28. Dezember 2017 1 Likes

Eschers zauberhafte Urenkel

Das Puzzle-Game „Monument Valley 2“ geht in die nächste Generation

Lesezeit: 3 min.

Es ist bereits drei Jahre her, dass das britische Studio UsTwo Games seinen preisgekrönten Perspektiv-Puzzler Monument Valley veröffentlichte. So viel Zeit zwischen Projekten lassen sich ja häufig nicht einmal die Entwickler der großen AAA-Game-Franchises (selbst zwischen dem heiß-ersehnten Star Wars: Battlefront und dem beinahe schon kriminell enttäuschenden Star Wars: Battlefront 2 vergingen nur knapp zwei Jahre). Andererseits war schon das erste vor M.C.-Escher-Anleihen nur so wimmelnde Spiel der Briten ein solch feingeschliffenes Meisterwerk, dass die lange Wartezeit auf seinen Nachfolger wohl einen berechtigten Grund hatte.

Aber hat sich das Warten auch gelohnt? Die Herausforderung, vor der jede Fortsetzung einer gelungenen Idee steht, ist schließlich, diese Idee auf interessante Art und Weise weiterzuspinnen. Und gelungen kann man die Idee von Monument Valley damals wohl nennen: Man nehme die Perspektivenspiele, die M.C. Escher einst auf Papier anstellte, und übersetze sie in die interaktiven Welten eines Videospiels – und das Ganze in einem höchst anmutigen Design-Almagam aus zeitgenössischem Minimalismus und morgenländischer Architektur. Auch eine in Andeutungen und Bildern umrissene Geschichte erzählte das Original, in der große Themen wie Versöhnung und Bestimmung in leisen Tönen anklangen. Und es scheint, als hätten die Köpfe hinter dem Spiel die einzig richtige Entscheidung getroffen, wie man eine solche Idee sinnvoll weiterentwickeln kann.

Monument Valley 2
Monument Valley 2

Die grundlegende Spielmechanik, so war wohl auch den Entwicklern klar, kann kaum noch so große Überraschungen bergen, wie es das erste Spiel mit seiner Einzigartigkeit tat. Ja, hier und da darf man, vor allem in den späteren Kapiteln, einigen neuen Aktionen zusehen, und auch allgemein scheint die Welt in der Fortsetzung mehr in Bewegung und nicht mehr immer ganz so abstrakt – fast möchte man „belebt“ sagen. Doch das ganz große Staunen blieb für mich hier aus.

Nicht, dass die Levels nicht immer noch makellos in ihrer Eleganz sind und wunderbar märchenhaft in ihrer Vollendung – langweilig wurde mir auch hier zu keinem Zeitpunkt. Doch es war diesmal weniger dem Spiel mit der Perspektive zu verdanken, das mir inzwischen doch recht vertraut war, sondern vor allem der wesentlich stärker in den Vordergrund gestellten Geschichte, die Monument Valley 2 erzählt. UsTwo hat die Chance genutzt, in ihrer entrückten Welt ein weiteres tiefschürfendes Themenfeld auf charmante, nuancierte und dabei stets sachte Weise anzuschneiden: die Herausforderung einer Mutter, das heranwachsende Kind loszulassen.

Mehr soll hier auch gar nicht verraten werden. Doch diese einfache Idee, eine Mutter ihr Wissen um das unmögliche Tal der Monumente ihrem Kind weitergeben zu lassen, während sie gleichzeitig lernen muss, dass ihr Nachwuchs dabei seinen eigenen Weg geht, wird sowohl stimmungsmäßig als auch spielmechanisch perfekt umgesetzt – und macht aus Monument Valley 2 ein zwar etwas anderes, aber mindestens ebenso denkwürdiges Abenteuer wie seinen Vorgänger. Als wäre den Machern in irgendeinem Meeting die ganz simple Idee gekommen, die „zweite Generation“ ihres Spiels einfach wörtlich zu verstehen. Es war die beste Idee, die sie haben konnten.

Monument Valley 2 · UsTwo Games · im App Store und bei Google Play 

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