Geheimtipp Joe Hill
Ein Kurzporträt des amerikanischen Bestsellerautors
Für seine Kurzgeschichten und Romane wurde er bereits mit den wichtigsten Genrepreisen ausgezeichnet. Mit seinem jüngsten Roman „Fireman“ (im Shop) stand er wochenlang auf Platz eins der New-York-Times-Bestsellerliste, in den USA zählt er zu den erfolgreichsten Schriftsellern der Gegenwart – bei uns hingegen hat Joe Hill den großen Durchbruch noch nicht ganz geschafft. Es scheint fast so, als könne er das Etikett „Der talentierte Sohn von Stephen King“ einfach nicht loswerden. Man findet kaum eine Rezension seiner Bücher, in der er nicht an seinem berühmten Vater gemessen wird. Doch das „Genauso gut wie“ und „Kommt nicht ran an“ verstellt ein wenig den Blick auf das Wesentliche: nämlich dass Joe Hill ein fantastischer Geschichtenerzähler ist.
Dass er einmal schreiben wollte, wusste Joseph Hillstrom King (geb. 1972 in Herman, Maine), wie Joe Hill mit bürgerlichem Namen heißt, schon als Teenager. Dass es mit dem Namen King schwierig werden würde, auch. So verwundert es wenig, dass Joe Hill zu Beginn seiner Karriere penibel darauf achtete, dass seine wahre Identität geheim blieb. „When I went into writing I had to know that if someone bought one of my stories they’d bought it for the right reasons – that it’s a good story – and not because of who my dad is”, erzählt er im Interview mit dem Telegraph. Und er hatte Erfolg damit: Für seine 2005 erschienene Kurzgeschichtensammlung „Black Box” wurde er mit dem Bram Stoker Award und dem British Fantasy Award ausgezeichnet, für die Novelle „Voluntary Commital“ erhielt er 2006 den World Fantasy Award.
Dass er nicht nur die literarische Kurzform beherrscht, bewies er nur ein Jahr später mit seinem ersten Roman „Blind“, der mit dem Locus Award für das beste Debüt ausgezeichnet wurde. Die Geschichte eines alternden Rockstars, der sich im Internet einen Geist kauft, den er schließlich nicht mehr loswird, landete auf Platz 8 der New-York-Times-Bestsellerliste und machte Joe Hill über Nacht zum neuen Star der Horrorliteratur.
Doch der Preis, den Joe Hill für den plötzlichen Ruhm bezahlt, ist seine Anonymität. Schon länger im Internet kursierende Gerüchte, der junge Horrorautor sei der Sohn von Stephen King, werden in einem Zeitungsartikel der breiten Öffentlichkeit bekannt gemacht. Für Joe Hill jedoch kein Grund, das Genre zu wechseln oder gar ganz mit dem Schreiben aufzuhören. 2010 erschien sein zweiter Roman „Teufelszeug“, der sogar mit Ex-Harry-Potter-Star Daniel Radcliffe in der Hauptrolle verfilmt wurde. 2013 folgten „Christmasland“ und schließlich dieses Jahr sein absolutes Opus magum „Fireman“ – ein Roman, den man getrost als das wegweisende dystopische, amerikanische Gesellschaftsepos der nächsten Jahre bezeichnen kann.
Joe Hill: „Fireman“ ∙ Roman ∙ Aus dem Amerikanischen von Ronald Gutberlet ∙ Wilhelm Heyne Verlag, München 2017 ∙ 960 Seiten ∙ Preis des E-Books € 13,99 (im Shop)
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