10. März 2022

Das Comic-Prequel zu „The Umbrella Academy“

„You look like Death: Klaus – Eine wandelnde Leiche“ von Gerard Way & Co.

Lesezeit: 3 min.

Was könnte die Wartezeit auf die dritte Staffel von Netflix’ Comic-Adaption „The Umbrella Academy“ besser verkürzen als ein neuer Comic über die legitimen, allerdings unabhängigen Erben von Grant Morrisons Doom Patrol, die trotz 30 Jahren Abstand in der Entstehung 2019 fast zeitgleich mit den DC-Antihelden ins Serienfernsehen starteten? Unter dem Titel „The Umbrella Academy präsentiert: You look like Death: Klaus – Eine wandelnde Leiche“ kredenzen Serienschöpfer Gerard Way und einige neue kreative Mitstreiter ein Comic-Prequel, das sich um Fanliebling Klaus alias Séance dreht, der total auf Drogen steht und mit den Seelen der Verstorbenen interagieren kann.

Ein Jahrzehnt vor den Ereignissen um die Weltuntergangs-Suite im ersten Band bzw. in der ersten Staffel wird das achtzehnjährige Medium Klaus von seinem gestrengen Vater aus der Umbrella Academy geworfen. Erst versucht er, sich bei seinen „Geschwistern“ zu verstecken, die zu Beginn also kurze Gastauftritte haben, doch am Ende ist der aufmüpfige Klaus auf sich allein gestellt (zwischendurch gibt es noch zwei, drei fiese Flashbacks mit dem kleinen Klaus und seinem ruchlosen Dad, der Klaus’ Kräfte um jeden Preis pushen will). Schließlich landet der drogensüchtige Geisterflüsterer in Hollywood, wo er auf Vampir-Schimpansen und andere blutsaugende Drogendealer, eine skrupellose Filmdiva jenseits des Karriere-Zenits und die Mächte hinter der Traumfabrik trifft. Außerdem steht für Klaus wieder der eine oder andere Trip an, von denen ihn manche bis in die Leere führen, wo die verlorenen Seelen warten …

Dieses Prequel zu „The Umbrella Academy“ wendet sich an Fans von sowohl Panel- als auch Streaming-Serie – es wäre ja auch wirklich ungeschickt, es anders handzuhaben und irgendwen auszuschließen. Für die neue Bildergeschichte hat sich der frühere My Chemical Romance-Sänger Gerard Way diesmal mit Co-Autor Shaun Simon zusammengetan. Simon war früher Keyboarder der Band Pencey Prep und ging Anfang der 2000er auch mit Way und My Chemical Romance auf Tour. Er ersann Comics wie „Neverboy“, „Wizard Beach“ und „Art Ops“, überdies arbeitete er mit Way und Becky Cloonan bereits an der Comic-Serie „The True Lives of the Fabulous Killjoys“ zusammen. Die Story, die sich die beiden Musiker und Autoren ausgedacht und dem jungen Klaus auf den Leib geschrieben haben, ist schräg genug für das multimediale Universum von „The Umbrella Academy“. Man spürt jedoch einen Unterschied zu den ersten geschriebenen, gezeichneten und gefilmten Seasons.

Einer der größten Kontraste ist natürlich das Artwork: Gabriel Bá hat nach drei Bänden diesmal nur die Cover illustriert, die Innenseiten stammen von Ian Culbard alias I. N. J. Culbard. Den u. a. mit dem Bram Stoker Award ausgezeichneten Engländer kennt man für eigenständige Science-Fiction-Serien wie „Brass Sun“ und „Wild’s End“ sowie diverse Adaptionen zwischen H. P. Lovecraft und Sir Arthur Conan Doyle. Er ist ein guter Zeichner und Storyteller, hin und wieder erinnert er einen an Marcos Martin, und er kommt auch mit allen fantastischen Elementen und abgefahrenen Gags von Way, Simon und Klaus jederzeit klar. In die Fußstapfen von Gabriel Bá treten zu müssen, ist dennoch ein undankbarer Job.

In seinen besten Momenten hat Klaus’ etwas zu langer Hollywood-Trip genau die richtige Menge an Weird-Fiction-Verrücktheiten, die „The Umbrella Academy“ ausmachen, und die raren Flashacks in Klaus’ Kindheit nimmt man als Fan sehr gerne mit. Doch jetzt darf es dann doch gern die nächste große Dosis mit der ganzen dysfunktionalen Super-Familie sein.

Abb.: © Gerard Way & Gabriel Bá/deutsche Ausgabe bei Cross Cult

Gerard Way, Shaun Simon, I. N. J.Culbard: The Umbrella Academy präsentiert: You Look Like Death: Klaus – Eine wandelnde Leiche • Cross Cult, Ludwigsburg 2022 • 180 Seiten • Hardcover: 22 Euro

 

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