Des Königs neue Reiche
Preview: Ein Vorgeschmack auf das zauberhafte Anime-RPG „Ni No Kuni 2“
Wer mit Namen wie Hayao Miyazaki und Studo Ghibli ebenso wenig anfangen kann wie mit Filmen wie Chihiros Reise ins Zauberland oder in gewisser Weise auch Die rote Schildkröte, braucht eigentlich gar nicht weiterzulesen. Alles Genannte zusammen steht nämlich für einen sehr speziellen Anime-Zauber, der eben nicht allein in Fernost oder kleineren Nerd-Zirkeln für Begeisterung, sondern weltweit für freudige Kulleraugen sorgt(e). Dieser Erfolg ist der emotionalen Tiefe sowie Vielschichtigkeit der vor allem von Studio Ghibli maßgeblich geprägten Erzählweise familientauglicher Animationskunst zuzuschreiben, die es versteht, alle Altersgruppen zu fesseln, ohne sich dabei nur auf Attribute wie Niedlichkeit zu verlassen.
Mit Ni No Kuni (was frei übersetzt ungefähr soviel heißt wie zweites oder anderes Land) erblickte vor einigen Jahren ein Rollenspiel das Licht der Welt, das diesen Ansatz in ein geradezu perfektes Spielerlebnis portieren konnte. Kein Wunder, denn Ni No Kuni: Der Fluch der weißen Königin entstand schließlich in enger Zusammenarbeit mit dem legendären japanischen Filmstudio Ghibli und feierte mit seinem juvenilen Protagonisten Oliver, der sich gemeinsam mit magischen Figuren wie der ungewöhnlichen Fee Tröpfchen (und ihrer Laternen-Nase) auf eine fantastische Heldenreise zwischen zwei Welten begab, einen mehr als beachtlichen (Verkaufs-)Erfolg mit gut 2 Millionen Exemplaren.
Nun steht die Fortsetzung mit dem Zusatz Schicksal eines Königreichs für den 23. März auf PS4 und PC in den Startlöchern und mischt mit neuen Charakteren und frischer Story ebenso wie mit einigen spielerischen Neuerungen das bisher etablierte Franchise auf, ohne dabei die Erfolgsformel des Vorgängers zu negieren. Parallele wie Trennung finden bereits auf der grundlegenden Ebene des Storyansatzes statt: Denn auch wenn die Welt von Ni No Kuni 2 für Kenner des ersten Teils sehr vertraut wirkt, sind dessen Ereignisse des nicht präsent oder überhaupt relevant, da es sich um eine weitere Parallelwelt handelt, die ihre ganz eigenen Stories erlebt.
Teil 2, der nun allerdings bekanntermaßen ohne das offizielle Ghibli-Label auskommen muss, erzählt somit losgelöst von Teil 1 die Geschichte des jungen Thronfolgers Evan, der nach einem Putsch durch das Volk der Mäuse vertrieben wird und daraufhin sein Königreich verteidigen sowie sogar ein Stück weit erst selbst aufbauen bzw. entwickeln soll. Ähnlich wie Erstlings-Held Oliver, der vor allem mit dem Verlust seiner Mutter zu kämpfen hatte, gilt auch für Evan, dass er erwachsen werden und sich dabei immer neuen Begegnungen stellen muss.
Begleitet wird der junge Regent in spe von zwei festen Gefährten namens Roland (der ursprünglich aus einer Parallelwelt kommt und dort unter anderem ein ganz anderes Erscheinungsbild aufweist) sowie der Piratentochter Tani. Beide unterstützen Evan in den Echtzeitgefechten, die wie gewohnt mit Waffen-, Magie- oder Spezialattacken und der Möglichkeit eines schnellen Charakterwechsels geführt werden. Zusätzlich kann die Truppe auf die Hilfe verschiedener Elementarwesen zurückgreifen, die mit ihren spezifischen Kräften das strategische Moment der Schlachten erweitern.
Laut den Entwicklern von Level-5 bildet gerade die Interaktion zwischen den verschiedenen spielbaren wie nur im Rahmen der Geschichte involvierten Figuren nun das Leitmotiv der epischen Reise, die Evan zusammen mit seinen Begleitern an zahlreiche weitere Reiche und deren teils äußerst ausladende Städte inklusive vieler Läden, Figuren und massig optionaler Nebenaufgaben führt. Ein besonderes Feature in diesem Zusammenhang: Damit Evan sein Königreich ausbauen kann, muss er in der Welt verteilte Bewohner verschiedener Reiche via Nebenquest rekrutieren, damit die mit ihren jeweiligen Kompetenzen seinem Reich wiederum neue Gebäude und weitere wichtige Aspekte hinzufügen.
Somit zielt Ni No Kuni 2 nicht auf klassischen Städtbau a la Simulationsgenre, sondern auf ein dem Genre Rollenspiel angepasstes System mit Erkundung und Quest. Zum Erweiterungsprinzip des Reichs gehört zusätzlich dessen Verteidigung via Mini-Game, in dem man verschiedene Angreifer inklusive unterschiedlicher Klassenattacken wie Schwertkämpfer mit einer eigenen kleinen Armee zurückschlägt, wobei in diesen Gefechten mit einer Art Schere-Stein-Papier-Wahrscheinlichkeit sogar eine Prise Taktik ins Spiel kommt.
Wie im Vorgänger laden die malerischen Städte dazu ein, sich in ihnen genauer umzusehen und mit den Bewohnern zu kommunizieren, um etwa geheime Schätze zu entdecken, neue Fähigkeiten zu erlernen oder sich einfach nur die besondes liebevoll umgesetzte Eigenart des jeweiligen Volkes zu Gemüte zu führen. Gerade die Lust am Entdecken machte bereits eine der wichtigsten Qualitäten des Vorgängers aus, der uns immer wieder einlud, kuriose (und witzig übersetzte) Figuren wie den König von Katzbuckel oder die Kuhlifin Lactitia zu besuchen und uns von den grandios gezeichneten, höchst charmanten Filmsequenzen das Herz erwärmen zu lassen. Da auch der Soundtrack von Komponist Joe Hisaishi genau in diese Kerbe schlägt, erwartet uns somit insgesamt sicher ein weiterer echter RPG-Meilenstein, der jüngere wie ältere Spieler gleichermaßen über Wochen in seinen Bann ziehen wird.
Ni No Kuni 2: Schicksal eines Königreichs • Level-5/Bandai Namco • Anime-RPG
Abb. © Level-5/Bandai Namco
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