5. April 2018 3 Likes

Eine ideale Kombination

Spielberg, 80er Jahre, Nostalgie: Die Verfilmung von Ernest Clines „Ready Player One“

Lesezeit: 3 min.

Wen könnte man sich besser für die Verfilmung des nostalgischen Popkultur-Romans „Ready Player One“ vorstellen, als Steven Spielberg, der als Regisseur und Produzent die Imagination ganzer Generationen prägte? Allein mit Figuren und Motiven seiner eigenen Filme könnte Spielberg die virtuellen Welten füllen, in denen die Figuren von Ernest Clines Bestseller weite Teile ihrer Zeit verbringen, doch dass er das nicht tut, dass er auch sonst nur sehr zurückhaltend Zitate und Verweise an die Popkultur einsetzt, macht eine der Qualitäten von „Ready Player One“ aus.

Der zudem einer der ganz wenigen Filme ist, bei dem der Einsatz von 3D Sinn macht: Nach wenigen Sekunden taucht die Hauptfigure Wade (Tye Sheridan) in die OASIS ein, eine vom Programmierer Halliday (Mark Rylance) geschaffene virtuelle Welt, in der in der Zukunft des Films gerade ärmere Menschen fast ihre gesamte Zeit verbringen. Nicht photorealistisch ist diese Welt, sie erinnert eher an Manga-Welten, in denen die Figuren sich betont coole Avatare zulegen und Dinge erleben, die ihnen in der wirklichen Welt unmöglich sind. Hier ist Wade nicht ein unscheinbarer junger Mann, der nach dem Tod der Eltern (ja, wir sind in einem Spielberg-Film), bei seiner Tante in einem futuristischen Trailer-Park lebt, sondern Parzival. So wie alle anderen Spieler der OASIS versucht auch Wade das Rätsel zu lösen, das Halliday mit seinem Tod der Welt hinterließ: Drei Aufgaben gilt es zu lösen, drei Schlüssel zu finden, der Sieger wird Herrscher über die OASIS, ein Preis, der auch finstere Gestalten anlockt. Vor allem Sorrento (Ben Mendelsohn), der mit seiner Firma Innovative Online Industries kurz I.O.I. die Welt beherrschen will, was unweigerlich an all die Tech-Bosse von Steve Jobs über Steve Bezos bis Mark Zuckerberg denken lässt.


Größenverhältnisse – Tye Sheridan und Olivia Cooke in „Ready Player One“

Das einmal mehr ein Hollywood-Produkt das sympathische Individuum gegen eine profitgierige Firma positioniert mag man ironisch finden, auch das Spielberg immer wieder die Botschaft seines Films einhämmert: Nur die Realität ist real! Was in einem Film, der sich so offensiv in virtuelle Welten stürzt, der gerade hier unfassbare Bilder auftürmt, während die Realität des Films eher blass und ja, ein wenig langweilig erscheint, besonders merkwürdig erscheint. Aber natürlich auch typisch Spielberg, dessen Held sich erst in der virtuellen Welt in seinen Schwarm Art3mis verliebt, bevor er ihr als reale Samantha (Olivia Cook) begegnet.

Doch so schlicht die Moral auch ist, so überwältigend sind die Bilderwelten, die Spielberg entwirft – wie gesagt nicht vollgestopft mit popkulturellen Referenzen, aber dennoch voll von hübschen Verweisen und Zitaten. Gerade das filmische Archiv von Warner Bros. (dem Produzenten des Films) stand dabei Pate, wesentlich häufiger als im Roman, was wohl auch dem schwierigen Prozess der Rechteklärung geschuldet ist. Aber wer wollte sich beschweren, wenn Parzival und seine Freunde sich in Raum 237 des Overlook Hotels wiederfinden, von King Kong bedroht werden oder mit dem Iron Giant kämpfen? All das inszeniert Spielberg mit einer Lust am Detail und vor allem einer solchen Übersicht in den zahlreichen Actionszene, die überdeutlich machen, welch brillanter, in den besten Momenten geradezu visionärer Regisseur der inzwischen 71jährige immer noch ist.

„Ready Player One“ startet am 5. April 2018 im Kino.

Ready Player One • USA 2018 • Regie: Steven Spielberg • Darsteller: Tye Sheridan, Olivia Cook, Mark Rylance, Ben Mendelsohn, Simon Pegg

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