4. Februar 2015 2 Likes

Neue Sagas mit dem Surfer und dem Schinkel

Science-Fiction-Comic-Neuheiten im Februar

Lesezeit: 7 min.

Der Februar bringt für den Science-Fiction-Comicfan starke Fortsetzungen und noch stärkere Seriendebüts, und ein paar gar nicht närrische Überraschungen: Die neue „Silver Surfer“-Solo-Serie von Marvel startet endlich auf Deutsch, und SciFi-Comickonstanten wie „Saga“, „Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen“ und „Guardians of the Galaxy“ sehen ihr jeweils nächstes Kapitel. Dazu kommen ein überraschender Sammelband mit neuen Comics aus Joss Whedons „Firefly“-Universum, ein eisiger Doppelpack aus der „Winterwelt“, ein seitenstarker Megaband mit Batman-Storys für Jedermann und von Kreativen wie „Star Trek“/„Lost“-Produzent Damon Lindelof, und eine große Gesamtausgabe mit dem plötzlich sehr mächtigen kleinen Schinkel.

 

Silver Surfer 1

Panini, Paperback, 124 S.

Seit 1966 brettert der Silver Surfer durch die Weiten des Marvel-Kosmos, und selten haben die Abenteuer des schimmernden Helden mehr Spaß gemacht als in der taufrischen Solo-Serie des Surfers unter Autor Dan Slott und Zeichner Mike Allred. Slott, seit geraumer Zeit erfolgreicher Autor von „Spider-Man“, und Allred, der nimmermüde Pop-Art-Künstler der US-Szene, bringen viel Spaß und Witz in die neuen Abenteuer von Galactus’ einstigem Herold. Dass sie dem Surfer mit Dawn eine junge Erdenfrau zur Seite stellen, stellt die Welt des ebenso mächtigen wie traurigen Grüblers mit dem Brett gehörig auf den Kopf. Im ersten Band warten ein Vergnügungsplanet und eine Begegnung mit der Never Queen, der Verkörperung aller Möglichkeiten. Doch auch Dawns blauer Heimatplanet wird besucht. Hier gibt es sogar eine kleine Defenders-Wiedervereinigung, da neben den Guardians of the Galaxy noch Dr. Strange und Hulk in einer Geschichte im Auftaktband vorbeischauen. Wegen Allreds genialem, aber nicht unbedingt massenkompatiblem Artwork wird es die neue, bunte, überraschende Serie des Silbernen hierzulande vermutlich nicht ganz leicht haben, deshalb mit Ausrufezeichen: Absolute Empfehlung, für Surfer-Fans wie für Surfer-Neulinge!

 

Winterwelt Classic/Winterwelt

Cross Cult, Hardcover, 152 S.

Ende der Achtziger erschien die erste „Winterwelt“-Comicminiserie von Autor Chuck Dixon (Mitschöpfer von Batman-Widersacher Bane und einer der vielseitigsten Autoren im US-Comicgeschäft) und dem argentinischen Zeichner Jorge Zaffino. Im amerikanischen Sammelband von 2009 wurde dann erstmals die nicht fertiggestellte, nie veröffentlichte Fortsetzung mitabgedruckt. Beide Geschichten aus einer eisigen Endzeit, in der sich die menschlichen Überlebenden wie so oft die schlimmsten Feinde sind, kommen nun erstmals auf Deutsch in einem Hardcover heraus. Parallel erscheint der erste Band der neuen Winterwelt-Serie, abermals geschrieben von Dixon und mit Artwork von „Captain America“-Zeichner Butch Guice. Prädikat: Auch nach all den Jahren noch ganz schön cool und mal was anderes als Zombies oder Killer-Viren!

 

Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen: Nemo – Die Rosen von Berlin

Panini, Paperback, 60 S.

