Heimkino-Highlights im Juli 2022

Jeden Monat die gleiche quälende Frage angesichts eines Bergs von Neu-Veröffentlichungen: „Was lohnt sich?“ – regelmäßige Hinweise der Redaktion sollen das Leben zumindestens ein wenig leichter machen!

1. Parallel (2018)

Bei wem? Capelight Pictures Als was? Blu-ray, DVD, VOD Wann? 30.07.2022 (Digital), 08.07.2022 (Blu-ray, DVD)

Worum geht’s? Die Start-up-Unternehmer Devin, Noel, Leena und Josh erhoffen sich den Durchbruch in der Tech-Branche. Doch gerade als der Traum vom großen Erfolg zu platzen droht, entdecken die vier Freunde auf dem Dachboden ihres Hauses einen alten Spiegel, der als Tor in parallele Universen dient. Die alternativen Realitäten, die ihrer eigenen Wirklichkeit bis auf wenige Details ähneln, eröffnen den Jungunternehmern ungeahnte Möglichkeiten: Es gelingt ihnen nicht nur, ihr Business zu retten – durch das Stehlen von Wissen aus den anderen Welten bietet sich ihnen auch die Chance, ihre eigenen Leben grundlegend zu verbessern. Doch die Freunde ahnen nicht, welche gefährlichen Konsequenzen das Spiel mit dem Multiversum nach sich zieht …

Prognose: Auf den ersten Blick möchte man meinen, dass hier einer auf den derzeit beliebten Trend der Parallelwelten (u.a. „Dr. Strange in the Multiverse of Madness“, „Everything Everywhere All at Once“) aufspringt, aber die kanadische Produktion stammt von 2018, wird nur erst jetzt in Deutschland veröffentlicht. Auf dem Regiestuhl saß der Mexikaner Isaac Ezban, der sich im Science-Fiction-Genre offenbar zu Hause fühlt und bereits mit „The Incident“ (2014) und „The Similars“ (2015) für überwiegend strahlende Gesichter gesorgt hat. Ich vermute auch „Parallel“ wird sich alles in einem lohnen und wenn nicht: Immerhin durfte man sich einmal mehr an der tollen Kathleen Quinlan erfreuen.

Parallel • Kanada 2018 • Regie: Isaac Ezban • Darsteller: Kathleen Quinlan, Georgia King, Alyssa Diaz, Martin Wallström, Carmel Amit, Mark O`Brien, Aml Ameen, Shannon Chan-Kent

2. The Day After – Der Tag danach (1983)

Bei wem? Pidax Als was? Blu-ray, DVD Wann? 22.07.2022

Worum geht’s? Mitte der 1980er-Jahre: Die Welt ist in zwei Lager geteilt und es kommt nach der Stationierung von Atomwaffen seitens der Sowjets in der DDR zur Eskalation zwischen den Großmächten UdSSR und USA. An einem Sonntagnachmittag detoniert in Kansas City eine Atombombe und löscht damit die Stadt aus. Die wenigen, die nicht getötet wurden, sind der Strahlung ausgesetzt und kämpfen ums Überleben…

Prognose: Eine Blu-ray-Premiere, die wohl nicht ganz zufällig gerade jetzt erscheint: Die Fernsehproduktion von Nicholas Meyer („Flucht in die Zukunft“, 1979; „Star Trek II – Der Zorn des Khan“, 1982; „Star Trek VI – Das unentdeckte Land“, 1991), die damals in den USA von 100 Millionen Menschen gesehen wurde und bereite Diskussionen auslöste, fühlt sich aktuell an, als ob die passenden Bilder zu den Drohungen eines gewissen Herrn Putin geliefert werden. Der nüchterne, realistische Film beschreibt eindrucksvoll und absolut nachvollziehbar die Folgen einer Eskalation und auch wenn er nicht ganz vergessen lässt, dass es sich um eine Fernsehproduktion handelt (gar soviel wollten die Verantwortlichen den Zuschauern dann doch nicht zumuten), läuft’s einem bei Meyers Film wirklich eiskalt den Rücken hinab. Ein zeitloses Mahnmahl, das löblicherweise eindeutige Schuldzuweisungen vermeidet, sondern einfach nur darstellen will, dass ein Atomkrieg verdammt schlecht für uns alle wäre. So richtig, richtig, richtig verdammt schlecht.

