21. April 2015 2 Likes

Science-Fiction aus Deutschland?!

„Art Girls“ ist ein mal enervierendes, mal originelles Potpourri von allzu vielen Ideen, Gedanken und Zitaten

Lesezeit: 2 min.

Wo anfangen? Leicht zu fassen ist Robert Bramkamps „Art Girls“ auf keiner Ebene. Der Form nach ist das Werk zwar ein Spielfilm, der allerdings mit seinem nur lose erzählten Plot, der sich mehr um rechts und links eingestreute Zitate kümmert, als um Handlung oder Charaktere, mehr einer Videoinstallation ähnelt als einem Kinofilm.

Vielleicht nicht ganz zufällig, denn „Art Girls“ ist neben vielem anderen auch eine Satire auf den Kunstbetrieb. Es geht um die 40jährige Nina Neufeld, die sich in der deutschen Kunst-Hochburg Berlin eher schlecht als recht als Künstlerin verdingt. Zusammen mit ihrer Kollegin Una Queens startet sie einen letzten Versuch, doch noch Erfolg zu haben. Auf einer „Art Gate“ betitelten Gruppenausstellung soll sie ihre Kunst präsentieren, doch die  Schau ist nicht umsonst von einem Bio-Technologie-Unternehmen gesponsert. Das wird von den Brüdern Maturana geleitet, die die Kunstwelt für ein psychologisches Experiment nutzen wollen, mit dessen Hilfe Phantasie und Realität verschmelzen. Die Folgen sind außergewöhnlich: Eine Art Schwarm-Intelligenz entsteht, die die künstlerischen Visionen Ninas in die Umwelt überträgt. Das führt zu einigen bemerkenswerten Effekten, bei denen etwa ein aus einem Stahlgerüst bestehender Riesen-Roboter den Fernsehturm hochklettert als wäre er King Kong.

Doch mehr als ein Zitat ist auch dieser Moment nicht, der kontext- und folgenlos in die Bilderflut eingebettet ist. Auch vieles andere an diesem mit zwei Stunden ausuferndem Experimentalfilm ist schön anzusehen, mancher Dialogsatz witzig und pointiert („Der Vertrag erlangt durch Sex mit dem Kurator Gültigkeit“ heißt es da einmal in hoffentlicher Übertreibung der Abhängigkeiten im Kunstbetrieb.), auch der philosophische, gesellschaftskritische Unterbau ist immer wieder bedenkenswert. Doch bei allen interessanten Ansätzen, gerade dem Versuch Fantasy- und Science-Fiction-Elemente einzusetzen, bleibt „Art Girls“ durch und durch Deutsch.

Bemerkenswerte visuelle Momente lösen sich mit geradezu amateurhaften Aufnahmen ab, pointierte Dialoge wechseln mit holprigen, allzu plakativen Sätzen ab, das Schauspiel ist stark dem Theatralischen verhaftet, die satirische Darstellung der Kunstwelt läuft zunehmend ins Leere, zumal Bramkamps Film eigentlich selbst Teil dieses Kunstbetriebs ist. Ein bisschen viel ist das alles, ausufernd, ideenreich, aber auch unfokussiert und mäandernd. Am Ende bleiben von „Art Girls“ ebenso viele schöne, wie merkwürdige Momente und die nicht zum ersten Mal gemachte Erkenntnis, dass das deutsche Kino zwar technisch zu vielem in der Lage ist, erzählerisch aber so seine Probleme hat.

Kino-Termine, Download: Artgirls.eu

Art Girls • Deutschland 2014 • Regie: Robert Bramkamp • Darsteller: Inga Busch, Peter Lohmeyer, Megan Gay, Jana Schulz

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