Die Kapitel werden kürzer, aber der Referenz-Faktor bleibt hoch: Alan Moore und Kevin O’Neills „Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen“ beschäftigt sich seit dem Abschluss der Century-Trilogie mit der Tochter von Kapitän Nemo. Die Piratenkönigin und ihre Crew verschlägt es im neuesten Band 1941 in ein alptraumhaftes Berlin, in dem all ihre Lieben gefangen gehalten werden. In der Hauptstadt wartet auch eine zwielichtige Heldentruppe im Dienste des deutschen Diktators Adenoid Hynkel – das finstere Gegenstück zu Mina Murrays Liga der außergewöhnlichen Gentlemen. Wie üblich und nicht anders zu erwarten, wird von Comicgott Moore die gesamte Popkultur des 20. Jahrhunderts in die Geschichte eingewoben, mal leicht zu erkennen, mal nur mit echtem Insider-Wissen zu entschlüsseln. Was Teil des Spaßes ist, wenn die Story nicht zu sehr drunter leidet oder zu abgefahren wird. Sicher, die großen Tage der Liga mögen einige Jahre, wenn nicht sogar Jahrzehnte zurückliegen, doch auch die kleinen Abenteuer aus der Welt der außergewöhnlichen Männer (und Frauen) haben noch ihre Momente.

 

Guardians of the Galaxy 4

Panini, Paperback, 116 S.

Im neuesten Band mit den Comicabenteuern der Guardians of the Galaxy, nach wie vor geschrieben von Bestsellerautor Brian Michael Bendis, bekommt das Team bestehend aus Star-Lord, Rocket Racoon, Groot, Drax und Gamora Zuwachs, den man bisher nicht von der Leinwand oder aus dem Heimkino kennt: Denn die Avengerin Captain Marvel und der Ex-Secret-Avengers Agent Venom (Peter Parkers einstiger Highschool-Bully, jetzt dekorierter Kriegsheld und mit dem außerirdischen Venom-Symbionten verbunden) stehen dem Team ab diesem Band zur Seite. Das kann jede Hilfe gebrauchen, denn die Feinde der Weltraumwächter trennen sie und nehmen sie einzeln aufs Korn. Besonders schön: Dieser Band enthält eine Kurzgeschichte von Andy Lanning. Der hat mit Co-Autor Dan Abnett die Version der Guardians geschaffen, die als Film adaptiert wurden, und hält in der Story nun die Herkunftsgeschichte von Fanliebling Groot bereit. Außerdem ist der deutsche Band dadurch, dass er das Guardians-Heft des letztjährigen amerikanischen Free Comic Book Day enthält, angenehm neuleserfreundlich und offeriert im Grunde einen guten Einstiegspunkt in die laufende Hauptserie der Weltraum-Recken.

 

Eine außergewöhnliche Reise

Splitter, Hardcover, 152 S.

Der Einzelband von Autor Denis-Pierre Filippi und Zeichner Silvio Camboni erzählt von Nóemie und Emilien und spielt in einem alternativen England des Jahres 1927 leben. Als die schlauen Kinder aus dem Internat nachhause zurückkehren, entdecken sie dort die fantastischen Erfindungen von Emiliens Vater. Dann verschwindet dieser auf einmal, und die Aufregung ist groß. Denn es ist sehr wahrscheinlich, dass sein Verschwinden mit der geheimnisvollen Maschine zu tun hat, die er für den Jules-Verne-Wettbewerb baute. Jules Verne ist ohnehin das große Thema dieser wunderbar illustrierten All-Age-Steampunk-Geschichte, die das Kind in jedem SciFi-Freund anspricht.

 

Serenity: Blätter im Sturm

Panini, Paperback, 116 S.

Damit hat man jetzt nicht unbedingt gerechnet: Die Abenteuer der Serinity-Crew aus Joss Whedons in Fankreisen unsterblicher SciFi-Serie „Firefly“ gehen auf Deutsch in die nächste Runde, und das in Comicform. Der neue Band, Blätter im Sturm, geschrieben von Whedons Bruder Zack (Deadwood, Fringe, Southland), enthält brandneue Comicgeschichten aus dem Firefly-Universum. Die Crew um Mal Reynolds gerät ins Kreuzfeuer, als sie ein paar hässliche, geradezu menschenverachtende Wahrheiten über das Treiben der Allianz-Regierung aufdeckt. Die Geschichte setzt direkt nach dem Film-Abschluss von „Firefly“ ein und zwingt die Serenity-Mannschaft, die überall gesucht wird, ruckartig aus der Deckung. Selbst wenn’s kein Meilenstein des grafischen Erzählens ist – es geht weiter mit Firefly, hurra, hellau und alaaf!

 

Saga 4

Cross Cult, Hardcover, 160 S.

