„After Midnight“ – Liebesfilm mit Oldschool-Monster!
Jetzt doch noch im Kino!
Corona bringt wirklich alles durcheinander – „After Midnight“ hatten wir eigentlich bereits im Mai bei den Heimkino-Highlights vorgestellt. Kurz vor Veröffentlichung der Scheiben-Version sollte es eigentlich auch einen kleinen Kinostart geben, aber der musste natürlich abgeblasen werden. Ungewöhnlicher- und erfreulicherweise entschied sich der Verleih aber den Kinostart nicht komplett zu streichen, sondern nachzuholen und so kann man sich „After Midnight“ ab sofort im Kino oder im „Virtual Cinema“ ansehen. Bei letzterem handelt es sich um nichts anderes als Video-on-Demand, der einzige Unterschied: Die Hälfte der Online-Erlöse gehen an die Kinos, die den Film im Laufe des Jahres noch spielen werden. Tolle Sache! Zumal es sich um eine der sehenswertesten Veröffentlichungen des Jahres handelt.
Der Plot geht so: Hank (Jeremy Gardner, ebenso Co-Regisseur) und seine Freundin Abby (Brea Grant) haben sich in einem abgelegenen Teil von Florida ein beschauliches Leben aufgebaut. Aber eines Tages verschwindet Abby spurlos; alles, was sie hinterlässt, ist eine kryptische Notiz. Hank ist am Boden zerstört und versucht herauszufinden, wo sich seine Lebensgefährtin befindet, allerdings tut sich währenddessen ein neues Problem auf: Eine mysteriöse, furchteinflößende Kreatur scheint sich im umliegenden Wald aufzuhalten und versucht nachts ins Haus einzudringen. Leider schenkt ihm nicht mal Abby nach ihrer überraschenden Rückkehr Glauben – hat sich Hank etwa alles nur eingebildet?

Jeremy Gardner und Christian Stella hatten erstmals 2012 mit ihrem für kein Geld produzierten, super-schrägen Offbeat-Zombiefilm „Ben & Mickey vs. The Dead“ auf sich aufmerksam gemacht. Das Debüt stieß auf viel Gegenliebe, aber auch einiges an Abneigung, was nicht nur am irre entspannten Tempo, sondern vor allem an der Tatsache lag, dass entgegen aller Versprechungen weniger die Zombies, sondern vielmehr die beiden schrägen Protagonisten und ihre im besten Mumblecore-Stil vorgetragenen Dialoge im Vordergrund standen. Der Nachfolger hatte leider satte sieben Jahre auf sich warten lassen, kann sich aber dafür mehr als sehen lassen. Gardner und Stella ziehen erneut munter ihr Ding durch und es wundert nicht, dass sich mit Justin Benson und Aaron Moorehead zwei weitere, hier bereits abgefeierte, Genre-Quertreiber in den Stabsangaben finden, da kommt zusammen, was zusammengehört. Dieses Mal ist der Monsterfilm dran, wieder stehen die Menschen im Vordergrund und wieder kommt nichts, wie man es erwartet. So scheut sich das Duo zum Beispiel nicht davor die anfänglich recht konventionelle Geschichte in eine 14-minütige, statische, regelrecht theaterhaft gefilmte Beziehungsanalyse münden zu lassen, nur um dann … neee, wird nicht verraten.

Am schönsten isses natürlich immer noch im Kino, aber wer keine Gelegenheit dazu hat (der Einsatz ist leider beschränkt – Terminplan gibt’s hier!), sollte unbedingt das „Virtual Cinema“ aufsuchen oder sich DVD, Blu-ray oder Mediabook besorgen. Es ist gerade in heutiger Zeit extrem wichtig, dass unabhängige Kulturschaffende so gut wie möglich unterstützt werden – denn nur am Wegesrand lassen sich die wirklich fruchtbaren Entdeckungen machen!
After Midnight • USA 2019 • Regie: Jeremy Gardner, Christian Stella • Darsteller: Jeremy Gardner, Brea Grant, Henry Zebrowski, Justin Benson, Ashley Song, Nicola Masciotra, Taylor Zaudtke
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