3. Dezember 2014 1 Likes

Aliens, Mars-Kakerlaken und ein Beagle

Science-Fiction-Comic-Neuheiten im Dezember

Lesezeit: 7 min.

Comics machen sich traditionell gut unter dem Weihnachtsbaum (und sind dankbar einfach zu verpacken). In der Comicauslese für Dezember ist dann auch etwas für Science-Fiction-Fans jeden Alters und Geschmacks dabei: Die zeitlose Paneladaption von Ridley Scotts „Alien“ als strahlende Neuauflage,  die Peanuts im Raumfahrerfieber, eine neue Mangaserie um den Krieg gegen mutierte Kakerlaken auf dem terraformten Mars, die Fortsetzung der überraschend finsteren und guten Comicvorgeschichte zum DC-Prügelvideospiel „Injustice: Götter unter uns“, und der Prolog zu Marvels Superhelden-Krimi-Event „Original Sin“ mit den Avengers, Nick Fury und anderen. Ho, ho, ho…

 

Alien: Der Comic

Cross Cult, Hardcover, 64 S.

1979 schuf der einflussreiche Comicautor/Comicredakteur Archie Goodwin zusammen mit Zeichner Walter Simonson, der sich wenige Jahre später als kreative Instanz an „Thor“ und „Fantastic Four“ unsterblich machen sollte, die Comicadaption zum ersten „Alien“-Film von Ridley Scott. Ursprünglich erschien die Comicfassung im amerikanischen Comicmagazin „Heavy Metal“ und auf Deutsch im Filmjahr als Einzelband beim Moewig Verlag. Jetzt wird die Panel-Adaption des Science-Fiction-Horror-Klassikers bei Cross Cult als Hardcover-Album neu aufgelegt und präsentiert den Comic nach einer Überarbeitung der Originalseiten und der Farbgebung in neuem Glanz und so nahe wie möglich an der ursprünglichen Vision der beiden namhaften Künstler. Wer schon immer wissen wollte, ob es auch richtig gute Comics zu bekannten Filmen gibt und wie ein solcher Comic denn aussehen muss, der kommt an der „Alien“-Neuauflage nicht vorbei. Selbst wenn man Scotts schaurig-schönen Filmklassiker schon ein Dutzend Mal gesehen hat.

 

Original Sin 1

Panini, Heft, 52 S.

Eigentlich geht „Original Sin“ erst im Januar und mit dem zweiten deutschsprachigen Heft so richtig los. Dann nämlich müssen die Avengers um Captain America, Iron Man und Thor, Nick Fury, Black Panther, Doctor Strange, Punisher, Gamora, Rocket Raccoon und andere herausfinden, wer den kosmischen Beobachter Uatu in seinem Heim auf dem Mond umgebracht hat. Bevor der wirklich erfreulich spannende Marvel-Event-Krimi von Autor Jason Aaron („Thor“, „Wolverine“) und Zeichner Mike Deodato Jr. („Avengers“) alle Marvelleser in den Bann schlägt, gibt es im ersten deutschen Event-Heft im Dezember den Prolog zum Crossove, der in den USA als „Original Sin #0“ veröffentlicht wurde. Eine sprichwörtliche Nullnummer sieht jedoch anders aus! In einer Geschichte mit den Avengers und dem jungen, unerfahrenen Weltraumhelden Nova werden neue und eingefleischte Marvelfans gleichermaßen noch einmal mit dem Beobachter vertraut gemacht, der das Marvel-Multiversum im Auge behält und jedes Geheimnis und jede Sünde sieht – was noch von Bedeutung sein wird. Das Vorspiel ist kein Kracher wie der wahre Eventauftakt im zweiten Heft, aber ein guter Einstieg für – ja, für alle eben. Im Heft gibt es außerdem eine Kurzgeschichte von Autor Dan Abnett (im Shop), der die originalen Guardians of the Galaxy im 31. Jahrhundert in Aktion zeigt. Bis Mai 2015 wird „Original Sin“ das Marvel-Universum in den deutschen Publikationen beherrschen und wieder diverse Event-Kapitel in anderen Serien liefern.

 

Terra Formars 1

Tokyopop, Softcover, 224 S.

