30. November 2016

Die Kindheit ist nicht beschädigt

Nötig war es zwar nicht, doch die Realfilmadaption des Kinderbuchklassikers „Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt“ ist gelungen

Lesezeit: 2 min.

Es war nicht die Augsburger Puppenkiste, die für die erste Version des Kinderbuchs „Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt“ verantwortlich war, auch wenn die ziemlich unbeholfen stacksenden Puppen deutliche Verwandtschaft zu Jim Knopf, dem Urmel und all den anderen legendären Figuren aufwiesen. 1972 entstand die TV-Serie, nur fünf Jahre nach Veröffentlichung des Kinderbuchs von Boy Lornsen, der seinem literarischen Debüt zwar noch etliches nachfolgen ließ, jedoch nie wieder mit solch einem Erfolg.

Die Abenteuer des einsiedlerischen und erfindungsreichen Jungen Tobbi, der zusammen mit dem ebenfalls in die dritte Klasse gehenden Roboter ROB 344–66/IIIa – einfachheitshalber nur Robbi genannt – im Fliewatüüt zum Nordpol reißt, gehören zur Sozialisation jedes in den 70er und 80er Jahre aufgewachsenem Bundesbürger und somit Teil einer fragilen, nostalgischen Verklärung.

Wenn nun Jahrzehnte später eine Realverfilmung des Stoffs in die Kinos kommt, ist man als inzwischen erwachsener Mensch zwar nicht unbedingt das designierte Zielpublikum, würde aber doch gerne eine moderne Version der Geschichte sehen, die zumindest etwas vom Charme von Vorlage und TV-Serie ins 21. Jahrhundert rettet.

Um diese Aufgabe zu erfüllen wurde Wolfgang Groos engagiert, der sich mit Kinder- und Jugendfilmen wie „Die Vampirschwestern“, „Systemfehler - Wenn Inge tanzt“ oder „Rico, Oskar und das Herzgebreche“ einen Namen als versierter Regisseur nicht überaus anspruchsvoller, aber leidlich unterhaltsamer Filme gemacht hat. Und genau das ist auch hier der Fall.

Behutsam wurde die Geschichte modernisiert, nicht mehr drei Aufgaben für die Roboterschule gilt es für Robbi zu lösen, sondern den kleinen Roboter mit seinen am Nordpol verschollenen Eltern wiederzuvereinen, dazu kommen als quasi comic relief ein reichlich vertrotteltes Detektivduo, gespielt von Alexandra Maria Lara und Sam Riley, die für die heutzutage wohl unvermeidlichen Albernheiten sorgen. Dabei erzählt „Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt“ im Kern eine ganz andere Geschichte, handelt von Außenseitern und ungewöhnlichen Wesen, Menschen wie Robotern, die zwar nicht der Norm entsprechen, aber gerade durch ihre Besonderheiten liebenswürdig sind. Ein bisschen dick aufgetragen darf man diese natürlich grundsympathische Botschaft gewiss finden, doch darüber kann man hinwegsehen, versprühen der junge Tobbi-Darsteller Arsseni Bultmann und sein Roboter-Freund doch genug Charme und Witz, um die Erinnerungen an die klassische Serie zwar gewiss nicht zu verdrängen, aber auf gelungene Weise zu ergänzen.

„Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt“ läuft ab dem 1. Dezember im Kino.

Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt • Deutschland 2016 • Regie: Wolfgang Groos, Darsteller: Arsseni Bultmann, Alexandra Maria Lara, Sam Riley

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