19. Oktober 2017 1

Stürmische Zeiten

Dean Devlins „Geostorm“ ist ein überraschend unterhaltsamer Katastrophenfilm

Lesezeit: 2 min.

Ein Geostorm ist eine kataklysmische Katastrophe, erfahren wir in Dean Devlins Kracher „Geostorm“ bald, eine Verkettung von Wetterkatastrophen, die ein Unwetter schier biblischen Ausmaß entstehen lassen. Praktischerweise können NASA-Wissenschaftler in der nahen Zukunft offenbar auf die Minute genau voraussehen, wann so ein Geostorm beginnt, so dass bald ein Countdown startet: 90 Minuten bleibt unserem Helden Jake Lawson (Gerald Butler) noch, um das Desaster zu verhindern, doch bis dahin werden „kleinere“ Unwetter schon Moskau, Dubai, einen Slum in Indien und diverse andere Orte auf der Welt zerstört haben, die so schnell Flutwellen, Hagel, Vereisungen und allen anderen erdenklichen Wetterkatastrophen zum Opfer fallen, dass man bald den Überblick verliert.

Ja, „Geostorm“ ist einer dieser modernen Blockbuster, der sich in gigantomanischen Zerstörungsorgien gefällt, aber keine Figur opfern mag, die länger als zehn Sekunden im Bild zu sehen ist, dafür aber Millionen Gesichtslose über die Klinge springen lässt. Einzige Ausnahme ist der Bösewicht, denn im Gegensatz zu etwa Roland Emmerichs Wetter-Schocker „The Day After Tomorrow“, ist nicht das Wetter, also die Natur an sich der Antagonist, sondern finstere Politiker. In bester „24“-Verschwörungsmanier versuchen die, eingebettet ins Weiße Haus, die Macht an sich zu reißen, diesmal allerdings nicht durch Attentate oder Terror, sondern tatsächlich durch das Wetter. Denn in der nahen Zukunft, in der „Geostorm“ spielt, ist es der Menschheit gelungen durch Geoengineering das Wetter zu kontrollieren und damit die zunehmenden Auswüchse des globalen Wetters abzuschwächen.

Was sich auf den ersten Blick wie Science-Fiction anhört ist in Wirklichkeit eine Technik, über die zunehmend nachgedacht wird und von China schon eingesetzt wurde, um etwa während der Olympischen Spiele im notorisch versmogten Beijing, die Luft zu verbessern. Gerade angesichts eines amerikanischen Präsidenten, der den Klimawandel verneint eigentlich ein extrem zeitgemäßes Thema, auch wenn man sich vielleicht fragen kann, ob zumindest der amerikanische Zuschauer angesichts der jüngsten Welle von Hurrikans, die ganze Städte unter Wasser setzten, Lust darauf hat, sich im Kino von Naturkatastrophen unterhalten zu lassen. Dabei ist „Geostorm“ – das späte Regie-Debüt des langjährigen Roland Emmerich-Mitarbeiters Dean Devlin – tatsächlich ein großer Spaß, ungefähr auf dem Level der frühen, überdrehten und kruden Emmerich-Filmen wie „Universal Soldier“ oder „Stargate“. Filme also, die als Basis spannende Ideen hatten, die Grundlage von schlichter B-Picture-Dramaturgie waren. In dieser Manier läuft auch „Geostorm“ ab, ohne besondere Logik, aber mit einer Rasanz, die beeindruckt. Dass er am Ende ein bisschen zu schlicht ist, um als Kommentar über die Auswüchse des Klimawandels ernst genommen zu werden – was ursprünglich fraglos intendiert war – mag man bedauern, allerdings sollte man ja nun wirklich nicht ins Kino gehen müssen, um von der Realität der Erderwärmung überzeugt werden zu müssen.

„Geostorm“ startet am 19. Oktober im Kino.

Geostorm • USA 2017 • Regie: Dean Devlin • Darsteller: Gerald Butler, Jim Sturgess, Ed Harris, Andy Garcia, Alexandra Maria Lara

Kommentare

Bild des Benutzers Johann Seidl

Das Thema hat ja Emmerich selbst schon abgefrühstückt in seinem Abschlussfilm 1984 an der Hochschule für Fernsehen und Film München "Das Arche Noah Prinzip":
Wetterkontrolle durch Satelliten wird von bösen Mächten gekapert und zu politischen Zwecken missbraucht mit katastrophalen Folgen ...
Ich fand den Film damals klasse - mal schau´n, was der Emmerich-Padawan anderes als nur bessere Effekte dem Thema hinzufügen kann.

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