7. April 2022

Heimkino-Highlights im April 2022

Neues und Altes jenseits des großen Saals

Lesezeit: 6 min.

Jeden Monat die gleiche quälende Frage angesichts eines Bergs von Neu-Veröffentlichungen: „Was lohnt sich?“ – regelmäßige Hinweise der Redaktion sollen das Leben zumindestens ein wenig leichter machen!

 

1. Die verlorene Welt – The Lost World (1925)

Bei wem? Tonpool Medien Als was? DVD, Blu-ray Wann? 08.04.2022

Worum geht’s? Der Wissenschaftler Professor Challenger wird von der Fachwelt verlacht, weil er den Aufzeichnungen eines verschollenen Kollegen glaubt, nach denen auf einem Hochplateau im Amazonasgebiet immer noch Dinosaurier leben. Erzürnt richtet er eine eigene Expedition aus, um den Kollegen zu suchen. Als die Teilnehmer in Südamerika ankommen, erschließt sich ihnen ein Reigen von Urzeitwesen und Affenmenschen, bis ein Vulkanausbruch alles Leben vernichtet. Nur ein Brontosaurier überlebt und wird nach London verschifft, um die Spötter Lügen zu strafen. Das hat ungeahnte Folgen…

Prognose: Verfilmung eines frühen Science-Fiction-Abenteuerromans von Arthur Conan Doyle, der aber unter dem Erfolg seiner Sherlock-Holmes-Geschichten ein wenig begraben wurde. Ähnlich steht es mit der Kino-Adaption von Harry O. Hoyt, die nach der Kinopremiere von ursprünglichen 104 auf gerade mal 55 Minuten gekürzt wurde, weil man nicht wollte, dass die Stummfilmfassung eine eventuelle Neuverfilmung als Tonfilm überschattet. Kein Wunder also, dass Hoyts Film, der in seiner vollständigen Pracht erst seit 1997 wieder zu bewundern ist, nicht die Bekanntheit des Überklassikers „King Kong und die weiße Frau“ (1933) genießt, obwohl beide in eine ähnliche Kerbe schlagen. Das ist schade, gerade wer letzteren mag, sollte die Doyle-Verfilmung genauso zu schätzten wissen, denn auch hier war Pionier Willis H. O’Brian für die Effekte zuständig und zauberte eine Reihe liebevolle, heute noch, fast 100 Jahre später, äußerst charmant wirkende Stop-Motion-Effekte auf die Leinwand. „Die verlorene Welt – The Lost World“ war zudem der erste Film mit Dinosauriern im Mittelpunkt, ein sehr früher Vorläufer zum 1990er-Jahre Meilenstein „Jurassic Park“, dessen 1997 veröffentlichte Fortsetzung „Vergessen Welt: Jurassic Park“ wiederum Doyles Buch und Hoyts Film Tribut zollt. Leider gibt sich auch diese neue Blu-ray-Edition in der Bonus-Abteilung ausgesprochen knauserig, was gerade bei Filmen mit einer derart reichhaltigen Historie natürlich sehr schade ist. Als Alternative bietet sich die 2017 erschienene US-Scheibe von Flicker Alley an.

Die verlorene Welt – The Lost World • USA 1925 • Regie: Harry O. Hoyt • Darsteller: Bessie Love, Lewis Stone, Wallace Berry, Lloyd Hughes, Alma Bennett

 


„Kamikaze - TV-Tod live“

2. Kamikaze - TV-Tod live (1986)

Bei wem? B-Spree Classics.UCM One Als was? Mediabook (Blu-ray, DVD) Wann? 08.04.2022

Worum geht’s? Albert ist alt, einsam und verbittert. Aber auch ein Genie: Seine Tötungsmaschine auf dem Dachboden arbeitet perfekt. Sie hinterlässt keine Spuren – beim Mord per Bildschirm, zur besten Sendezeit. Die Ermittlungen führen den Polizisten Romain in die kalte Welt der Elektronik. Auch Romain ist perfekt … aber hier hilft ihm nur sein Instinkt. Er fordert den Gegner im Fernsehen heraus. Doch die Suche nach dem Psychopathen scheint vergeblich …

