3. November 2020 3 Likes

Heimkino-Highlights im November

Neues und Altes jenseits des großen Saals

Lesezeit: 7 min.

Jeden Monat die gleiche quälende Frage angesichts eines Bergs von Neu-Veröffentlichungen: „Was lohnt sich?“ – regelmäßige Hinweise der Redaktion sollen das Leben zumindestens ein wenig leichter machen!

 

1. Archive (2020)

Bei wem? Eurovideo Als was? DVD, Blu-ray, 2-Disc Limited Collector’s Edition, VOD Wann? 05.11.2020

Worum geht’s? 2049. Auf einer abgelegenen Forschungsbasis entwickelt der junge Cyber-Engineer George Almore (Theo James) unter strengster Geheimhaltung eine neue Form der künstlichen Intelligenz: eine Androidin mit menschlichem Bewusstsein. Sein neuestes Modell J3 (Stacy Martin) steht kurz vor der Vollendung. Doch George gerät zunehmend unter Druck. Seine Vorgesetzten verlieren das Vertrauen in seine Arbeit und fordern Ergebnisse. Sie drohen damit, seine Forschungsmittel zu streichen und die Basis zu schließen. George rennt die Zeit davon – vor allem, da er noch ein weiteres Ziel hat, das um jeden Preis verborgen bleiben muss …

Prognose: Der Trailer macht bereits deutlich: Der Film sieht mit Sicherheit prächtig aus, Ben Wheatleys Stammkameramann Laurie Rose (und ja, trotz des Namens ein Mann) hat offenbar mal wieder tolle Bilder eingetütet und allein dieser Umstand wird „Archive“ schon sehenswert machen. Beim Rest bin ich mir allerdings nicht so sicher, denn die bisherigen Stimmen munkeln überwiegend von einem Regie-Debüt, das mal wieder zu viel auf einmal will und nicht wirklich was erreicht, allerdings trotzdem ein paar zauberhafte Momente hat. Kann man also mal einpacken, wenn die dringenden Kandidaten abgefrühstückt wurden.

Archive • Großbritannien, USA, Ungarn 2020 • Regie: Gavin Rothery • Darsteller: Theo James, Stacey Martin, Rhona Mitra, Peter Ferdinando, Lia Williams, Toby Jones

 


„African Kung-Fu Nazis“

2. African Kung-Fu Nazis (2020)

Bei wem? Busch Media Als was? DVD, 2-Disc Limited Collector`s Edition (Blu-ray) Wann? 13. und 06.11.2020

Worum geht’s? Er ist wieder da! Wie jeder weiß, hat sich Adolf Hitler nach Kriegsende per U-Boot an die Küste Ghanas in Westafrika retten können. Mit seinen ergebenen Handlangern, dem japanischen Oberbefehlshaber Hideki Tojo und „Horse-Man“ Göring im Schlepptau will er nun die Welt von Afrika aus erobern: Dabei kann er nicht nur auf seine gehirngewaschene Gefolgschaft der „Ghan-Arier“ zurückgreifen, sondern auch auf seine übermenschlichen Karate-Kräfte! Im Wege steht ihm die ehrenwerte Kung-Fu-Schule des Schlangen-Schlauchs, wo der junge Kung-Fu-Kämpfer Horst trainiert.

Als Hitlers Schergen die Schule überfallen, berauben sie Horst nicht nur seines Meisters, sondern auch seiner Freundin. Horst schwört Rache. Als Hitler ein Kampfsportturnier veranstaltet, scheint diese Gelegenheit gekommen zu sein. Doch noch reichen Horsts Fähigkeiten nicht aus, um an Hitlers tödlichem Wettkampf teilzunehmen …

Prognose: Eigentlich hasse ich krampfhaft auf Trash gemachte Filme à la „Sharknado“ ja, muss aber zugeben, dass diese direkt vor Ort gedrehte No-Budget-Produktion einen gewissen Reiz besitzt. Das liegt an dem für Filmen dieser Art eher ungewöhnlichen Setting und der Martial-Arts-Action, die für sich genommen ganz ok geht. Aber auch daran, dass die Produktion der beiden Regisseure Sebastian Stein und Samuel K. Nkansah ihre irre Grundidee – anders als zum Beispiel „Iron Sky“ – ausspielt. „African Kung-Fu Nazis“ braust mit Vollgas nach Absurdistan und erweist sich dabei in Sachen Humor ausgesprochen schmerzfrei (ich sag nur „Eva Braun-Gebrannt“), was zuweilen wirkt, als ob Helge Schneider den Shaw Brothers Referenz erweisen wollte. Und so bleibt man trotz völlig übersteuernder Laien-Darsteller, schlechter Effekte, karger Kulissen und ein paar Durchhängern irgendwie doch dran (okay, ein, zwei Bier sind hilfreich), ärgert sich aber auch über die deutsche Synchronisation, die einen auf Schnodderdeutsch im Geister Rainer Brandts macht, was nicht nur topfig abgemischt ist, sondern mit zunehmender Laufzeit auch anstrengend wird. Das Ganze ist an sich schon bekloppt genug, da hätte man nicht noch einen draufsetzen müssen. Sehr schön: Auf der zweiten Disc der Collector`s Edition wurde ein spielfilmlanges Making-of über das Zustandekommen von „African Kung-Fu Nazis“ gepackt, das fast noch unterhaltsamer als der Film ist. Ich sprech mal eine vorsichtige Empfehlung aus – aber man sollte schon hart im Nehmen sein!

