19. August 2021

„Superintelligence“ - Melissa McCarthy rettet die Welt

Es müssen nicht immer Superhelden sein

Lesezeit: 3 min.

Eigentlich alles andere als ein Kompliment: Der durchschnittlichste Mensch der Welt ist Carol (Melissa McCarthy), zumindest in den Augen einer allwissenden artifiziellen Intelligenz, die sich in Ben Falcones neuem Film „Superintelligence“ manifestiert. Falcone ist mit seiner Hauptdarstellerin verheiratet, seit Jahren dreht das Duo launige Komödien wie „Tammy“, „The Boss“ oder „Life of the Party“, die auf ironische Weise McCarthys für Hollywoodverhältnisse übergewichtigem Körper für erbauliche Selbstfindungsgeschichten einsetzen – und oft für brachialen Humor, der allerdings deutlich zahmer ist als alles in „Brautalarm“, der Film, mit dem McCarthy vor zehn Jahren bekannt wurde.

In gewisser Weise hat das Duo nun zuletzt ein Superhelden-Doppel gedreht, denn „Thunder Force“, der vor ein paar Monaten bei Netflix“ veröffentlicht wurden könnte als Gegenstück zu „Superintelligence“ betrachtet werden, der zwar vorher gedreht wurde, Corona bedingt aber erst jetzt ins Kino kommt. Denn hier wie da wird McCarthy zur unfreiwilligen Superheldin und rettet die Welt, mit dem hübschen Dreh, dass sie hier gar keine Superkräfte besitzt, zumindest keine klassischen.

Ihre Carol ist wie gesagt völlig durchschnittlich und wird deshalb von der Superintelligenz ausgesucht um zu testen, ob es die Menschheit wert ist, nicht zerstört zu werden. Ob es so eine superintelligente Idee ist, die Menschheit und mit ihr ja zwangsläufig auch all die Elektronik zu zerstören, in der sich die Superintelligenz aufhält, sei mal dahingestellt, doch das ist die Drohung, die über der Erde schwebt.

Während also die Regierungsbehörden verzweifelt Pläne ersinnen, die Superintelligenz einzudämmen und plant, sämtliche Elektronik abzuschalten, versucht Carol zu zeigen, wie liebenswert die Menschheit, also sie, sein kann. Dazu versucht sie ihren Ex George (Bobby Cannavale) zurückzugewinnen, den sie vor Jahren verlassen hat, weil sie glaubte mit NGOs die Welt retten zu müssen.

Einerseits Weltuntergangsphantasie, andererseits romantische Komödie, ein etwas seltsames Konstrukt, das auf eine eigenartige, zugegebenermaßen auch etwas oberflächliche Weise, aber tatsächlich gut funktioniert. Das liegt zum einen an der außerordentlichen Chemie die McCarthy und Cannavale haben, zum anderen an der Stimme, die die Superintelligenz wählt. Da die Superintelligenz natürlich allwissend ist, weiß sie auch, dass Carol den Talkshowhost und Schauspieler James Corden anhimmelt. Corden hat sich in den letzten Jahren mit seiner jovialen, oft auch anbiedernden Art eine ebenso große Fangemeinde erarbeitet, wie Antipathien hervorgerufen. Um so passender also, dass ausgerechnet er eine meist nur zu hörende Superintelligenz spricht, die droht, die Welt zu zerstören, dabei aber durchaus freundlich mit Carol kommuniziert.

Auch wenn man den Vergleich zu den Superheldenfilmen aus dem Marvel oder DC-Stall nicht überstrapazieren muss: „Superintelligence“ reiht sich in die Liste der Filme ein, die mit der Idee von Superkräften spielen, die sich nicht durch Röntgenblick, Superkräfte oder Unsichtbarmachen manifestieren. Wie Carol am Ende ganz nebenbei die Welt rettet kann es zwar visuell nicht mit den Exzessen der Großen aufnehmen, aber manchmal tut es gut wenn nicht Zerstörungsorgien obsiegen, sondern bloße Freundlichkeit.

Superintelligence • USA 2020 • Regie: Ben Falcone • Darsteller: Melissa McCarthy, Bobby Cannavale, Brian Tyree Henry • Kinostart: 19. August 2021

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