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„Sucker Punch“ – Das soll einen umhauen
Groß, größer, am größten, Sucker Punch. Ganz klar, das hatte Zack Snyder im Kopf, als er ans Werk ging. Nach Dawn of the Dead, 300 und Watchmen hatte er die Nerds im Griff, San Diego lag ihm zu Füßen. Und was er alles aufbot: süße Mädels in Nuttenkostümen, Samurais, Schützengraben-Zombies, Roboter, Drachen. Was sollte da schon schiefgehen? Na ja, so ziemlich alles.
Angelegt ist Sucker Punch wie ein Videospiel, inklusive der schwerfälligen, haarsträubenden Rahmenhandlung. Hier ist es das Schicksal von »Babydoll«, eines jungen Mädchens, das sich in einer höllischen Irrenanstalt angesichts der drohenden Lobotomie in eine Traumwelt flüchtet, in der die Anstalt zu einem bizarren Bordell wird. In diesem finsteren Laden soll sie, gemeinsam mit ihren Schicksalsgenossinnen, für einen demnächst eintreffenden VIP-Kunden einen verführerischen Tanz einüben. Doch während des Tanzens fällt Babydoll in eine Art Trance, die sie in eine Art Traum im Traum entführt. Und hier, in diesen Meta-Welten (Leveln), sind die Schlüssel (Items) für ihre Rettung zu finden.
Die umständliche Hinführung zu den Action-Sequenzen ist eine Geduldsprobe, erst recht in einem Setdesign-Overkill, das irgendwo zwischen Gilliam, Burton und Jeunet angesiedelt ist. Doch nun, in den ausufernden Leveln, soll es also so richtig abgehen. Voll auf die Augen und Ohren, bis einem der Sabber aus dem Maul läuft. Doch leider öffnet sich der Mund höchstens zu einem müden Gähnen, denn Begeisterung will sich einfach nicht einstellen. Und das ist durchaus einfach zu erklären. Erstens: Babydoll geht einem komplett am Allerwertesten vorbei. Ganz zu schweigen von den anderen gesichtslosen Schönen. Zweitens: Trotz der vermeintlichen Unterschiedlichkeit der Level sind alle doch irgendwie der gleichen Ästhetik unterworfen. Nicht einmal die Rahmenhandlung(en) hebt sich wirklich ab. Alles eine Soße. Reine Überwältigung, sonst nichts. Überraschungsmoment? Null.
Erschwerend hinzu kommen die Übersättigung an Metaphern, die eine Tiefe vortäuschen, die einfach nicht da ist, und ein unsäglicher Soundtrack, der allen Ernstes nach Textinhalt ausgesucht wurde und damit auch noch auf denselben Raum einschlägt.
Und Emily Browning (Babydoll) war wohl so schwer angeschlagen von diesem Sucker Punch, dass ihr nichts Besseres einfiel, als anschließend in ihre Heimat Australien zu fliehen und ausgerechnet eine Rolle im Arthouse-Drama Sleeping Beauty anzunehmen. Wo sie wieder in einer erotisch aufgeladenen Traumwelt landete: ähnlich hohl, aber nicht mit San Diego im Visier, sondern Cannes. Irgendwie gruselig.
Sucker Punch • USA/Kanada 2011 · Regie: Zack Snyder · Darsteller: Emily Browning, Vanessa Hudgens, Abbie Cornish, Jamie Chung, Carla Gugino, Jon Hamm, Scott Glenn
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