Im All hört dich niemand schreien? Oh doch!
Rob Boffards Space-Thriller „Tracer" ist erstmals auf Deutsch erschienen
Immer, wenn ich die ISS in den Nachrichten oder im Internet sehe, bin ich wieder aufs Neue fasziniert von der Raumstation. Von ihrer Größe, von ihrer Ausstattung und von der Tatsache, dass ihre Besatzung im Weltraum lebt und arbeitet – 400 Kilometer über der Erde mit Ausblick auf den blauen Planeten. Einmal auf einer Raumstation zu sein, ist wahrscheinlich eine aufregendsten und spannendsten Erfahrungen, die ein Mensch machen kann. Doch nun stellen Sie sich mal vor, Sie müssten nicht nur ein paar Monate auf dieser Raumstation verbringen, sondern ihr ganzes Leben. Und ihre Kinder auch. Und ihre Enkelkinder. Und die Enkelkinder Ihrer Enkelkinder. Gruselig? Allerdings.
Genau das ist die Ausgangssituation von „Tracer“ (im Shop), dem Debütroman des südafrikanischen Autors und Journalisten Rob Boffard: Die Erde liegt in Trümmern, und die letzten Überreste der Menschheit konnten sich auf der Station „Außenerde“ ins Weltall retten. Ein weitverbreitetes Motiv in der Science-Fiction, man denke beispielsweise nur an Kass Morgans jüngsten Bestseller „Die 100“ (im Shop) oder an Neill Blomkamps Film „Elysium“. Doch anders als in letzterem ist die Raumstation in „Tracer“ kein Paradies zwischen den Sternen, ganz im Gegenteil - im Laufe der Jahrhunderte, die seit der globalen Katastrophe vergangen sind, ist Außenerde fast zu einem Gefängnis für die letzten Menschen des Universums geworden: es ist eng, es ist schmutzig und die Nerven der Bewohner sind jeden Tag zum Zerreißen gespannt – kein Wunder, wenn einen nur ein bisschen Metall vom sicheren Tod trennt. Ein Ausweg aus dieser Situation ist nicht in Sicht, und als dann auch noch ein Mörder beginnt, auf Außenerde sein Unwesen zu treiben, steht die Menschheit bald vor dem endgültigen Aus.
Rob Boffard, geboren in Johannesburg, bewies auch schon vor „Tracer“, dass er gut mit Worten umgehen kann. Als freier Journalist arbeitet er unter anderem für The Guardian, Wired Magazine und Io9. Beste Voraussetzungen also, um einen – hervorragend recherchierten – Space-Thriller zu schreiben, den sich kein Science-Fiction-Fan entgehen lassen sollte.
Rob Boffard: „Tracer“ ∙ Roman ∙ Aus dem Englischen von Bernhard Kempen ∙ Wilhelm Heyne Verlag, München 2016 ∙ 512 Seiten ∙ Preis des E-Books € 11,99 (im Shop)
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