The Day After – Der Tag danach • USA 1983 • Regie: Nicholas Meyer • Darsteller: Jason Robards, JoBeth Williams, Steve Guttenberg, John Cullum, John Lithgow, Bibi Besch, Lori Lethin, Amy Madigan

3. Ich folgte einem Zombie (1943)

Bei wem? Fernsehjuwelen Als was? Blu-ray, DVD Wann? 22.07.2022

Worum geht’s? Die Krankenschwester Betsy Connell reist auf die Plantage von Paul Holland. Sie soll sich um dessen Ehefrau Jessica kümmern, die nur noch in einem Zustand völliger Lethargie existiert. Paul fühlt sich schuldig und Betsy, die ihn liebt, tut ihr Bestes, um Jessica zu helfen. Als sie sogar einheimischen Voodoo-Zauber erwägt, erlebt sie eine Überraschung …

Prognose: Bevor George A. Romero 1968 mit „Die Nacht der lebenden Toten“ den Zombie als Spiegelbild menschlicher Ängste nutzte und damit das Zombiefilm-Genre ein für alle mal definierte, führten die Untoten ein Schattendasein und waren auch eher bemitleidenswerte Kreaturen als gruseliger Ungeheuer. Einer der besten und ungewöhnlichsten frühen Vertreter des Genres überhaupt ist „Ich folgte einem Zombie“ vom großartigen Jacques Tourneuer („Katzenmenschen“, 1942), an dem der ebenso geniale Drehbuchautor und Science-Fiction-Schriftsteller Curt Siodmak („Der Wolfsmensch“, 1941) als Co-Autor beteiligt war. „Ich folgte einem Zombie“ hat nichts mit den heutigen Metzelopern zu tun, sondern ist ein – sehr ruhiger - Mix aus Mystery-Drama und Familientragödie, der vor allem durch seine ungeheuer atmosphärische Dichte besticht. Tourneuer und sein Kameramann J. Roy Hunt begeistern durch ein raffiniertes Spiel mit Licht und Schatten, es gibt wunderschöne, geisterhafte Bildmotive en masse, die eine Welt hinter der hier aufgefächerten erahnen lassen. Ein Meisterwerk, das jeder, der sich ernsthaft für den fantastischen Film interessiert, im Regal stehen haben sollte.

Ich folgte einem Zombie • I Walked with a Zombie, USA 1943 • Regie: Jacques Tourneur • Darsteller: James Ellison, Frances Dee, Tom Conway, Edith Barrett, James Bell, Christine Gordon, Theresa Harris

4. Attack of the Killer Donuts (2016)

Bei wem? WMM Als was? Mediabook (Blu-ray, DVD) Wann? 20.07.2022

Worum geht’s? Johnny führt eigentlich ein entspanntes Dasein. Er wohnt noch bei seiner Mutter Emma, er hat die blonde Highschool-Schönheit Veronica zur Freundin und er arbeitet mit seiner besten Freundin Michelle in einem Donut-Schuppen, der immer nur von derselben Handvoll Kunden aufgesucht wird. Seine geruhsame Welt bricht allerdings in sich zusammen, als eine von seinem einsiedlerisch lebenden Erfinderonkel Luther entwickelte Tinktur durch eine Reihe von Zwischenfällen in der Donut-Fritteuse landet. Die gefährliche Mischung bringt es mit sich, dass Kunden, die einen Donut verspeisen, anschließend zu tödlichen Flatulenzen neigen, während andere Donuts direkt selbst zu gezahnten Menschenfressern mutieren. Johnny sieht sich gezwungen, sein geballtes Donut-Wissen gegen die schnell bedrohlich werdende Teigwaren-Plage aufzufahren…

Prognose: Wer kennt ihn nicht, den „Angriff der Killer Tomaten“ (1978)? Einst in den Boden gestampft, mittlerweile Kult und filmhistorisch, wenngleich natürlich nur ganz am Rande, einflussreich. Denn nach den Killer Tomaten gab es haufenweise Filme mit irgendwelchem Zeugs, dass aus irgendwelchen Gründen ein mörderisches Eigenleben entwickelt – einer der jüngsten Kandidaten: „Slaxx“ (2020) – hier läuft eine Jeans Amok. Etwas davor, 2016, wurden mordlüsterne Donuts ins Rennen geschickt und man muss schon sagen: Wer in der Lage ist über die sehr sparsame Machart hinwegzusehen, kommt zumindest in der ersten Stunde dank Darstellern, die die hölzernen Dialoge mit Spielfreude ausgleichen und jeder Menge Selbstironie durchaus auf seine Kosten. Erst im Schlussdrittel gehen der Show dann so langsam die Ideen aus. Sicherlich nicht gut, aber auch nicht ohne Charme.