African Kung-Fu Nazis Japan, Ghana, Deutschland 2020 • Regie: Sebastian Stein, Samuel K. Nkansah • Darsteller: Andrews Ntul Mensah, Yoshito Akimoto, Elisha Okyere, Sebastian Stein, Marsuel Hoppe, Walker Bential Boateng Chinedu Nkechi

 


„Roboman“

3. Roboman (1988)

Bei wem? Cinestrange Als was? Mediabook (Blu-ray & DVD) Wann? 13.11.2020

Worum geht’s? Eine US-Elite-Kampftruppe landet auf einer Pazifikinsel, um dort einen der Army verloren gegangenen Kampfroboter ausfindig zu machen. Nach einigen Kämpfen mit einer feindlichen Guerilla-Truppe trifft man auch schnell auf Omega One, den besagten Roboter. Dieser widersetzt sich jedoch seiner Gefangennahme und fängt an, die Jungs von der Army aufzureiben.

Prognose: … und gleich noch mal Filmkunst der ganz speziellen Art. Nämlich von Bruno Mattei. Mattei war einer der fleißigsten Kurbler der italienischen Filmindustrie und hat jahrzehntelang das Publikum mit unzähligen Demonstrationen seiner eigenwilligen Regie-Kunst erfreut – offenbar gibt es bis heute keine wirklich vollständige Filmographie, mit einer Liste seine Pseudonyme könnte man wahrscheinlich den Vatikan einwickeln! Mattei eilt der Ruf voraus ein rotzfrecher, absolut skrupelloser Stümper vor dem Herren zu sein, der wirklich jede Gelegenheit nutzte, um eine Handvoll Lira zu machen, ich bin mir allerdings sicher, dass er einfach nur nicht richtig verstanden wurde. Zudem wird ja immer gerne mit zwei Maß gemessen: Bei Terrence Malick jammert ja schließlich auch niemand, dass die Filme in Zeitlupe ablaufen, da gilt das als „Kunst“. Ich bin mir jedenfalls sicher, dass „Roboman“ kein saubillig zusammengepapptes „Predator“-Rip-off mit einem Schuss „Robocop“ ist, sondern der Maestro mit seinem meditativen Dschungelabenteuer lediglich Kritik an der modernen Welt üben wollte. Aber vielleicht bin ich mittlerweile doch ein bisschen Lockdown-geschädigt. So oder so: Die deutsche Synchro trägt jedenfalls zu einem gewissen Unterhaltungswert bei: „Welche Pläne haben ‚se eigentlich mit Omega One?“ oder beim Anblick von einem von Omega Ones Opfern: „Es ist kein schöner Anblick“, dann mit Blick auf die Hand des Gemeuchelten: „Das ist seine Hand“.

(Amüsante Anekdote am Rande: Darstellerin Catherine Hickland, die hier als Blondine mit Namen Virgin (!) zu sehen ist, war mit 1980er-Jahre Ikone David Hasselhoff verheiratet. Ein paar Monate nach Veröffentlichung des Films wurde das Ehepaar geschieden.)

Roboman Italien 1988 • Regie: Bruno Mattei • Darsteller: Reb Brown, Catherine Hickland, Mel Davidson, Max Laurel, John P. Dulaney, Jim Gaines, Massimo Vanni, Romano Puppo

 


„Death Watch – Der gekaufte Tod“

4. Death Watch – Der gekaufte Tod (1980)

Bei wem? Filmjuwelen Als was? DVD, Blu-ray Wann? 20.11.2020

Worum geht’s? Irgendwann in nicht allzu ferner Zukunft: Katherine ist Autorin, die eines Tages erfahren muss, dass sie an einer unheilbaren Krankheit leidet. Eine Fernsehgesellschaft bietet ihr eine Stange Geld dafür, dass man ihr Sterben am Bildschirm mitverfolgen kann, denn niemand stirbt sonst noch an Krankheiten. Die angeekelte Katherine willigt zwar ein, flieht dann aber mit dem Geld. Was sie nicht weiß, ist: Ihr Begleiter Roddy hat eine in den Körper implantierte Kamera bei sich, die sie heimlich filmt. Doch die Flucht verändert beiden …

Prognose: Es ist kaum zu glauben, dass dieses Sci-Fi-Kleinod trotz Top-Besetzung (Romy Schneider, Harvey Keitel, Harry Sean Stanton, Max von Sydow) erst jetzt erstmalig auf Scheibe erscheint. Nicht nur, dass man in jeder Minute merkt, dass Schneider das Drehbuch am Herzen lag (die Darstellerin zu Regisseur Tavenier vor den Drehbarbeiten: „Drei Viertel dieses Films haben mit mir zu tun. Ich werde Deine Katherine sein, ich werde es die ganze Zeit bis zum Schluss sein.“), die beklemmende, exzellent inszenierte, allerdings phasenweise auch – was nicht jedem hundertprozentig zusagen wird – sehr ruhige Dystopie war ihrer Zeit um Lichtjahre voraus und sollte mittlerweile längst zum Kanon der Sci-Fi-Filme gehören. Schade, dass man ausgerechnet hier an Extras nur ein Interview mit Tavenier, ein Trailer und ein Booklet als Dreingabe bekommt, da wäre mehr drin gewesen. Trotzdem: Pflichtkauf!

