Du kommst hier nicht rein!
Der Post-Brexit-Manager „Not Tonight“
Was haben viele von uns Nicht-Engländern damals mit dem Kopf geschüttelt als unsere Inselfreunde tatsächlich mit knapper Mehrheit den Austritt aus der Europäischen Union beschlossen hatten. Bis heute wird bekanntermaßen über Konditionen und mögliche Folgen des Austritts gestritten, doch wer sich mal mit einem satirischen Blick an den ganzen Irrsinn heranwagen möchte, hat mithilfe des launigen Games Not Tonight (seit August für PC erhältlich) die Gelegenheit dazu.
Der Titel entwirft das dystopische Bild einer Zukunft, in der in Folge eines ungeordneten Brexits eine rechtspopulistische Regierung an die Macht kam und nun eine mehr als restriktive Menschenrechtspolitik auf der Insel verfolgt. In Gestalt eines einfachen Türstehers, der vor verschiedenen Locations über den Einlass wacht (ein Schelm, wer dabei Zufall wittert), gilt es dessen Leben zu managen. Dabei treffen wir zahlreiche relevante Entscheidungen und beeinflussen mit unseren ID-Checks und ähnlichen Mechanismen auch grundsätzlich unseren Pfad zwischen einer Unterstützung des vorhandenen Widerstands oder einer Existenz als bloßer Mitläufer in schwierigen Zeiten.
Grafisch wie spielerisch reißt die im Pixellook gehaltene Simulation keine Bäume aus, geht aber dank angenehm ausbalancierter Spielmechanik gut von der Hand und lädt mit seiner variablen Entscheidungsstruktur auch zum Mehrfachdurchlauf ein. Da Not Tonight für unter 20 Euro zu haben ist und schon die trotz aller Satire politisch ernsthaft umgesetzte Idee Unterstützung verdient, sollten Retro-Gamer mit Simulationsfaible auf jeden Fall mal reinspielen.
Not Tonight • Panic Barn!/No More Robots • PC-Simulator
Abb. © Panic Barn!/No More Robots
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