„The Legend of Zelda: Tears of the Kingdom“
Der langersehnte Nachfolger ist da – und bietet grenzenlosen Spaß
Ob das gut geht? Steigen zwei junge Leute allein in die Katakomben eines Schlosses herab … Was wie der Auftakt eines schlechten B-Horror-Movie klingt, ist die erste Szene von „The Legend of Zelda: Tears of the Kingdom“. Zelda möchte die Gewölbe erforschen, Link folgt ihr. Und natürlich kommt es so, wie befürchtet: Im Untergrund wartet die Mumie eines Jahrtausende alten Dämonenkönigs, die plötzlich wieder zum Leben erwacht.
Uff! Die Trailer zu „Tears of the Kingdom“ – dem neuesten Ableger von Nintendos erfolgreicher „The Legend of Zelda“-Reihe – haben es bereits angedeutet. Was die Spieler:innen in den ersten Minuten erleben, ist an Dramatik dennoch kaum zu überbieten: Ganondorf ist wieder da, Zelda löst sich in Luft auf, Link ist schwer verletzt und das Master-Schwert kaputt. Damit nicht genug: Kaum hatten Prinzessin und Recke die Spuren der Verheerung beseitigt, liegt Hyrule schon wieder in Trümmern. Also alles auf Anfang? „Breath of the Wild“ reloaded? Mitnichten!
„Tears of the Kingdom“ knüpft zwar fast nahtlos an den Vorgänger an, erzählt aber eine eigenständige Geschichte – und die bietet mehr als nur eine Überraschung. Die erste begegnet uns im Tutorial. Link erwacht auf einer der vielen sogenannten Himmelsinseln, die mit Ganondorfs Erweckung am Horizont aufgetaucht sind. Hier lernt Link seine neuen Fähigkeiten kennen. Diese sind an seinen rechten Arm gekoppelt, dem nun antike Technologie innewohnt. Unser so aufgemotzter Held kann mit seiner Hilfe durch Decken springen, Gegenstände bewegen, für diese die Zeit umkehren oder sie mit Waffen verbinden. Letzteres ist auch bitter nötig. Mit Ganondorf kam das Miasma in die Welt, das den Menschen Lebensenergie entzieht und alle metallischen Gegenstände zerfrisst, egal ob Harke oder Schwert.
Damit nicht genug: Überall stolpert Link über die Überreste der Sonau, einer fast vergessenen Zivilisation. Daraus kann der Recke so gut wie alles bauen und mit Batterien betreiben, vom Propellerflugzeug über Elektroautos bis hin zum TIE-Fighter oder Mech. Der Fantasie sind so gut wie keine Grenzen gesetzt. Seit dem Release am 12. Mai fluten Fans Reddit, Twitter und Co. mit ihren Eigenkreationen. Keine Angst, niemand muss Maschinenbau studiert haben, um die sehr, sehr vielen Rätsel mithilfe der Sonau-Technik zu lösen. Dass die Kreativität im Spiel geradezu übersprudeln kann, liegt vor allem an der hervorragenden Spielphysik.
Schon „Breath of the Wild“ (2017) konnte sich dadurch von anderen Open-World-Titeln abheben. Ein Grund dafür: Hyrule fühlt sich tatsächlich real an – und hat dadurch manche Spieler:innen an den Rand der Verzweiflung gebracht. Beispiel gefällig? Im Spiel regnet es, und das oft. Der Regen sorgt wiederum dafür, dass Oberflächen rutschig werden. Die Folge: Kaum erklimmt Link bei Nässe einen Felsen oder eine Hauswand, schon rutscht er ab – sofern er nicht vorher von einem Blitz getroffen wird, da der Tollpatsch immer noch sein geliebtes Master-Schwert trägt. Alles also eine Frage der Physik.
Die kann Link nun noch stärker für sich nutzen und ihr so auch ein bisschen trotzen. Seine Fähigkeiten eröffnen ihm dabei gänzlich neue Möglichkeiten, etwa in Kämpfen, beim Erkunden der Karte und dem Auffinden von Schreinen oder Schätzen. Apropos Karte: Ja, es ist die gleiche wie in „Breath of the Wild“. Der große Wow-Effekt bleibt bei Zocker:innen des Vorgängers also aus. Aber – und das macht das Erkunden zu einem Vergnügen ohnegleichen – auch hier haben sich die Entwickler:innen viel Neues einfallen lassen. Nicht nur, dass wir die Himmelsinsel als neue Domäne haben und im freien Fall zur Oberfläche gleiten. Auch im Untergrund tut sich einiges: Hier warten Brunnen, Höhlen und eine eigene Welt auf abenteuerbegeisterte Gamer:innen. Klingt nach jeder Menge Ablenkung? Ist es auch! „Tears of the Kingdom“ ist zudem voller großer und kleiner Quests. Und dabei ist bislang noch kein Wort über die Krogs gefallen, die nun sogar am Wegesrand um Hilfe bitten …
Viel zur Spielmechanik, wenig zur Story? Die hat natürlich auch ihre Highlights. „Tears of the Kingdom“ erzählt eine Geschichte, die vor 10.000 Jahren begann, in der zwei Protagonistinnen durch Zeit und Raum geschickt werden und die schließlich im Hyrule nach der Verheerung ihr Ende findet. Während seiner Suche nach Zelda lernt Link viel über die Gründungszeit des Königreichs, das erste Herrscherpaar und Ganondorf. Wer „Breath of the Wild“ gespielt hat, genießt außerdem das Wiedersehen mit vielen liebgewonnenen Figuren, die Rückkehr an bekannte Orte – und wird dennoch die Welt mit anderen Augen wahrnehmen. Ein Kunststück, an dem sich viele andere Spiele messen lassen dürften. „Tears of the Kingdom“ ist also auf eine Stufe mit dem Open-World-Kracher von 2017 und übertrumpft ihn an vielen Stellen. Ein großer, mitreißender Spaß, bei dem am Ende – natürlich – alles gut geht. Wer hat auch anderes erwartet?
The Legend of Zelda: Tears of the Kingdom • Nintendo • Action Adventure • Nintendo Switch • Abb. © Nintendo
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