Hugo Award, Eisner Award, Harvey Award – die Auszeichnungen sprechen eine deutliche Sprache, wenn es um die Qualität von „Saga“ geht, der Hochglanz-SciFi-Comicserie von Brian K. Vaughan (Ex Machina, Y: The Last Man, Lost, Under the Dome) und Fiona Staples (North 44, Jonah Hex). Im inzwischen vierten deutschen Hardcoverband wird die Romeo-und-Julia-Flüchtlingsbeziehung von Hazels Eltern nach einem kleinen Zeitsprung auf eine harte Probe gestellt. Doch auch im Roboter-Imperium ist einiges los, als ein Hausmeister ziemlich über die Stränge schlägt in Gegenwart des neu geborenen Prinzen der Dynastie mit den Bildschirmen anstelle der Köpfe. „Saga“ kommt zu Beginn des neuesten Kapitels der begeisternden, von Anfang an umjubelten Weltraummär nicht ganz so stark daher wie gewohnt, fängt sich jedoch schnell genug und brilliert mit den üblichen, überzeugenden Tugenden: Liebe, Emotion, Sex, Drogen, Humor, Action und Gewalt in äußerst, wenn nicht ruchlos plakativer Form, zusammengehalten von gutem Storytelling, echten Charakteren und vielen guten kleinen Szenen. Ja, wir sind uns sicher: „Saga“ ist noch immer die beste und frischste SF-Serie auf dem derzeitigen Comicmarkt.

 

Die große Macht des kleinen Schinkel

Splitter, Hardcover, 192 S.

Neuauflage: Szenerist Jean Van Hamme und Zeichner Grzegorz Rosinski haben zusammen nicht nur „Thorgal“ inszeniert, sondern auch die Science-Fantasy-Geschichte „Die große Macht des kleinen Schinkel“, die 1989 bzw. zwischen 2001 und 2002 bei Carlsen auf Deutsch erschienen ist. Bei Splitter kommt jetzt im Februar der edel aufgemachte Hardcover-Sammelband mit der Komplettstory zwischen zwei Buchdeckeln, in dem es nach wie vor um die Bewohner des Planeten Daar geht. Diese können sich an nichts anderes denn Krieg erinnern und sind im Konflikt der drei Unsterblichen entweder Soldaten, oder Sklaven. Doch dann verleiht der Schöpfer aller Welten dem kleinen Schinkel die Macht, den großen Krieg zu beenden …

 

The Wake

Panini, Hardcover, 228 S.

Scott Snyder hat einen rasanten Aufstieg hinter sich. Stephen King mochte seine Prosakurzgeschichten und schrieb mit dem bekennenden Elvisfan wenig später die ersten Kapitel der Vampircomicsaga „American Vampire“ bei Vertigo, die Snyder seither allein fortführt. Außerdem wurde Snyder zum Batman-Chefautor und schrieb auch mit Erfolg Titel wie „Swamp Thing“ oder „Superman Unchained“. Und natürlich diese Serie hier, die Panini komplett in einem fetten, über 220 Seiten starken Hardcover am Stück erstmals auf Deutsch veröffentlicht: The Wake! In dem von Sean Murphy gewohnt lässig bebildertem Band geht es um die Schrecken, die über eine moderne Forschungseinrichtung in der arktischen Tiefsee hereinbrechen. Feiner Scifi-Horror von einem der derzeit erfolgreichsten Comicschreiberlinge der USA…

 

Batman Megaband 1

Panini, Batman, 284 S.

Diese Schwarte muss man hervorheben, selbst wenn nicht jede Batman-Geschichte als SciFi zu deklarieren ist. Denn wen es nervt, dass aktuelle Comics oft so gar nichts für Quereinsteiger sind, ist hier genau richtig. Fast 300 Seiten mit abgeschlossenen, für sich stehenden Kurzgeschichten – und eine führt Batman sogar ins Weltall, wo er im verwaisten JLA-Hauptquartier gegen einen Schurken antreten muss, der alle Fähigkeiten der Gerechtigkeitsligamitglieder annehmen kann! In Szene gesetzt sind die abwechslungsreichen Storys mit DCs Dark Knight, in den Staaten in der zunächst digital publizierten Reihe Legends of The Dark Knight Volume 2 erschienen, von prominenten Machern wie Damon Lindelof, Jeff Lemire, Tom Taylor, Steve Niles, Ben Templesmith, Jeff Parker, Joshua Hale Fialkov, Michael Avon Oeming, J. G. Jones, Nicola Scott, Phil Hester oder Juan José Ryp. Diese Anthologie – denn nichts anderes ist dieser Band – kann man am Stück genauso genießen wie Happen für Happen.

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