Prognose: Na so was? Wo kommt der denn her? Ist all die Jahre komplett an mir vorbeigegangen, was ausgesprochen seltsam ist, da ich das französische Kino eigentlich sehr mag und zudem kein geringerer als Luc Besson („Nikita“, „Das 5. Element“) an Drehbuch und Produktion beteiligt war. Wird vermutlich kein allzu großer Knaller sein, sich aber allein schon aufgrund der Besetzung (Bohringer, Galabru) lohnen. Dass das Mediabook aber mit praktisch null Extras daherkommt, ist allerdings eine Frechheit.

Kamikaze – TV-Tod live • Frankreich 1986 • Regie: Didier Grousset • Darsteller: Richard Bohringer, Michael Galabru, Dominique Lavanant, Geoffrey Carey, Etienne Chicot

 


„Time Bandits“

3. Time Bandits (1981)

Bei wem? WVG Medien GmbH Als was? Mediabook (DVD & Blu-ray) Wann? 15.04.2022

Worum geht’s? Von seinen fernsehgeilen Eltern extrem vernachlässigt, flüchtet sich der junge Kevin häufig in seine Träume, bis eines Nachts tatsächlich sechs Zwerge aus seinem Kleiderschrank vor seine Füße fallen. Die arbeiten normalerweise für das oberste Wesen und haben jetzt eine Karte mit allerlei Zeitlöchern gestohlen, um die erfolgreichsten Banditen aller Zeiten zu werden. Begeistert folgt ihnen Kevin auf der weiteren Reise. In Frankreich lernen sie Napoleon kennen, der jedoch ein rechter Kindskopf ist. Agamemnon erweist sich für Kevin als eine Art Vaterfigur, während Robin Hood überraschenderweise ein schwuler Bauernunterdrücker ist. Doch dann greift das Böse nach der Karte und die sieben müssen in der Festung der Dunkelheit zum Kampf antreten …

Prognose: Eigentlich bietet diese Mediabook-Edition keinen Mehrwert gegenüber den bereits erschienen Scheiben, aber man kann einfach nicht oft genug auf die Filme von Terry Gilliam hinweisen. Das Gründungsmitglied der legendären britischen Komikergruppe Monty Python war unter anderem für die Python-Kinofilm-Knaller „Der Ritter der Kokosnuß“ (1975) und „Das Leben des Brian“ (1979) verantwortlich, etablierte sich aber früh auch als Regisseur abseits der Gruppe und veröffentlichte eine Reihe wunderbarer Arbeiten, die – natürlich – vom Python-Humor geprägt, aber gleichzeitig anders sind. Einer seiner neben „Brazil“ (1985) besten Filme ist diese äußerst skurille Mixtur aus Fantasy, Science-Fiction, Komödie und Kinderfilm, die die verkrampfte, kleingeistige Welt der Erwachsenen mit Hohn und Spot überzieht. Das ist für Klein (welches Kind mag’s nicht, wenn die Großen verarscht werden) wie Groß (gelegentlich blitzt Python-Anarchie auf, außerdem Spitzenbesetzung: Cleese, Connery, Duvall, Helmond) ein Heidenspaß zum immer wieder gucken.

Time Bandits • Großbritannien 1981 • Regie: Terry Gilliam • Darsteller: John Cleese, Sean Connery, Shelley Duvall, Katherine Helmond, Ian Holm, Michael Palin

 


„Der Affe im Menschen – Monkey Shines“

4. Der Affe im Menschen – Monkey Shines

Bei wem? Koch Media Als was? Mediabook (Blu-ray & DVD) Wann? 28.04.2022

Worum geht’s? Nach einem Unfall ist Allan Mann querschnittsgelähmt. Zu seiner Hilfe im Haushalt bekommt er das Äffchen Ella gestellt, die die nötigen Aufgaben für ihn übernimmt. Doch Ella ist auch noch Teil eines intelligenzfördernden Experiments, das sie bald befähigt, die psychischen Zustände Allans wahrzunehmen und darauf zu reagieren, was sie dazu bringt, dessen düsterste Wünsche in die Tat umzusetzen …