Death Watch – Der gekaufte Tod Deutschland, Frankreich 1980 • Regie: Bertrand Tavenier • Darsteller: Romy Schneider, Harvey Keitel, Harry Dean Stanton, Max von Sydow, Caroline Langrishe, William Russell, Vadim Glowna, Bernhard Wicki

 


„Invasion Planet Earth“

5. Invasion Planet Earth (2019)

Bei wem? White Pearl Classics Als was? DVD, Blu-ray Wann? 20.11.2020

Worum geht’s? Plötzlich sind sie da! Überall auf der Welt tauchen außerirdische Raumschiffe am Himmel auf. Ausgerüstet mit seltsamen Laserkanonen gehen die Invasoren kurz darauf auf Menschenjagd. Ein gespenstisches Szenario entwickelt sich. Wer von einem der Laserblitze erfasst wird, findet sich alsbald in einem seltsamen Behälter an der Unterseite der Raumschiffe wieder. Auch der werdende Vater Tom (Simon Haycock) wird so mitten aus dem Leben gerissen und entführt. Von Bord des Mutterschiffs aus muss er mit ansehen, wie die Erde langsam aber sicher dem Untergang entgegengeht. Doch welchen Plan verfolgen die Außerirdischen?

Prognose: Ich mach’s kurz: Die Produktionsgeschichte ist super, aber ich glaub kaum, dass das Resultat so richtig sehenswert ist. Das wird einer dieser Micro-Budget-Filme, die mit wenig versuchen auf Teufel komm raus eins zu eins Hollywood nachzubauen, da werden der Wille zum Freidrehen („African Kung-Fu Nazis“) oder die rotzige Leck-mich-am-Arsch-Attitüde eines Bruno Mattei fehlen.

Invasion Planet Earth Großbritannien 2019 • Regie: Simon Cox • Darsteller: Simon Haycock, Lucy Drive, Julie Hoult, Danny Steele, Sophie Anderson, Jon Campling, Toyah Willcox

 


„Lovecraft Country“

… und was gibt’s im TV & Internet?

• Batwoman, Staffel 1 – ab 05.11.2020, Sixx: Free-TV-Premiere der Comicverfilmung, die niemand so wirklich mag.

• Paranormal, Staffel 1 – ab 05.11.2020, Netflix: Der Titel ist Programm, erwähnenswerter ist, dass es sich hier um die erste ägyptische Netflix-Produktion handelt. Macht natürlich neugierig, anderseits spielt das Herkunftsland bei Netflix oft nicht wirklich eine Rolle, da letztendlich irgendwo doch alles recht ähnlich (die Macht der Algorithmen halt). Aber ich will mal nicht gleich wieder den Teufel an die Wand malen: Schaumer mal!

• The Handmaid’s Tale, Staffel 2 – ab 06.11.2020, Tele 5: Free-TV-Premiere nach der Vorlage von Margaret Atwood, die ab Staffel 2 allerdings frei weitergesponnen wird. Schlechte-Laune-TV allererster Güte.

Cyrptid, Staffel 1 – ab 12.10.2020, Joyn: Erscheint diesen Monat von Pandastorm auch auf Blu-ray und DVD. Ich hab so das Gefühl, dass diese HP-Lovecraft inspirierte „Stranger Things“-Antwort aus Schweden sehenswert wird. Die Skandinavier enttäuschen nur selten …

Lovecraft Country, Staffel 1 – ab 13.11.2020, Sky Atlantic: Deutsche TV-Premiere der gelungenen Roman-Adaption (Besprechung!)

• Motherland: Ford Salem, Staffel 1 – ab 20.11.2020, Amazon Prime: Alternative-Reality-Serie um drei Hexen (die Hexenverfolgung wurde 300 Jahre zuvor eingestellt), die in einer von Frauen-dominierten Welt Teil der US-Armee werden und auf Terroristenjagd gehen.

The Third Day, Staffel 1 – ab 26.11.2020, Sky Atlantic: Mystery-Serie mit Jude Law, der auf einer geheimnisvollen Insel landet, auf der die sich an fragwürdige Traditionen klammernden Einheimischen ausgesprochen merkwürdig verhalten. Erinnert etwas an „Midsommar“ heißt, kann nur besser werden.

Großes Bild ganz oben: „Archive“, Eurovideo.

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