5. August 2022

„Prey“ – Die Jagd geht weiter

Ein neuer „Predator“-Film versucht an die Ursprünge der Reihe anzuknüpfen

Lesezeit: 3 min.

„If it bleeds, we can kill it!“ In den an ikonischen Einzeilern wahrlich nicht armen 80er Jahren bleibt dieser vom jungen Arnold hingerotzte Einzeiler ganz ohne Frage einer der besten. Kein Wunder also, dass auch in „Prey“, einem „Predator“ Sequel, das gleichermaßen Prequel ist, eine Figur diesen Satz sagt, nachdem es ihr endlich gelungen ist, den Predator zu verwunden. Seit 35 Jahren existiert die Predator-Franchise nun schon und vielleicht ist einer der Gründe für die Langlebigkeit, dass das Konzept so simpel ist: Der Predator jagt Menschen, der Mensch versucht zu überleben.

Und so ist es auch in „Prey“, mit dem sehr zeitgeistigen Unterschied, dass es diesmal nicht nur eine Frau ist, die gejagt wird, sondern auch noch eine amerikanische Ureinwohnerin. Im Jahre 1719 spielt die Geschichte, in den Weiten des amerikanischen Kontinents, wo eine Gruppe Comanchen selbst auf der Jagd nach Wild ist. Darunter die junge Naru (Amber Midthunder), die zu gern eine Kriegerin wäre. Während die anderen Comanchen sie ob dieses Wunsch nur belächeln, ist es allein ihr Bruder Taabe (Dakota Beavers), der weiß, welche Fähigkeiten Naru besitzt.

Doch auch er zweifelt, als Naru berichtet, schemenhaft ein unbekanntes Wesen gesehen zu haben, das riesige Spuren hinterlassen und gar eine Schlange gehäutet hat. Ein Bär, vermuten die anderen, doch Naru – und natürlich der erfahrene „Predator“-Zuschauer – wissen es besser.

Zurück zu den archaischen Anfängen der Franchise scheint Dan Trachtenberg mit „Prey“ zu streben, dem, zählt man die beiden „Alien vs Predator“-Filme hinzu, siebten „Predator“-Film. Gerade in der zweiten Hälfte des damals von John McTiernam inszenierten Films reduzierte sich die Geschichte auf ein langgezogenes Duell zwischen Schwarzenegger und dem Predator, das ohne Worte auskam und somit praktisch wie ein Stummfilm funktionierte.

Auch Naru entdeckt schnell die Schwächen des Predators, merkt, dass das Wesen auf Wärme anspringt, versteht es, Fallen zu bauen und sich mit Schlamm unsichtbar zu machen. Doch reicht diese Variation aus, um einen ganzen Film zu füllen? Immer wieder scheinen sich Trachtenberg und sein Drehbuchautor Patrick Aison zu höherem aufschwingen zu wollen, nur um die mögliche Metaphorik des Konzepts „jagen und gejagt werden“ links liegen zu lassen.

Eine der stärksten Szenen findet sich ganz am Anfang: Eine Fliege schwirrt da durch die Wälder und wird von einem kleinen Nager gefressen. Dieser wird postwendend selbst von einer Schlange verschluckt, die wiederum sofort Futter für den Predator wird. Im Kreislauf der Natur haben alle Wesen ihren Platz, jagen selbst und sind Jagdbeute für größere, stärkere Wesen. Aber gilt das auch für die Menschen? Hier kommt der Schauplatz ins Spiel, vor allem aber die Zeit: 1719, als die Europäer dabei waren, den amerikanischen Kontinent zu erobern und die Ureinwohner zu vernichten.

Doch das erzählerische Potenzial, das die Comanchen für die hier französischen Siedler ebenfalls nicht mehr sind als Prey, als Beute, reißt „Prey“ nur kurz an, um den Gedanken dann zugunsten von blutrünstigen Szenen völlig zu verschenken. Ausgesprochen inkonsequent wirkt das, ebenso wie die Entscheidung, die Comanchen nicht nur Englisch sprechen zu lassen, sondern zudem ein betont modernes, umgangssprachliches Englisch, das ganz und gar nicht in die Frontier des frühen 18. Jahrhunderts passt.

Was bleibt sind eindrucksvolle Bilder, amüsante Predator-Kills und eine zeitgeistige Story, in der eine anfangs zurückhaltende, fast ängstliche Frau, sich schnell zur meisterhaften Predator-Jägerin entwickelt. Besser als die jüngsten Predator-Filme ist „Prey“ zwar, aber von der grandiosen Klasse des Originals bleibt er weit entfernt.

Prey • USA 2022 • Regie: Dan Trachtenberg • Darsteller: Amber Midthunder, Dakota Beavers Dane DiLiegro • Disney+

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