19. Januar 2018 1 Likes

Size DOES matter!

Godzilla-Anime: Der Chef ist wieder da – noch viel, viel größer und um einiges böser!

Lesezeit: 3 min.

Seitdem Hollywood 2014 mal wieder den Versuch unternommen hat, eines der populärsten japanischen Kulturgüter zu amerikanisieren, scheint sich bei der Produktionsfirma Toho der Kampfgeist geregt zu haben: „Wir nehmen zwar gerne euer Geld, aber UNSER Godzilla ist immer noch der einzig Wahre und vor allem der Größte!“

Shin Godzilla“ läutete 2016 mit einer ungewöhnlichen Mischung aus satirisch angehauchtem Katastrophenthriller und Oldschool-Kaijū Eiga die Rückkehr unser aller Lieblingsmonsterechse erfolgreich ein – kein Film hat in diesem Jahr die japanischen Kinokassen mehr zum klingeln gebracht! Außerdem wurde Godzilla um satte 10,5 Meter gegenüber der mit 108 Meter bis dato größten US-Variante aufgestockt – eine eindeutigere Kampfansage kann man wohl kaum machen!

Die nächste US-Version wird wohl nicht vor 2019 über die Leinwand trampeln, Toho schickt mit „Godzilla – Planet der Monster“ bereits jetzt einen weiteren Titel, den ersten Anime der Franchise, ins Rennen und hat noch eine Schippe drauf gelegt: Der Godzilla in diesem Film ragt satte 300 Meter in die Höhe! Natürlich handelt es sich „nur“ um eine CGI-Variante, aber sie funktioniert prächtig: Der Widererkennungswert ist sofort da, der Look ist dankenswerterweise relativ klassisch gehalten, zugleich wirkt das Kult-Viech wirklich gigantischer und darüber hinaus kräftiger, massiger und kantiger als zuvor, quasi wie ein Arnold Schwarzenegger unter den Monstern. Das extrem pompöse Erscheinungsbild liegt darin begründet, dass die Atombomben-Allegorie des ersten Films von 1954 maximal potenziert wurde. Godzilla ist hier eine Allmacht, eine Art gottgesandte Bestrafung für die Arroganz der Menschheit, gegen die weder die Bevölkerung, noch zur Hilfe eilende Bewohner anderer Galaxien eine Chance haben.

„Planet der Monster“ ist nicht nur der erste Anime-Film, sondern auch der erste reinrassige Science-Fiction-Film der Reihe: Die Geschichte spielt im Jahr 2048, die Menschheit will auf den Planeten Tau Ceti e auswandern, weil Godzilla die Erde nahezu komplett zerstört hat. Als die Vorhut nach einer 20jährigen Reise allerdings dort ankommt, muss man entsetzt feststellen, dass die vermeintliche Zuflucht mittlerweile unbewohnbar geworden ist, weswegen der rebellische und von Hass auf das Monster völlig zerfressene Haruo beschließt die Erde zurückzuerobern. Wieder zurück erwartet die Truppe allerdings eine große Überraschung: Mittlerweile sind 20.000 Jahre vergangen, ein neues Ökosystem hat sich entwickelt und der Herrscher dieser neuen Welt ist: Godzilla!

Die Geschichte ist ganz zeitgemäß als Trilogie angelegt, Drehbuchautor Gen Urobuchi („Psycho Pass“) lehnt sich mit seinem Skript aber recht weit aus dem Franchise-Fenster und wagt auch für den ersten Teil einer Trilogie, der ja eigentlich die Hauptaufgabe hat, das Publikum fix an die Leine zu legen, recht viel. Was nämlich auf dem Papier wie eine simple Vorlage für einen spaßigen Monster-Klopper klingt, wird als eher spröder, finsterer Quasi-Kriegsfilm mit einer miesepetrigen, unzugänglichen Hauptfigur präsentiert, der die ersten Zweidrittel der Laufzeit viel mit Besprechungen zum richtigen Vorgehen im Kampf gegen Godzilla verbringt. Dieser, wie beim letzten Realfilm, erneut ziemlich trockene, „realistische“ Anstrich, ist nicht ohne Reiz, sorgt aber dafür, dass man emotional so gut wie gar nicht andockt (anders als in „Shin Godzilla“ wurden auch keinerlei Humorkrümel zur Auflockerung drübergestreut). Selbst ein vermeintlich tragischer Todesfall sorgt lediglich für ein Schulterzucken. Die wirklich schönen, stilvollen, stellenweise mit originellen Details (unter anderem schießen aus den Triebwerken der Raumschiffe rosaschimmernde Strahlen) aufwartenden Bilder und vor allem die lange Zeit zwar genüsslich aufgesparten, glücklicherweise aber dann sehr starken Auftritte der Hauptattraktion lassen einen schlussendlich doch auf die Fortsetzungen hoffen, der Große mit dem markanten Organ ist und bleibt einfach unwiderstehlich!

„Godzilla – Planet der Monster“ ist mitsamt einer mäßigen deutschen Synchronisation seit dem 17.01.2018 auf Netflix abrufbar.

Godzilla – Planet der Monster (Japan 2017) • Regie: Hiroyuki Seshita, Kôbun Shizuno • Sprecher: Kana Hanazawa, Yuki Kaji, Kenta Miyake, Mamoru Miyano, Daisuke Ono, Tomokazu Sugita

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