der Biss. Trotzdem erkennt man ohne Mühe von der ersten Seite an die Frische seines mutigen Ansatzes für eine andersartige Geschichte in diesem viel beackerten Themenfeld, sowie die Qualität seiner starken Schreibe mit glaubwürdigen Perspektiven und Protagonisten.

Das genügt allemal, damit sich jeder Fan von Endzeit-Science-Fiction-Horror und Zombie-Stoffen Careys innovativen Genre-Roman anschaut – und auf das Klick hofft.

M. R. Carey: Die Berufene • Knaur, München 2014  • 512 Seiten • € 14,99

Kommentare

Bild des Benutzers Elisabeth Bösl

"Die Berufene" liegt auch noch auf meinem Bücherstapel - ich bin zwar gespannt, andererseits ist Knaur nun nicht gerade für seine Zombieromane bekannt, von demher gehe ich mal von vornherein pessimistisch davon aus, dass hier vieles gute gemeint, aber dann nicht mit letzter Konsequenz ausgeführt wurde.

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