Die Mangaserie „Terra Formars“ von Autor Yu Sasuga und Zeichner Ken-ichi Tachibana spielt in der fernen Zukunft des Jahres 2599. Im ersten Band fliegen fünfzehn Männer und Frauen im Schiff Bugs O2 zum Mars, um auf dem Roten Planeten Kammerjäger zu spielen. Denn dort hat man in Zuge eines Terraformingprojekts vor Jahren Kakerlaken ausgesetzt, die nun vernichtet werden müssen, da die Umwandlung des schon komplett von grünen Pflanzen bedeckten Mars so gut wie abgeschlossen ist. Allerdings sind die Krabbeltiere zu humanoiden, großen, schnellen, starken, tödlichen Kreaturen – echten Killermaschinen – mutiert. Der Crew aus Japan, Russland und den USA steht also ein harter Kampf bevor… Auf Deutsch erscheint die äußerst ansprechend gezeichnete neue SciFi-Mangaserie im Großformat als Klappenbroschur mit Metallic-Cover. Der Erstauflage liegt sogar jeweils eine Character Card bei. Aber wir waren schon bei „Mars-Kakerlaken“ dabei, oder?

 

Injustice – Das zweite Jahr 1

Panini, Softcover, 116 S.

Im Videospiel „Injustice: Götter unter uns“ kämpfen die Helden von DC nicht nur gegen die Schurken, sondern auch Helden gegen Helden. Die Vorgeschichte zu diesem Prügelspiel-Szenario erzählt der australische Autor Tom Taylor seit geraumer Zeit in Comicform. Die erste Staffel mit dem Comicprequel zum Game zeigte in vier deutschsprachigen Bänden, wie Superman vom Joker alles genommen bekam und der Kryptonier in der Folge zu einem gnadenlosen Diktator wurde, der sogar brutal gegen seine einstigen Heldenverbündeten vorging, wenn sie nicht seiner Null-Toleranz-Politik folgen wollen. Am Ende tötete der Stählerne Green Arrow und verwundete Batman schwer. Die nächste Comicstaffel „Injustice: Das zweite Jahr“ macht genau da weiter, nur dass sich diesmal noch das außerirdische Green-Lantern-Corps mit Superman befasst, dessen Treiben auf Erden nicht unbemerkt geblieben ist. Autor Taylor und die beteiligten Künstler um den Spanier Bruno Redondo kredenzen eine für sich stehende, finstere, hammerharte, hoch interessante DC-Alternativwelt, die es in sich hat und immer für eine Überraschung und einen Schocker gut ist. Das ändert sich auch mit dem Start der zweiten Season nicht – und selbst wenn man das Spiel, mit dem das alles zu tun hat, nicht kennt, ist das Injustice-Universum eine echte Alternative und willkommene Abwechslung zum neuen DC-Universum. Nennen wir es einen Geheimtipp.

 

Peanuts 1: Auf zu den Sternen, Charlie Brown!

Cross Cult, Softcover, 96 S.

Charles M. Schulz und seine Peanuts, die der amerikanische Cartoonist von 1950 bis 2000 zeichnete, gehören zum Besten, was das Comicmedium jemals hervorgebracht hat. Während bei Carlsen die „Peanuts“-Werkausgabe mit den unvergesslichen, einflussreichen, zeitlos guten Strips von Großmeister Schulz inzwischen Band 17 erreicht hat, startet bei Cross Cult diesen Monat eine Ausgabe mit den neuzeitlichen Comicabenteuern von Tollpatsch Charlie Brown, Deckenkind Linus, Beagle Snoopy und dem Rest der Bande. Der erste Band mit den neuen Storys, die von den Schulz-Erben legitimiert sind, ist dabei ordentlich von Science-Fiction-Motiven durchzogen, da die Peanuts nur noch den Weltraum im Kopf haben und von Astronautenabenteuern auf Mond und Mars träumen. Puristen mögen auf den gewaltigen Vorrat an brillanten Schulz-Geschichten verweisen und anführen, dass es doch nie und nimmer diese neuen Storys gebraucht hätte. Doch an neue Peanuts-Episoden sollte man sich besser gewöhnen: Vor Kurzem ist schließlich der erste Teasertrailer für das erste große 3D-Animationsfilm-Abenteuer der Gang online gegangen, das nächstes Jahr zu Weihnachten in die US-Kinos kommen wird. Der Beagle wird also in neuen Gefilden landen, so oder so.

 

East of West 2

Panini, Softcover, 148 S.

