„U Are the Universe“: Süße, simple Liebesgeschichte mit Macken
Science-Fiction aus der Ukraine
Das Erstaunliche an Pavlo Ostrikovs „U Are the Universe“ sind gar nicht mal so sehr die für eine Independentproduktion überwiegend beachtlichen Spezialeffekte und die liebevoll gestalteten, von Ostblock-Nostalgie durchtränkten Raumschiffsets, die den Film teurer wirken lassen, als er mit großer Sicherheit war. Das Bemerkenswerte ist, dass ein Film, auf dessen Produktion unmittelbar ein grausamer Krieg, der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine, einwirkte (drei der Beteiligten haben im Krieg gekämpft oder kämpfen immer noch, Spezialeffektemacher Alexander Suvorov starb im Gefecht), auf eine so aufrichtige Art, bar jeglicher Manipulationsabsichten, den Glauben an die Liebe hochhält.
Erzählt wird … eigentlich gar nicht mal so viel: Weltraumfahrer Andrij Melnyk entsorgt radioaktiven Atommüll mit seinem Frachter Obrity zum verlassenen Jupitermond Kallisto, da nach 150 Jahren Nutzung der Kernenergie die Menschheit über drei Milliarden Tonnen Abfall in Zwischenlagern angehäuft hat und die entsprechend zunehmende Strahlung allmählich ernsthafte Auswirkungen auf den Planeten Erde hat. Der Arbeitsalltag besteht aus öder Routine, zum Glück hat der Space Trucker die Möglichkeit, gute alte Vinylscheiben mit ukrainischen Mitstampf-Schlagern und anderem abzuspielen. Seine einzige Gesellschaft ist Roboter Maxim, der den Auftrag hat, Andrij am Leben zu halten und ihn mit schlechten Witzen und Alkohol versorgt. Doch eines Tages explodiert die Erde unter ihm, und um den mit großer Geschwindigkeit durchs All fliegenden Fragmenten zu entkommen, fliegt Andrij die Obrity hinter den Jupitermond – Vorräte hat er nur noch für 16 Monate. Er scheint der letzte seiner Art zu sein, doch eines Tages kontaktiert ihn die Französin Catherine von einer entfernten Raumstation und trotz dreistündiger Verzögerung bei der Übermittlung der Nachrichten entwickelt sich allmählich eine Verbindung zwischen den beiden …
Das der Plot im Kern an zahlreiche Stoffe ähnlichen Zuschnitts wie „Moon“ (2009) oder „Gravity“ (2013) erinnert, reicht nicht, Ostrikov evoziert mittels Zitatenhuberei, die an einer Stelle ins Peinliche gleitet, ich sag nur „Also sprach Zarathustra“, zusätzlich überflüssige Erinnerungen an andere Filme – obwohl er doch selbst so einiges zu bieten hat!
Das größte Pfund ist Haupt- und einziger Darsteller Wolodymyr Krawtschuk, der seinen Space Trucker mit nuanciertem Spiel als lebendigen, glaubwürdigen Durchschnittstypen mit Ecken und Kanten, anlegt, der nicht so recht Lust auf seinen Job hat, und dessen leicht brummelige Fassade immer mehr bröckelt, als Catherine ins Spiel kommt. Während „U Are the Universe“ sich dank der freundschaftlichen Kabbeleien Andriys mit dem permanent Dad Jokes reisenden Maxim anfänglich anfühlt wie eine Buddy-Komödie, vollzieht das Drehbuch mit dem Auftauchen Catherines zusehends eine Wendung ins Dramatische. Was sich dank des gelungenen Drehbuchs, das sich Zeit für Entwicklung nimmt, eigentlich völlig organisch anfühlt, aber leider von der gelegentlich etwas dick auftragenden Musik unterminiert wird – auch hier hätte man sich etwas mehr Selbstvertrauen gewünscht.
Doch letztendlich ist es nicht viel anders wie mit der Liebe: Das Gesamtpaket zählt und das hat man schnell ziemlich gerne.
Abb. Pandastorm Pictures
U Are the Universe (Ukraine 2024) • Regie: Pawlow Ostrikow • Darsteller: Wolodymyr Krawtschuk, Leonid Popadko (Sprecher von Maxim), Alexia Depicker (Sprecherin von Catherine) • im Kino
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