Prognose: George A. Romero war auf dieser Seite ja schon oft Thema (z.B.: „Dawn of the Dead“ - Ein Untoten-Meisterwerk, das ewig leben wird! oder George A. Romero & Daniel Kraus: „The Living Dead“ - Sie kehren zurück), meist in Verbindung mit Zombies, denn der 2017 verstorbene Regisseur und Drehbuchautor war natürlich der Zombiefilm-Papst schlechthin, keiner hat das Genre mehr geprägt, im Prinzip begründet. Was in der Wahrnehmung von Romero aber immer etwas zu kurz kommt: Der Mann hatte nicht nur Zombie-Filme gedreht und das Werkverzeichnis abseits davon ist überaus interessant. Nicht alles ist gut, das ein oder andere leider von Studioeingriffen verunstaltet, Romero hatte es oft schwer seine Visionen durchzusetzen, so richtig misslungen ist aber dennoch kaum was. „Der Affe im Menschen - Monkey Shines“ war bei der Kinoauswertung 1988 ein Reinfall, was aber wohl weniger an der Qualität des Films lag, sondern eher an dem Umstand, dass vom Zombie-Maestro keiner einen Psychothriller mit Sci-Fi-Einschlag erwartet hatte, der mit seiner zurückhaltenden, ernsten Art auch generell aus der eher schrillen Dekade heraussticht. So richtig hundertprozentig gelungen ist dieser an sich überaus faszinierende Film nicht, man merkt, dass der Regisseur erneut mit Außeneinflüssen zu kämpfen hatte. Der Plot wirkt etwas überfrachtet – Romeros ursprüngliche Version war weitaus epischer, musste aber kräftig gekürzt wurden – und es wurde am Ende kräftig rumgeschraubt. Ein über weite Strecken packender, sogar ein bisschen tiefgründiger Film über das Verhältnis zwischen Mensch und Tier ist dabei trotzdem rausgekommen.

Der Affe im Menschen – Monkey Shines (USA 1988) • Regie: George R. Romero • Darsteller: Jason Beghe, John Pankow, Joyce Van Patten, Kate McNeil, Christine Forrest

 


„Resident Alien“

… und was gibt’s im TV & Internet?

• One-Punch Man, Staffel 1 – ab 08.04.2022, 7Maxx: Die Anime-Version des gleichnamigen Kult-Mangas über einen glatzköpfigen Superhelden, der seine Gegner mit nur einem Schlag besiegt (und dabei meisten auch tötet), was auf die Dauer natürlich wenig herausfordernd ist.

Batwoman, Staffel 2 – ab 12.04.2022, Sixx: Free-TV-Premiere der alles andere als berauschenden Comic-Adaption.

Pacific Rim: The Black, Staffel 2 – ab 19.04.2022, Netflix: Die letzte Staffel des kleinen, billigen Netflix-Zeichentrick-Ablegers der beiden „Pacific Rim“-Kinofilme. Kann man sich getrost sparen.

La Brea, Staffel 1 – ab 24.04.2022, Sky 1: Sci-Fi-Drama über eine Familie die von einer plötzlich in Los Angeles sich auftauenden Sinkhöhle auseinander gerissen wird. Ein Teil der Familie findet sich plötzlich in einer Urzeitwelt wieder und versucht nach Hause zu kommen. Laut bisherigen Reviews ist die Prämisse zwar an sich toll, wird aber leider wieder im typischen Serienallerlei versenkt.

• Resident Alien, Staffel 2 – ab 28.02.2022, Syfy: Sci-Fi-Comedy um ein Alien, dass die Menschheit auslöschen soll, im Zuge dieser Mission aber zum Gerichtsmediziner und Arzt einer kleinen Gemeine wird und dadurch in ein moralisches Dilemma gerät. Altbekannte Formel, aber unterhaltsam und amüsant.

Abb. ganz oben: „Die verlorene Welt – The Lost World“, Tonpool Medien

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