Im zweiten Band seiner eigenständig-eigensinnigen Western-Dystopie kümmert sich US-Autor Jonathan Hickman, der für Marvel derzeit „Avengers“ schreibt, wieder intensiv um den Ausbau seiner ambitionierten Science-Fiction-Welt und ihrer komplexen Figuren. Diese Art von Geschichte und des Geschichtenerzählens muss man mögen – dann wird man im Falle von „East of West“ mit einem unglaublich innovativen Alternativwelt-Western um die zerstrittenen Reiter der Apokalypse belohnt, in dem der Tod das ist, was einem Helden noch am nächsten kommt, wenn er versucht, seinen Sohn zu finden. Die Stimmung, die Geschichte… „East of West“ passt in keine Schublade, ist kommerziell unangepasst und unerschrocken anders, und steht völlig für sich – und für Hickmans Ideen und seine Auffassung von Storytelling, und das alles ist letztlich bemerkenswert genug. Und dann ist da ja noch Zeichner Nick Dragotta, der das Ganze Kapitel für Kapitel spektakulär in Bildern umsetzt. Nicht die einfachste SF-Serie auf dem Markt, aber womöglich die lohnenswerteste, was das gesamte Konzept angeht.

 

Das Narrenschiff

Splitter, Hardcover, 392 S.

In „Das Narrenschiff“ von Autor und Zeichner Turf geht es um den König von Irrwater, dessen Regentschaft alles andere als ein Zuckerschlecken ist. Intrigen, ein Erdbeben, Prinzen-Massenmord – alles dabei. Und das ist nur die Spitze des Eisbergs. Denn das Königreich ist in Wahrheit ein computergesteuertes Narrenschiff, und jedes so real wirkende Malheur entstammt der Maschine. Ein surrealer, skurriler, witziger Comic-Trip mit einem sprechenden Mond, einem mörderischen König, geklonten Prinzen und vielem mehr. Splitter spendiert dem außergewöhnlichen Stoff aus Frankreich rechtzeitig zum Geschenkekaufwettlauf eine wuchtige Gesamtausgabe, die keine Wünsche offen lässt. Auf fast 400 Seiten gibt es neben der erstmals vollständig auf Deutsch vorliegenden Science-Fantasy-Story noch die Entstehungsgeschichte zum Comic. Ein Narr, wer dieses durchgeknallte Schiff verpasst…

 

Miracleman 2: Der rote König

Panini, Hardcover, 180 S.

Keine Neuauflage war so wichtig und überfällig wie diese farbrestaurierte Ausgabe von „Miracleman“, in dem Alan Moore, der von offizieller Seite kurioserweise nicht als Autor der Bände beworben werden darf, den amerikanischen Superhelden schon vor „Watchmen“ in beachtlich erwachsenen Geschichten mit dem britischen Recken Miracleman aufs nächste Level beförderte. Schade, dass Moore seinen Namen für die schicke Neuauflage nicht mehr hergeben wollte, aber wahrscheinlich liegt das weniger an der Qualität des Materials als viel mehr an seinem Groll gegen die beiden Comicverlagsgiganten Marvel und DC. Dem Leser kann’s egal sein, Hauptsache, Miracleman erscheint auf Deutsch! Panini folgt der US-Neuedition, und zum Fest gibt es den zweiten Band als überformatiges Hardcover.

 

Black Science 2: Welcome, Nowhere

Image, Softcover, 128 S., Sprache: Englisch

„Black Science“ von Autor Rick Remender und Zeichner Mateo Scalera darf mit Fug und Recht als eine der besten neuen SciFi-Comicserien der letzten Jahre bezeichnet werden, und das liegt an Remenders Ideen genauso wie an Scaleras fabelhaftem Artwork. Das Eververse – die Vorstellung des Multiversums in „Black Science“ – gleicht den Schichten einer Zwiebel, und jede neue Dimension auf einer Schicht kann einen vor bösen Überraschungen und bizarrer Andersartigkeit schier überwältigen. Und jederzeit das Leben kosten. Im zweiten US-Sammelband der atemberaubend guten Serie müssen sich die planlos durchs Eververse springenden Protagonisten weiteren schrecklichen Gefahren und noch viel schrecklicheren Antworten und Wahrheiten stellen. Unter anderem in einer Welt, in der Magie und Wissenschaft ein und dasselbe sind…

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