Attack of the Killer Donuts • USA 2016 • Regie: Scott Wheeler • Darsteller: Justin Rey, Kalya Compton, Ben Heyman, Lauren Compton, Alison England, Kassandra Voyagis

5. The Pink Cloud – Zusammen. Allein. Für Immer. (2021)

Bei wem? Lighthouse Als was? Blu-ray, DVD Wann? 20.07.2022

Worum geht’s? Eine mysteriöse Giftwolke zwingt die Menschen in ihren Häusern zu bleiben. Auch Giovana und Yago, die sich gerade erst auf einer Party kennen gelernt hatten, stecken nun nach ihrem One Night Stand unfreiwillig zusammen in Giovanas Wohnung fest. Gemeinsam versuchen sie, diese Ausnahmesituation zu überstehen, sich aneinander zu gewöhnen und warten darauf, dass die Wolke wieder verschwindet.

Prognose: Kann ich leider nicht wirklich was zu sagen, der Trailer macht was her, die bisherige Resonanz ist gut bis hervorragend – ich geh aber jede Wette ein, dass „The Pink Cloud“ allein aufgrund der exotischen Herkunftslandes hierzulande ignoriert werden wird.

The Pink Cloud – Zusammen. Allein. Für Immer. • Brasilien 2021 • Regie: Iuli Gerbase • Darsteller: Renata de Lélis, Eduardo Mendonca, Helena Becker, Girley Paes, Kaya Rodrigues

… und was gibt’s im TV & Stream?

• Solar Opposites, Staffel 3 – ab 13.07.2022, Disney+: Die dritte Staffel der animierten, herrlich wilden Sitcom voon einem „Rick & Morty“-Macher. Da sind wir natürlich gerne dabei!

• Resident Evil, Staffel 1 – ab 14.07.2022, Netflix: Bereits „Resident Evil: Welcome To Raccoon City” hatte 2021 eindrucksvoll bewiesen, dass es nicht immer die beste Idee ist, auf die Fans zu hören. So sehr Paul W.S. Anderson auch Schelte für seine zwischen 2002 und 2016 veröffentlichten, sehr eigenwilligen Umsetzungen der Videospielreihe bekommen hatte: Die Filme hatten eine klar erkennbare Handschrift und erwiese sich aller Unkenrufe dennoch als ungeheuer populär, eben weil Anderson statt Videospielszenen nachzufilmen eine ganz eigene Mixtur aus einer ikonischen Hauptdarstellerin, todschicker Optik und eleganter, zeitlupengeschwängerter Action anbot. Mit „Welcome To Raccoon City“ ging dann der langjährige feuchte Fan-Traum endlich in Erfüllung: Die Macher drehten einen „echten“ Resident-Evil-Film, stellten artig jede Menge Szenen aus den Spielen nach. Das moderate Kino-Einspielergebnis wurde durch die VOD-Auswertung zwar in die Gewinnzone gehievt, aber ein großer Erfolg sieht anders aus, die Resonanz war, auch angesichts dessen, dass „Welcome To Raccoon City“ der billigste Film der Serie ist, insgesamt eher mau. Man darf mit Fug und Recht bezweifeln, dass es eine gute Idee ist, mit dem gleichen Rezept eine Serie zu backen.

• 4400, Staffel 1 – ab 15.07.2022, RTL+: Ein Reboot der gleichnamigen Serie von 2004, das bereits nach einer Staffel wieder abgesetzt wurde. Kann man sich dann schenken.

• Superman & Louis, Staffel 1 – ab 23.07.2022, Kabel eins: Ein dem Hörensagen nach ganz guter Ableger von „Supergirl“

Abb. ganz oben: „Ich folgte einem Zombie“, Fernsehjuwelen