22. Oktober 2017 3 Likes 1

Droschken und Laserstrahlen

Einer der größten Science-Fiction-Romane aller Zeiten – H. G. Wells' „Der Krieg der Welten“

Lesezeit: 3 min.

Am 13. August 2016 jährte sich der Todestag von Herbert George Wells zum siebzigsten Mal. Ein bedeutendes Datum, nicht nur weil man einem der Gründerväter der Science-Fiction-Literatur gedachte, sondern auch weil die Rechte an seinem umfangreichen Werk siebzig Jahre nach dem Tod des Autors gemeinfrei wurden. Deshalb erschienen zahlreiche seiner Romane noch einmal neu, darunter auch sein wohl bekanntestes Buch „Der Krieg der Welten“. Besonders hervorzuheben ist dabei die Ausgabe, die in der Fischer-Klassik-Reihe in der großartigen Übersetzung von Hans-Ulrich Möhring erschienen ist. Sie enthält nicht nur ein hochinteressantes Nachwort des Literaturwissenschaftlers Elmar Schenkel, in dem man mehr über die Gedanken- und Lebenswelt von H.G. Wells erfährt, sondern auch drei wunderbare Kurzgeschichten des Meisters selbst.

Über den Inhalt des Romans, der 1897 zunächst in mehreren Fortsetzungen im Londoner Pearson’s Magazine erschien, bevor ein Jahr später die Buchausgabe auf den Markt kam, muss man wohl nicht mehr allzu viele Worte verlieren, er dürfte hinlänglich bekannt sein, ebenso die skurrile Rezeptionsgeschichte – Stichworte Hörspiel und Massenpanik. Jeder kennt die Geschichte der Marsianischen Invasion, selbst wenn er das Buch nicht gelesen hat. Jeder hat ein Bild der Tripods vor Augen, selbst wenn er keine der zahlreichen Verfilmungen gesehen hat. Und jeder hat schon einmal von den Schrecken des außerirdischen Hitzestrahls gehört. Und doch – ob man das Buch nun zum ersten Mal in den Händen hält oder ob man es schon einmal als Kind heimlich bis spät in die Nacht unter der Bettdecke gelesen hat –, wenn man „Der Krieg der Welten“ aufschlägt, wird man unweigerlich in seinen Bann gezogen. Es mag am Wells’schen Zukunftsblick liegen, dass die Geschichte auch einhundertzwanzig Jahre später nichts von ihrer Faszination eingebüßt hat. Der Autor lebte in einem England, das gerade an der Schwelle zum 20. Jahrhundert stand – eine Zeit, in der Eisenbahnen und Fahrräder der letzte Schrei waren –, und doch lässt er mit müheloser Leichtigkeit eine Zivilisation vor unseren Augen entstehen, die der unseren – immer noch – meilenweit überlegen ist. Aber der Zukunftsblick bezieht sich nicht nur auf Telepathie, Hitzestrahlen und Tripods – als historisch einigermaßen gebildeter Leser des 21. Jahrhunderts überkommt einen bei der Lektüre von „Der Krieg der Welten“ unweigerlich eine Gänsehaut. Liest man von der Zerstörung Londons, von den Millionen von Toten und von den Hundertausenden von Flüchtenden, scheint es, als habe H. G. Wells die Schrecken der beiden Weltkriege bereits vorausgeahnt.

Es ist dieser Blick in die Zukunft, der den Leser auch heute noch fassungslos und fasziniert zurücklässt. Dieses „Wie konnte er das bloß ahnen“ macht „Der Krieg der Welten“ zu einem zeitlosen Klassiker der Literaturgeschichte. Die Geschichte der Marsianer lässt uns nicht los, egal wie oft wir sie schon gehört, gesehen oder gelesen haben.

Und für alle, die nicht genug von „Der Krieg der Welten“ bekommen können – Stephen Baxters „Das Ende der Menschheit“ (im Shop) ist die offizielle Fortsetzung dazu.

 

H. G. Wells: „Der Krieg der Welten“ ∙ Roman ∙ Aus dem Englischen von Hans-Ulrich Möhring ∙ S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main 2017∙ 304 Seiten ∙ € 22,00

Stephen Baxter: „Das Ende der Menschheit“ ∙ Roman ∙ Aus dem Englischen von Peter Robert ∙ Wilhelm Heyne Verlag, München 2017 ∙ 592 Seiten ∙ Preis des E-Books: € 13,99 (im Shop)

Kommentare

Bild des Benutzers timetunnel

Ich habe neulich meine ersten Wells-Romane gelesen ("Die Zeitmaschine" und "Von kommenden Tagen") und war, wie im Artikel gut beschrieben, in der Tat "fassungslos und fasziniert". Wie konnte der Mann damals einen derartigen Weitblick haben? Und das nicht nur technologisch, sondern auch gesellschaftlich und sozial. Auch stilistisch sind die Texte großartig und wirken dabei überhaupt nicht altbacken oder antiquiert. Also, ja: fassungslos und fasziniert.

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