15. Februar 2019

Things to Come

Ein Blick auf die Genrefilme der Berlinale

Lesezeit: 3 min.

Wie jedes Jahr begeben wir uns an dieser Stelle auf Genrefilme, die auf einem der hehren Filmkunst verschriebenen Festival wie der Berlinale bekanntermaßen schwer zu finden sind. In diesem Jahr, dem letzten unter der Ägide des langjährigen Festivaldirektors Dieter Kosslick, schaffte es tatsächlich ein waschechter Horrorfilm in den Wettbewerb: Fatih Akins „Der goldene Handschuh“, der in ungeschönter Manier Leben und Taten eines Frauenmörders zeigt. Nicht ganz das Genre also, das uns hier interessiert.


„Light of my Life“, BBL LOML

Blicken wir stattdessen zur Panorama Sektion, die mit Casey Afflecks minimalistischem Endzeitfilm „Light of my Life“ eröffnete. Einen klassischen Ansatz wählt Affleck in seiner zweiten Regiearbeit, den er jedoch auf originelle Weise variiert. Einmal mehr hat ein Virus weite Teile der Menschheit erfasst, der Clou: Nur Frauen sind gestorben und somit in der postapokalyptischen Welt ein ebenso rares wie begehrtes Gut. Aus diesem Grund hat ein Vater (gespielt von Affleck selbst) mit seiner Tochter Rag (Anna Pniowsky), die wie nur wenige andere Frauen immun gegen das Virus ist, die Zivilisation hinter sich gelassen. Im Wald lebt das Duo, stets bemüht, sich von Fremden fern zu halten. Bislang ist das geglückt, doch die elfjährige Rag, die mit ihren kurzen Haaren und langen Hosen bislang leicht als Junge durchging, wird langsam erwachsen und so wird das Versteckspiel immer schwieriger.

Jede Begegnung mit fremden Männern ist eine potentielle Gefahr, die der Vater zu verhindern sucht, doch Rag stellt zunehmend Fragen, vermisst den Umgang mit anderen Menschen immer mehr, ohne noch zu ahnen, welche Gefahren ihr drohen. Eine geschickte Metapher für den Umgang der Geschlechter ist das, eine ausgesprochen zeitgemäße Reflektion der #metoo-Welt, aber auch ein anrührendes Porträt der Ängste eines Vaters, der langsam akzeptieren muss, dass seine Tochter erwachsen wird und er sie nicht ewig vor den Gefahren der Welt beschützen kann.


„Louis & Luca – Auf zum Mond“, Maipo Films

Gehen wir weiter in die Sektion Generation, in der Filme für Kinder und Jugendliche gezeigt werden. Darunter auch der dritte Teil der auch in Deutschland sehr erfolgreichen norwegischen Animationsreihe „Louis & Luca“, diesmal mit dem Titel „Auf zum Mond.“ (Trailer) Das tierische Duo – Louis ist eine Elster, Louis ein Igel – begibt sich diesmal also auf eine Reise zum Mond, denn 50 Jahre nach der ersten Mondlandung sind die amerikanischen Besitzansprüche erloschen, so dass ein neues Rennen zum Mond beginnt. Und diesmal will auch das kleine Norwegen teilnehmen und das in Gestalt von Louis & Luca, die zusammen mit dem Erfinder Alfie eine ziemlich handgemacht wirkende Mondrakete bauen. Schon der Start macht Probleme, doch dann ist das Duo auf dem Weg zum Mond, doch sie ahnen nicht, das ein blinder Passagier mit an Bord ist.

Das besondere an der „Louis & Luca“-Reihe, die von Rasmus A. Sivertsen inszeniert wird, ist die Verwendung der traditionellen Stop Motion-Technik. Ein wenig wird sie hier zwar durch den Einsatz von Computertechnik unterstützt, doch der altmodische Charme der sich leicht ruckelig bewegenden Figuren ist nicht zu übersehen. Der auch ideal zu den in den 60er Jahre veröffentlichten Kinderbüchern von Kjell Aukrust passt, die schon damals wie aus der Zeit gefallen gewirkt haben müssen. Eine nostalgische Welt entsteht so, voller skurriler Einfälle und charmantem Humor.


„2040“, Hugh Miller

Schließlich sei noch auf den essayistischen Dokumentarfilm „2040“ hingewiesen, in dem der australischen Regisseur Damon Gameau einen Blick in die Zukunft wirft. Genauer gesagt in eine Zukunft, wie sie vielleicht einmal existieren wird, wenn die Menschheit all die Methoden zum Umweltschutz, zur Abwendung der Klimakatastrophe, zur nachhaltigem Landwirtschaft, die heute schon existieren, anwenden würden. Die Geburt seiner Tochter war Anlass für den Beginn von Gameaus Recherche, das Wissen, dass diese Tochter viel länger leben wird als er selbst, viel mehr an den Folgen bisheriger Versäumnisse leiden wird. Pessimistisch könnte dieser Blick in die Zukunft sein, doch Gameau macht das Gegenteil und schürt die Hoffnung, dass die Menschheit doch bald Vernunft annimmt.

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Großes Bild ganz oben: „Louis & Luca – Auf zum Mond“, Maipo Films

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