„Ufo 1665 – Luftschlacht über Stralsund“ – UFOs über Deutschland?
Eine faszinierende Ausstellung erzählt von frühen Himmelserscheinungen und ihrer Darstellung
Ufo 1665? Das ist kein Tippfehler, auch wenn der Titel dieser Ausstellung in der Berliner Kunstbibliothek bewusst ein wenig reißerisch gewählt wurde. Denn was sechs Fischer am 8. April 1665 vor der Küste Stralsund sahen, wurde damals gewiss nicht als UFO bezeichnet. Statt dessen sprachen die Fischer von Vogelschwärmen, die sich in Kriegsschiffe verwandelt haben sollen und sich bis zum Sonnenuntergang heftige Gefechte geliefert hätten.
Am nächsten Tag wurden die Fischer von der Polizei befragt, von Ärzten untersucht, auch in der Tagespresse fand dieses Ereignis Erwähnung. Und bildet nun den Ausgangspunkt für die kleine, sehr sehenswerte Ausstellung „Ufo 1665 – Luftschlacht über Stralsund“ (bis 27. August 2023), die zeigt, wie wenig Unterschiede es zwischen dem 17. Jahrhundert und Gegenwart gibt, zumindest wenn es um Wahrnehmung und mediale Darstellung, Legendenbildung und Mythengestaltung gibt.

50 Bücher, größtenteils aus der Berliner Kunstbibliothek sind zu sehen, die zeigen, wie sich die Legende von der Luftschlacht über Stralsund verbreitete und mit anderen, meist christlich gedeuteten Himmelszeichen vermischte. Als einige Jahre später der Blitz in eine Kirche in Stralsund einschlug, wurde die Luftschlacht rückwirkend als Warnung verstanden, als quasi himmlischer Hinweis, sich doch Bitte gottgefälliger zu erweisen.
Im Nachhinein lässt sich die Himmelserscheinung vermutlich mit einer Luftspiegelung erklären, so wie sich auch andere Ereignisse, wie etwa der oft dargestellte Blutregen, inzwischen ganz banal mit Sand aus der Sahara erklären lässt. Eigentlich ein bisschen Schade, auch wenn man nicht unbedingt gerne selber in einem Zustand der „permanenten apokalyptischen Paranoia“ leben möchte, wie es im lesenswerten, reich bebilderten Katalog zur Ausstellung heißt.

Doch nicht immer waren die Ursprünge der Darstellung fantastischer Natur: Schon im 17 Jahrhundert gab es Überlegungen zu Luftschiffen, die mit Hilfe von Vakuumkammern in den Himmel fahren sollten, findet sich die Darstellung einer Art „Schwimmenden Untertasse“, einem geradezu visionären Konzept eines U-Boot. Und auch in anderer Hinsicht waren die Menschen jener Zeit weit fortschrittlicher, als man es vermuten würde. Spätestens mit der Akzeptanz von Johannes Keplers heliozentrischem Weltbild war bekannt, dass es in den weiten des Weltalls unzählige Planeten und damit vielleicht auch extraterrestrisches Leben gab. Die Vorstellung jedoch, dass sich Außerirdische zu einem Besuch der Erde aufmachen, bzw. herablassen würden, existierte nicht: Zu uninteressant erschien die Erde, vielleicht sogar als Planet der Affen, wie der Schriftsteller Cyrano de Bergerac in seinem frühen Science-Fiction-Roman „Die Reise zum Mond“ die Erde und ihre Bewohner despektierlich nannte.
Zum Schluss der Ausstellung wird ein Bogen in die Gegenwart gezogen, zu den aufsehenerregenden Videos, die das Pentagon vor einigen Jahren freigegeben hat. Dort sind von Kampfjetpiloten gemachte Aufnahmen zu sehen, die vielleicht UFO bzw. UAP-Sichtungen zeigen, wie es inzwischen heißt. Vermutlich erschien der Begriff UFO allzu diskreditiert, UAP, was für unidentified aerial phenomenon steht, hört sich etwas wissenschaftlicher und damit ernstzunehmender an. Doch auch wenn selbst der ehemalige Präsident Barrack Obama in einer Talk Show betonte, dass die USA zwar keine Aliens in Geheimverstecken inhaftiert haben, es doch Sichtungen von Objekten gegeben hat, die nicht zu erklären sind: An der Darstellung dieser UAPs hat sich im Laufe der Jahrhunderte wenig geändert. Und auch nicht an ihrer Faszination, die sie auf viele Menschen ausüben.
„Ufo 1665 – Luftschlacht über Stralsund“ • Kunstbibliothek Berlin am Kulturforum • bis 27. August

Kommentare