Grand Theft Rover
Mond macht mobil: die Bedienungsanleitung für die schicken Buggys der Apollo-Missionen
Das Lunar Roving Vehicle, kurz LRV, gehört zu den Meilensteinen der automobilen Fortbewegung. Wenig ansprechend im Design, besonders im direkten Vergleich mit anderen, irdischen Fahrzeugen aus den Siebzigerjahren, diente der batteriebetriebene zweisitzige Cabrio-Buggy mit Drahtgeflecht-Reifen und Allradantrieb den Astronauten von Apollo 15, 16 und 17 als zuverlässiges Fortbewegungsmittel auf unserem Trabanten. Ausgestattet mit sage und schreibe einer Pferdestärke, kann der viermotorige, wendige Rover in der niedrigen Mondschwerkraft all seine Stärken ausspielen.
Die LRVs sind nach wie vor auf dem Mond. Apollo 15 steht am Hadley-Apennin ( 26.10°N 3.65°O ), Apollo 16 im Descartes-Hochland (8.99°S 15.51°O ), Apollo 17 im Taurus-Littrow-Mondtal (20.16°N 30.76°O); letzterer wurde 2009 und 2011 vom Lunar Reconnaissance Orbiter fotografiert. Das Rennen zum Mond haben die Vereinigten Staaten und die NASA bekanntlich gewonnen. Wie wäre es stattdessen mit einem Rennen AUF dem Mond? Gene Cernan, der letzte Mensch auf dem Mond, hält den Geschwindigkeitsrekord von atemberaubenden 18 Kilometern pro Stunde - das sollte doch zu schlagen sein!
Bevor die Drahtreifen den Mondstaub aufspritzen lassen, ist eine kleine Fahrstunde von Nöten, denn die LRVs unterscheiden sich doch von den irdischen Kraftfahrzeugen. Zum Glück hilft hier die NASA, die die Bedienungsanleitung für die LRVs ins Netz gestellt hat. Also, aufgepasst, ihr lunaren Schumis – so geht’s:
Das LRV wird mittels eines T-förmigen Joysticks gelenkt, der mittig zwischen den beiden Sitzen angebracht ist und den die NASA „Hand Controller“ nennt, obwohl man damit das Fahrzeug, nicht die Hand, kontrolliert.Ob man als Fahrer lieber rechts oder links einsteigt, ist egal.
Das Fahren funktioniert wie im Videospiel: Joystick nach vorne – vorwärts; Joystick nach hinten – rückwärts; Bewegung nach links oder rechts – Links- oder Rechtskurve. Bevor Sie losfahren, sollten Sie die Parkbremse lösen, die die Vorbesitzer vermutlich aktiviert haben. Jeder der vier Elektromotoren des LRV hat einen eigenen Rückwärtsgang, und damit man den nicht aus Versehen einlegt, ist an der Mittelkonsole unter dem Joystick ein Kippschalter angebracht, der ihn deaktiviert. Bewegt man sich vorwärts und hat man den Rückwärtsgang abgeschalten, kann man durch scharfes Nach-Hinten-Ziehen des Joysticks die Parkbremse aktivieren, um anzuhalten. Um sie wieder zu lösen, müssen Sie ihn scharf nach links drücken. Sollte das nicht funktionieren, gibt es einen kleinen Ring zum manuellen Lösen der Bremsen.
Direkt vor dem Joystick befindet sich ein Armaturenbrett, dessen obere Hälfte zumindest eine Anzeige hat, die wir aus unseren Erdenautos gewohnt sind: Einen Geschwindigkeitsmesser in km/h sowie einen Kilometerzähler. Außerdem sind in der oberen Reihe die Instrumente zur Navigation angebracht: der Kurskreisel und das fantastisch benannte „Sun-shadow device“, mit dessen Hilfe man nach dem Stand der Sonne navigieren kann.
Damit Sie losfahren können – oder, wie die NASA es nennt, das „forward displacement“ durchführen kann –, müssen Sie die Kiste erst einmal zum Laufen bringen. Das LRV wird von zwei 36 Volt Silberoxid-Zink-Batterien mit einer Kapazität von 121 Ah versorgt, deren Power zu den Motoren an den Rädern gebracht werden muss. Auf der rechten Seite unter „Drive Enable“ befinden sich zwei Schalter, die genau das machen. Ob noch Saft in den Batterien ist, zeigt eine kleine Kontrolllampe daneben an. Zum „displacement“ reicht eine noch funktionierende Batterie – es könnte also durchaus sein, dass sich die Buggys noch bewegen lassen, denn leergefahren wurden sie bei den Apollo-Missionen nicht. Nachdem Sie beide „Drive Enable“-Schalter betätigt haben, müssen Sie auf dem Panel rechts daneben die vier Motoren an den Rädern aktivieren, was durch Umlegen der Kippschalter (auf PWM oder „pulse-width modulation“) geschieht. Erneut rechts davon sind die Schalter der Motoren für die Steuerung. Das LRV ist mit zwei Steuersystemen ausgestattet, eines vorne, eines hinten, sodass mit beiden Räderpaaren gelenkt werden kann. Wer nicht gerade vorhat, ein Viertelmeilenrennen geradeaus zu fahren, sondern auch Kratern, alten Landemodulen und anderen Verkehrsteilnehmern ausweichen möchte, sollte auch diese beiden Schalter auf „On“ stellen.
Nicht gerade Raketenwissenschaft, oder? Beachten Sie beim Fahren allerdings, dass die Mond-Buggys nach wie vor Eigentum der NASA sind. Damit gelten die Gesetze der Vereinigten Staaten, wenn Sie sich auf dem Mond fortbewegen. Sie müsen also mindestens 16 Jahre alt sein und einen gültigen Führerschein besitzen, um das LRV fahren zu dürfen. Und auch wenn es keine StVO auf dem Mond gibt, empfiehlt es sich doch, nicht unter Drogen- oder Alkoholeinfluss zu fahren. Wenn Sie den Buggy in einem Krater versenken, könnte es eine Weile dauern, bis der ADAC vor Ort ist. Gute Fahrt!
Quelle/Bilder: NASA
Dieser Artikel ist zuerst am 24.5.2015 erschienen.
Kommentare
Lol ... :) Danke dir denn Crashkurs!